Witten. Die ehemalige Kantine im Untergeschoss des Saalbaus in Witten hat sich in ein Ton- und Aufnahmestudio verwandelt. Jetzt gibt es sogar Internet.

Die Modernisierung des Wittener Saalbaus kommt aus der Tiefe. Genauer gesagt: Im Garderobentrakt hat sich die einstige Kantine, wo früher die Künstlerinnen und Künstler bewirtet wurden, in ein Ton- und Aufnahmestudio verwandelt. Das „Digitallabor“ läutet den Wandel ein, den das Kulturforum begehen will – mit Beginn der neuen Spielzeit im Spätsommer soll es neben den herkömmlichen Theateraufführungen auch allerlei Neuheiten geben, digitale Kunst, sozusagen.

Am Donnerstag (30.6.) wurde das Labor mit einem Live-Stream auf YouTube eröffnet und die Menschen hinter dem Projekt vorgestellt. „Wir glauben, dass Digitalität, wie wir es nennen, auch für die Kultur eine wichtige Sparte ist“, sagt Alissa Krusch, Managerin für digitale Transformation beim Kulturforum. Das Team rund um Krusch, Martina Kliner-Fruck, die Kulturforum-Leiterin Jasmin Vogel vertritt, sowie Christian Emmel, künstlerischer Leiter des Digitallabors, will verschiedene neue Formate ausprobieren.

Kulturszene Witten spricht in Podcasts

Wie das Wort „Labor“ schon vermuten lässt, sehen die Verantwortlichen die geplanten Projekte auch als Experimente. Geplant sind bis Dezember ein sechsteiliger Podcast, eine interaktive Late-Night-Show, eine Ausstellung mit VR-Brillen also virtuelle Realität, und mehrere Live-Streams zu Kunstausstellungen über verschiedenste Social-Media-Plattformen.

Im Podcast werden verschiedenen Akteurinnen und Akteuren aus der Kulturszene Wittens und Umgebung interviewt. Die Ausstellung mit den Brillen, die eine virtuelle Realität simulieren können, ist für November geplant. Das Künstlerpärchen Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten aus Dortmund nehmen Wittens Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unter die Lupe und verschmelzen das Ganze zu einer animierten, begehbaren Welt. Genaue Termine und Tickets wird es bald auf der Internetseite des Kulturforums geben.

Vorbereitungen in Witten liefen seit August

Seit August letzten Jahres liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Nach und nach verwandelte sich die ehemalige Kantine in einen Raum, der mit dem altrosafarbenen Sofa und Sessel, Teppich und Stehlampe anmutet wie ein Wohnzimmer. Weiter gibt es alles, was zum Filmen und Aufnehmen benötigt wird, zu bestaunen sind etwa Kameras und Mikrofone. Es gibt einen Regie- und Schnittplatz und die Möglichkeit, Veranstaltungen live zu übertragen. An technischer Ausstattung fehlt es eigentlich an nichts mehr – bis auf ein paar Scheinwerfer, die sich das Kulturforum bei der Werkstatt geborgt hat. Man hilft sich eben. Denn auch das neue Equipment im Saalbau können sich die Wittener Kunstschaffenden gegenseitig ausleihen. So profitieren auch das Museum, die Bibliothek oder die Werkstatt davon.

Das gesamte Team des Wittener Digitallabors (v.h.l.n.v.r): Jan, Freddi, Martina und Malte sowie vorne Alissa, Christian, Philipp, Jan und Marie.
Das gesamte Team des Wittener Digitallabors (v.h.l.n.v.r): Jan, Freddi, Martina und Malte sowie vorne Alissa, Christian, Philipp, Jan und Marie. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Eine weitere Neuerung: Es gibt nun tatsächlich Internet im Saalbau. Anders würde das „Digitallabor“ gar nicht funktionieren, schon gar nicht in den Katakomben des Theatersaals. Das erste halbe Jahr während der Vorbereitungen musste der künstlerische Leiter Christian Emmel mit den mobilen Daten seines Handys arbeiten. Das ist nun anders – der einwandfrei laufende Live-Stream auf YouTube beweist: Die Verbindung ist da.

Der Saalbau in Witten hat jetzt Internet

Möglich gemacht wurde das „Digitallabor“ und sein Programm mithilfe von 250.000 Euro Fördergeldern des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW, der Kulturstiftung des Bundes und der Beisheim Stiftung. „Es geht darum, dass wir die analogen Veranstaltungen auf der Bühne mit neuen digitalen und hybriden Formaten bereichern wollen“, erklärt Alissa Krusch. Neben digitalen Veränderungen soll der Wittener Theatersaal auch barrierefreier werden. Es sind Leitlinien für Blinde geplant, für Gehörgeschädigte gibt es speziell eingestellte Kopfhörer. Außerdem wurde das Foyer frisch bepflanzt. Der Saalbau erwacht zu neuem Leben und freut sich auf seine erste digitale Spielzeit.