Witten. Lorenzo Olivier stellt schon seit mehr als vierzig Jahren Eis in der Bahnhofstraße her. Schon sein Großvater verkaufte ab 1930 Eis in Witten.
Die Gesichter von Lorenzo Olivier und Iris Peters kennt wohl jeder, der sich ab und an in der oberen Bahnhofstraße in Witten aufhält. Die beiden betreiben die alteingesessene Eisdiele „De Lorenzo“. Seit 1974 gibt es den kleinen Eisladen.
„Zunächst betrieb mein Vater die Eisdiele, ich stieg dann zwei Jahre später ein“, erzählt Lorenzo Olivier. Der damals 16-Jährige lernte das Eismachen von der Pike auf. Doch die Geschichte seiner Familie im Eisgeschäft reicht in Witten noch weiter zurück: Bereits Lorenzos Großvater hatte 1930 die erste Eisdiele an der Ruhrstraße eröffnet. Nach dem Krieg plötzlich verstorben, bauten dessen Kinder, Lorenzos Mutter und seine beiden Onkel, Anfang der Fünfziger Jahre das zerstörte Geschäft wieder auf.
Es gab mal drei Lorenzo-Eisdielen in Wittens City
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Zu Hochphasen betrieb Lorenzos Familie drei Eisdielen in der Innenstadt – an der unteren und oberen Bahnhofstraße und an der Ruhrstraße. Heute ist es nur noch Lorenzo, der Tag aus Tag ein, elf Stunden am Tag, mit seinem Eis beschäftigt ist. Sein Bruder kehrte vor zehn Jahren ins italienische Heimatdorf im Belluno-Tal in den Dolomiten zurück. Lorenzo und seine Partnerin Iris Peters verbringen die Sommermonate nach wie vor in Witten in ihrer Eisdiele, während sie den Winter in den Dolomiten wohnen.
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Iris Peters unterstützt ihren Lebensgefährten tatkräftig. Die 57-Jährige hatte Lorenzo kennengelernt, weil sie sich des Öfteren ein Eis auf die Hand kaufte. Als wäre es Schicksal, hatte die Wittenerin schon immer ein Faible für italienische Musik. „Deswegen fing ich an, Italienisch an der Volkshochschule zu lernen – und suchte nach Menschen, mit denen ich die Sprache sprechen kann, um in Übung zu bleiben“, erzählt Peters, die eigentlich gelernte Goldschmiedin ist. Mit Lorenzo konnte sie Italienisch sprechen und dabei ein Eis essen – so kam es, dass sie das Eis seit 2004 auch verkauft.
Arbeit wird langsam zu anstrengend
Lorenzo Olivier und Iris Peters betreiben die Eisdiele mit Leidenschaft, doch beide geben ehrlich zu, dass sie mittlerweile etwas erschöpft sind. „Finanziell läuft es etwas schlechter als noch vor zehn Jahren, aber der Grund fürs Aufhören wäre, dass es einfach zu anstrengend wird“, so der 62-Jährige. Das stundenlange Stehen, die aufwendige Reinigung der Eisbehälter und der Sahnemaschine, fordern ihren Tribut. Die Herstellung an sich scheint für Lorenzo hingegen ein Klacks zu sein. Etwa eine Viertelstunde dauert es, bis er mit Hilfe der massiven, hochprofessionellen Maschine im Keller des Geschäfts einen Behälter mit Eis gefüllt hat. Seit 1985 ist der Italiener auch geprüfter Speiseeishersteller – eine Fortbildung, die für Eisdielen-Betreiber aber nicht verpflichtend ist.
Vor allem Eissorten mit Snickers, Bounty, Kinderschokolade und Oreo sind gefragt
Auch diese Eisdielen produzieren selbst
Eis aus eigener Herstellung finden Schleckermäuler in Witten auch in anderen Eisdielen. In Mitte bieten etwa das Eiscafé Simonetti (Ruhrstraße 20), das Dolce Vita (Bahnhofstraße 35) und das „I am love“ (Berliner Platz) selbst gemachtes Eis. Letzteres hat auch eine große vegane Auswahl.
In Stockum verkauft etwa das Arte Gelato (Hörder Straße 324) Eis aus eigener Herstellung, ebenso wie in Herbede das Eiscafé Venezia (Platz an der Schmiede 6). Beliebt ist auch der „„Kleinen Eisladen“ an der Billerbeckstraße in Heven.
„Für mich sind Qualität und Geschmack das wichtigste, mein Eis muss mir schmecken. Tut es das nicht, verkaufe ich es auch nicht. Ich könnte sonst nachts nicht schlafen“, erklärt der Eismacher. Die Nachfrage habe sich über die Jahre deutlich verändert. Früher gab es oft „Cassata“ – eine sogenannte Eisbombe aus Himbeer-, Schokoladen- und Vanilleeis mit Sahne als Kern. Heute sind vor allem Eissorten mit Snickers, Bounty, Kinderschokolade und Oreo gefragt. Über 30 Sorten bieten Lorenzo Olivier und Iris Peters an. Am beliebtesten ist aber nach wie vor Spagettieis. Das gönnt sich auch Bernd Emde aus Wengern, der Stammkunde bei „De Lorenzo“ ist. „Ich bin schon auf Weltreise gewesen, und habe Eis auf der ganzen Welt gegessen, aber für mich schmeckt es hier am besten“, sagt der 64-Jährige.
Wie lange es „De Lorenzo“ noch geben wird, das lässt Lorenzo Olivier bewusst offen – und setzt die fast hundertjährige Tradition seiner Familie in Witten weiter fort.