Dauerregen hält an: Ruhr in Witten wird zum reißenden Strom
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Witten. Dauerregen, aber keine sintflutartigen Güsse – Witten kam zunächst recht glimpflich durch das andauernde Unwetter. Doch nun kippt die Lage.
Auch wenn es teils kräftig regnete: Witten ist bis zum Nachmittag von dem Unwetter über NRW weitgehend verschont geblieben. Nur zwei wetterbedingten Einsätze zählte die Feuerwehr. Beide Male waren Bäume, unter anderem auf der Waldstraße, umgestürzt und blockierten eine Straße. Doch am frühen Abend dreht sich die Lage. „Wir laufen mit Einsätzen voll“, sagt der zuständige Einsatzleiter gegen 17.30 Uhr. Mehrere Einheiten seien aktuell im ganzen Stadtgebiet im Einsatz – von Bommern über Annen bis Rüdinghausen. „Überall laufen die Keller voll.“
Noch schlimmer traf es allerdings Hagen. Dort standen schon am Morgen viele Straßen unter Wasser, Menschen steckten in ihren Fahrzeugen fest. Rund 20 Einsatzkräfte der Wittener Feuerwehr, darunter die Taucherstaffel, rückten mit weiteren 50 Helfern von DRK und ASB zur Unterstützung aus.
Auch wenn sturzbachartige Regenfälle in Witten zunächst weitgehend ausblieben, hat der Dauerregen schon am Morgen die Ruhr vielerorts über ihre Ufer treten lassen. Der für Witten maßgebliche Pegel des Flusses schob sich im Laufe des Tages immer weiter nach oben und überschritt am Nachmittag die Hochwassermarke. Gegen 15 Uhr stand der Pegel bei 5,32 Meter – normal sind um die zwei Meter. Ab 5,12 Meter spricht der Ruhrverband von „mittlerem Hochwasser“. 522 Kubikmeter Wasser (522.000 Liter) schossen am Nachmittag pro Sekunde durch das Flussbett – am Vortag waren es 50.
Ganze Bäume treiben in der Ruhr bei Witten
Große Äste, aber auch ganze Bäume und Verkehrsschilder sah man in Höhe des Wasserwerks Hohenstein auf den Fluten tanzen. Die nahe gelegene Wetterstraße war teilweise überflutet. Auch in der Innenstadt bildeten sich vielerorts große Pfützen.
Als Vorbereitung auf die angekündigten Regenfälle hatte die Feuerwehr ihre Wasserpumpen überprüft. Zusätzliche Kollegen seien nicht in Alarmbereitschaft versetzt worden, sagt Sprecher Uli Gehrke. Im Notfall bestehe aber immer die Möglichkeit, Kollegen, die eigentlich nicht im Dienst sind, kurzfristig zu alarmieren.
Ob und wie schwer ein Unwetter die einzelnen Städte oder Stadtteile treffen wird, sei vorab immer schwer einzuschätzen, sagt Gehrke. Oft drehe sich die Vorhersage auch binnen weniger Minuten. Bei Dauerregen, wie er im Laufe des Mittwochs in Witten der Fall war, würden dann erfahrungsgemäß auch eher kleinere Gewässer wie etwa der Pleßbach über die Ufer treten.
Einkaufen ist kein Vergnügen und der Fluss schwillt an
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Starkregen lässt aber auch immer wieder den Wannenbach in Heven anschwellen und überflutet die Gärten, Keller und Garagen der Anwohner an der Herbeder Straße. Sie fordern seit Jahren einen besseren Schutz gegen das Wasser. Nun soll sich bald etwas tun.
„Ende Juli soll die Spundwand erhöht werden“, sagt Anwohnerin Ilona Riederer. Auch wenn sie noch nicht so recht daran glauben kann. Nach den Regengüssen der letzten Woche sei das Wasser erneut bis zur Oberkante der aktuellen Wand gestanden. „Zwei Zentimeter mehr, dann wäre es wieder rübergekommen. Wir sind immer in Sorge, wenn es regnet“, sagt Ilona Riederer.
Stadt Witten prüft Möglichkeit neuer Rohre
Die Stadt selbst prüft derzeit die Möglichkeit neuer Rohre, die das Wasser aus dem Einzugsgebiet von Pferdebach und Walfischbach aufnehmen könnten. Der „Reinwasserkanal“, also der Wannenbach, sei dafür nicht mehr ausreichend. In der Vorsorge habe man auch jüngst den Kamperbach in Rohre mit größerem Durchmesser verlegt, sagt Rainer Gerlach von der Entwässerung der Stadt (ESW). Der offen fließende Teil des Kamperbachs soll folgen.
Neben der Erhöhung der Spundwand am unteren Wannenbach sei geplant, am Wasserwerk von Gelsenwasser ein schließbares Hochwassertor einzurichten und den Damm auf 160 Meter zu erhöhen, damit auch große Wassermengen aus dem Wannenbach nicht die Trinkwassergewinnung gefährden.
Und es regnet weiter. Die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes gilt noch bis Donnerstagmorgen.
Karte zeigt Überflutungsgefahr bei Regen
Welche Gebiete in der Stadt bei starkem Regen besonders von einer Überschwemmung gefährdet sind, zeigt die Starkregengefahrenkarte der Stadt. Zu finden ist sie unter www.witten.de/starkregen. Die Vorsorge obliege den jeweiligen Eigentümern, betont Tobias Wanders von der ESW. Oft könne etwa ein Rückstauschutz helfen, damit der Keller im Fall der Fälle nicht überflutet.
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