Witten. Wo soll in Witten künftig gebaut werden? Mit dieser Frage hat sich der Stadtentwicklungsausschuss jetzt beschäftigt. Das wollen die Fraktionen.
Wie soll in Witten künftig gebaut werden – und vor allem: Wo? Diese Frage soll eine Untersuchung klären, die die Verwaltung 2019 in Auftrag gegeben hatte. Doch die erste Version dieser Wohnbauflächenpotenzialanalyse wurde vor gut einem Jahr von der Verwaltung gekippt. Grund: Die Klimafolgen für die Bebauung der einzelnen Areale sollten stärker betrachtet werden. Jetzt wurde dem Stadtentwicklungsausschuss die nachgeschärfte Studie vorgelegt. Doch auch die stieß auf Kritik.
Insgesamt 47 Hektar Land, die zur Bebauung empfohlen werden, hatte die erste Fassung der Untersuchung des Dortmunder Büros Planquadrat ausgewiesen. Unter Berücksichtigung der Klima-Aspekte sind es jetzt nur noch 39 Hektar, knapp die Hälfte davon im (bislang unbebauten) Außenbereich, der Rest in Siedlungsgebiet.
Vier Flächen in Witten stehen nicht mehr zur Debatte
Vier Flächen stehen wegen ihrer besonderen klimatischen Bedeutung gar nicht mehr zur Debatte. Und galten in der ersten Version noch 14 Grundstücke in Siedlungsgebieten – also bei den „Wohnbaureserven und Nachverdichtungspotenzialen“ – als sehr geeignet, sind es nun nur noch fünf. Auch die Flächen mit mittlerer Eignung sind weniger geworden, im Außenbereich schrumpft die geeignete Fläche ebenfalls.
Folge: Die zur Bebauung empfohlenen Gebiete decken nun nur noch rund 85 Prozent des Bedarfs, der für Witten errechnet worden ist. Doch wie groß ist der Bedarf eigentlich? Von 1500 neuen Wohneinheiten bis zum Jahr 2030 geht das „Handlungskonzept Wohnen“ der Stadt aus – eine Zahl, die die Fraktionen Stadtklima und Bürgerforum+ zumindest in Frage stellen.
Feld am Goltenbusch in Bommern gilt als besonders geeignet
Drei der Bereiche, die nun ganz vom Tisch sind, liegen in Bommern. Allerdings findet sich dort auch die mit über sechs Hektar größte Fläche, die als besonders geeignet gilt: der Goltenbusch. Daran gab es bei der Sitzung am Donnerstag deutliche Kritik. „Das ist der beste Acker, den wir in Witten haben“, betonte Klaus Wiegand als Vertreter des Beirats für Denkmalpflege. Früher habe er sich zwar selbst dafür eingesetzt, dass dort gebaut wird, doch heute müsse man andere Prioritäten setzen. „Das darf nie und nimmer Bauland werden.“
Der Bedarf an Wohnfläche könne auch ohne neue Versiegelung gedeckt werden, meinte auch Michael Hasenkamp von Stadtklima, etwa durch den Ausbau von Dachflächen. Die CDU setzt ebenfalls auf weiteren Wohnraum durch Dachgeschossausbau. Die Grünen wollen noch mal an die Studie ran und unter anderem den Geschosswohnungsbau höher gewichten lassen – und die Linken möchten für jede neu versiegelte Fläche einen gleich großen Ausgleich festschreiben.
Rommelfanger: Bestand an Wohnraum muss erneuert werden
Stadtbaurat Stefan Rommelfanger stimmte einem Teil der Vorschläge zu. „Ich bin Ihrer Meinung, wir müssen den Bestand an Wohnraum erneuern.“ Er glaube aber nicht, dass der künftige Bedarf allein daraus gedeckt werden könne. Witten sei eine beliebte, gut gelegene Stadt. „Und wir müssen uns weiterentwickeln.“
Der Fokus beim neuen Wohnungsbau solle aber zunächst auf den bereits bestehenden Siedlungsflächen liegen – wie etwa der Neugestaltung des Karl-Marx-Platzes in der Innenstadt. Er versicherte, die Stadt versuche dabei, Angebote für alle Zielgruppen zu schaffen – vom sozialen Wohnungsbau bis zum Eigenheim. Befürchtungen, es könne künftig in Witten zu „Ghettos“ kommen, weil in der Analyse den neuen Baugebieten Zielgruppen zugeordnet werden, wies er zurück: „Wir versuchen immer, eine Mischung hinzukriegen.“
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Nun haben die Fraktionen noch einmal Zeit, über die Vorlage und die eingereichten Anträge zu beraten. Beschlossen werden soll sie erst in der nächsten Sitzung. Sollte der Ausschuss sein Okay geben, wird die Wohnbauflächenpotenzialanalyse künftig Grundlage des städtebaulichen Entwicklungskonzepts sein. Vorsitzender Uwe Rath stellte aber klar: „Welche Flächen dann aber tatsächlich entwickelt werden, das entscheiden Politik und Rat.“