Witten. Ab 2024 wird die Sprockhöveler Straße in Witten saniert. Danach wird es einfacher sein, ein Fahrrad als ein Auto zu parken. Das ärgert Anwohner.

Die nächste große Straßensanierung in Witten steht in den Startlöchern: Ab 2024 wird die Sprockhöveler Straße saniert, zunächst auf dem Abschnitt zwischen Fischertalweg und „BMW Ernst“. Dann wird unter Vollsperrung die Straße von Hauskante zu Hauskante neu angelegt. Was dort geplant ist, passt nicht jedem – denn Parkplätze fallen weg, etwa zugunsten von Radabstellbügeln.

Auf einer von der CDU organisierten Informationsveranstaltung für Anwohner am Dienstagabend im IG-Metall-Haus kochten die Emotionen hoch. „Die Planung ist für alle gut, nur nicht für die, die hier leben“, ruft einer in den Saal. Hauptvorwurf der etwa 40 anwesenden Anwohner: Die Politik, insbesondere der anwesende Verkehrsausschuss-Vorsitzende Julian Fennhahn (CDU), und die Verwaltung, also Planerin Monika Braun und Stadtbaurat Stefan Rommelfanger, verkennen die Situation vor Ort. Dabei geht es vor allem ums Parken.

Hoffnung auf Umfeld-Verbesserung

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Als „Kfz-dominiert“ beschreibt Bauingenieurin Monika Braun den heutigen Zustand der Verbindung zwischen Herbeder Straße und Crengeldanz. Das kann jeder, der dort entlangfährt, bestätigen: Endlose Reihen geparkter Autos, viel Verkehr trotz Tempo 30. Fußgänger und Radler haben das Nachsehen. „Es kommt eine Verschönerung“, betont Baudezernent Rommelfanger. „Das wird sich auch positiv für die Anwohner auswirken.“ Er erhofft sich von der Aufwertung der Sprockhöveler Straße einen Effekt, den man schon an der Annenstraße und an der Pferdebachstraße beobachten kann: „Der Straßenumbau löst private Investitionen in die Gebäude aus, das Umfeld verändert sich“.

Dass die Sanierung der Sprockhöveler Straße der noch maroderen Herbeder Straße vorgezogen wird, liegt an der schlechten Entwässerung: Die Sprockhöveler braucht dringend einen größer dimensionierten Kanal. Ihre Erfahrungen schildern die Anwohner eindringlich: „Vor zehn Jahren sind wir das erste Mal überschwemmt worden, inzwischen passiert das jährlich“, berichtet ein junger Mann. „2021 hatten wir drei Mal Wasser im Keller, davon beim Juli-Hochwasser einen Meter hoch.“ Inzwischen parke niemand mehr in den Garagen im Hof, „aus Angst, dass die Autos dort absaufen“. Stattdessen stelle man die Autos an die Straße – was bald nicht mehr gehen wird.

Illegales Gehweg-Parken geht künftig nicht mehr

In den Plänen von Monika Braun sind künftig 113 Stellplätze auf dem Straßenabschnitt markiert – acht weniger als bisher ausgewiesen. Diese acht Plätze werden stattdessen für Baumscheiben genutzt, denn künftig wird es mehr Grün an der Straße geben, und für insgesamt 50 Radabstellbügel. Tatsächlich aber parken an der Straße jetzt schon viel mehr Autos. Etwa im Kreuzungsbereich, was zwar verboten, aber praktisch möglich ist. Künftig wird es nur noch Parkbuchten geben. Radfahrstreifen, Bäume oder die Abstellbügel verhindern ein Parken auf dem Gehweg.

Tobias Grunwald von der CDU moderierte die Informationsveranstaltung für Anwohner. Hinten Stadtplanerin Monika Braun und Stadtbaurat Stefan Rommelfanger.
Tobias Grunwald von der CDU moderierte die Informationsveranstaltung für Anwohner. Hinten Stadtplanerin Monika Braun und Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. © Schild

Offenbar wissen die Anwohner schon jetzt nicht, wohin mit ihren Fahrzeugen. Dazu passen die rechtlichen Vorgaben einer Straßenplanung und der Grundgedanke einer Verkehrswende mit mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger wenig. Dabei, betont Monika Braun, habe sie nach Einwänden vieler Bürger die Planung nochmals verändert: „Den ein oder anderen Stellplatz haben wir noch reinbekommen. Und auch die Zahl der Radabstellanlagen wurde reduziert.“ Eine Straßenplanung sei dominiert von Regelwerken, da müsse man einen Kompromiss finden.

Fahrraddiebstahl und Vandalismus

20 Radbügel würden reichen, findet ein Anwohner: Drei Fahrräder seien ihm schon geklaut worden – dass jemand in dieser Gegend sein Rad draußen anschließt, glaubt er nicht. Mit Graffiti, betrunkenen Jugendlichen, die nachts zur Ruhr ziehen, hätten sie gelernt, zu leben. Auch die Idee, einen Grünstreifen vor der Eisenbahnunterführung, der jetzt „Müllhalde und Hundeklo“ sei, mit einer Wildblumenwiese, Bank und Abfalleimer aufzuhübschen, findet wenig Beifall. „Machen Sie die Straße schön, aber übertreiben Sie es nicht“, sagt einer der Anwesenden. „Die Sprockhöveler Straße ist nicht der Parkweg.“

Anwohner zahlen keine Straßenbaugebühren

Die Sprockhöveler Straße sollte schon 2012 erneuert werden, damals fehlte der Stadt das Geld. Nun gibt es eine Landesförderung, veranschlagt sind für den Bau 10,2 Mio Euro. Die Anwohner werden nach dem neuen Landesgesetz nicht an den Straßenbaugebühren beteiligt.

Neben der Stadt buddeln auch ESW und Stadtwerke. Weil ein großer Abwasserkanal in die Mitte der Straße gesetzt wird, wird die Straße abschnittsweise immer wieder voll gesperrt. 25 der 36 bisherigen Straßenbäume müssen gefällt werden, unter anderem weil an ihrem Standort demnächst ein bis zu zwei Meter breiter Radstreifen verläuft. Der Straßenbereich für Pkw wird auf 5,50 Meter reduziert. Der Radstreifen wird grün, an manchen Stelle rot eingefärbt, denn hier soll demnächst die „Emscher-Ruhr-Tour“ als Radstrecke ausgewiesen werden.

Die Straße ist Bundesstraße, deshalb muss auf ihr nach dem Umbau Tempo 50 gelten. Die Stadtverwaltung hofft auf eine Änderung des Bundesgesetzes: Sie würde die Straße gern als Tempo-30-Zone ausweisen, auch weil an ihr zwar zwei Kindergärten liegen. Tempo 30 greift aktuell nicht, weil beide Einrichtungen ihren Haupteingang nicht an der Bundesstraße haben.