Witten. Vielleicht nicht so bekannt wie die Bremer Stadtmusikanten, aber in Witten-Heven längst eine Institution. Nun ist der bronzene Esel verschwunden.

Wer macht so was nur? Vandalen oder Metalldiebe haben die Esel-Skultpur an der Oberkrone in Heven abgesägt und gestohlen. Anwohner sind entrüstet. In den sozialen Medien machen Nutzer ihrem Ärger Luft. Tief sitzt der Frust bei dem früheren SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Jürgen Dietrich, der sich seit Jahren um die Bronze-Plastik kümmert.

Stadt Witten will jetzt Anzeige erstatten

Wann die Täter den „Esel“ entwendet haben, ist derzeit noch unklar. Wie es heißt, war die Figur auf jeden Fall am Morgen von Fronleichnam (Donnerstag) verschwunden. Das Kunstwerk gehört der Stadt. „Wir werden jetzt Anzeige erstatten“, sagt Sprecherin Astrid Raith.

„Das ist eine Sauerei“, schimpft ein Jugendlicher, der am Freitagmorgen den leeren Sockel fotografiert. „Wer kommt nur auf so eine Idee?“ fragt der junge Mann. Als er genau hinschaut, sagt er: „Nur von den Vorderläufen haben sie noch etwas übrig gelassen.“ Kleine Bronzestümpfe sind stumme Zeugen der Verstümmelung.

Im Laufe des Vormittags kommen noch weitere Menschen vorbei, die mit ihrem Handy Bilder auf dem Eselsmarkt machen. „Das war gestern auch schon der Fall“, sagt das Ehepaar Dettlaf, das direkt nebenan wohnt. Die Eheleute hatten allerdings angenommen, junge Familien würden, wie so oft bei schönem Wetter, ihre Kinder auf dem Esel fotografieren. „Es ist schon sehr traurig, wenn die Figur jetzt fehlt“, sagen die Dettlafs. Da kann ihnen Anwohnerin Heidi Fiedrich (62) nur zustimmen. Gerade ihre Enkelin werde den Verlust sehr bedauern. Wenn sie zu Besuch kommt, will sie sofort erst „einmal auf dem Esel sitzen“.

Unbekannte haben die Eselplastik in Heven gestohlen.
Unbekannte haben die Eselplastik in Heven gestohlen. © WAZ | Walter Fischer

In den letzten Wochen häuften sich die Metalldiebstähle, sagt Joel Paulus (22), der ebenfalls gerade vorbeikommt. Im leerstehenden Real-Markt hätten doch Unbekannte Kupferrohre und auf dem Hevener Friedhof Kupferleitungen gestohlen. Richtig, wie es in der Zeitung stand. Laut Polizei haben Diebe in diesem Jahr schon neunmal Friedhöfe in Witten heimgesucht, um Kupferrohre und Wasserhähne mitgehen zu lassen. Es gab fünf weitere Metalldiebstähle auf Privatgrundstücken und in Kleingartenanlagen.

Diebe wollten schon einmal den Esel in Witten stehlen

Erinnerung an Tradition der Eselmärkte

In früherer Zeit gab es in Heven so genannte Eselmärkte. Die Herkunft des Begriffs lässt sich nach Aussage von Heimatforschern nicht eindeutig belegen.

Vermutlich kommt der Name daher, dass neben Pferden auch Esel als Lasttiere im Einsatz waren. Möglicherweise haben sie Karren zum Markt in Heven gezogen. Eventuell haben Händler aber auch mit ihren Kutschen an Ort und Stelle eine Zwischenstation eingelegt.

Vor vielen Jahren, in der Nacht zum 27. Juli 2009, sei schon einmal versucht worden, den Esel zu stehlen, erinnert sich SPD-Urgestein Jürgen Dietrich. Damals beobachtete allerdings eine Nachbarin das Geschehen von ihrer Wohnung aus und schlug die mutmaßlichen Diebe so in die Flucht.

Den Torso hatten sie da schon abgesägt, ließen ihn zum Glück aber zurück. Eine Gießerei aus Dortmund setzte den Esel wieder auf seinen Platz. Pate stand dabei die Wittener Künstlerin Bettina Thierig, die die Tierfigur geschaffen hat. Dietrich: „Das war damals aufwendig und teuer, es kostete 3000 Euro. Durch Spenden sei das Geld seinerzeit zusammengekommen.

Seit mehr als 30 Jahren gehört die Figur zum Ortsbild von Heven

Der frühere Erste Stellvertretende Bürgermeister zählte zu den Initiatoren, die sich ursprünglich für die Anschaffung des Esels eingesetzt hatten. Dank des inzwischen verstorbenen Unternehmers Gustav Wiegard, der die Aktion sponserte, konnte die Skulptur im Januar 1991 ihrer Bestimmung übergeben werden. Anwohnerin Heidi Fiedrich: „Ich lebe seit 30 Jahren hier in Heven. Der Esel gehört zum Ortsbild.“