Witten. Der Fund alter Eisenhütten auf Drei Könige in Witten war eine Sensation. Doch das angedachte „Archäologie-Fenster“ gibt es bis heute nicht.
Die Funde waren eine Sensation. Anfang 2018 sind bei Arbeiten für das Gewerbegebiet Drei Könige in Witten durch Tagesbrüche Reste von zwei alten Eisenhüttenwerken zum Vorschein gekommen. Ein „archäologisches Fenster“ sollte dauerhaft den Blick in die Vergangenheit ermöglichen. Doch dann war nichts mehr zu hören von dem spektakulären Projekt. Liegt das Vorhaben weiter auf Eis?
Insgesamt umfasst das Gelände Drei Könige rund 40.000 m². Der Bereich mit den historisch bedeutsamen Öfen, der für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden soll, ist etwa 1000 m² groß. Hinzu kommen weitere 2000 m² für Zuwegung und Böschungen. Die Fläche ist weiterhin als Schutzzone eingerichtet – und damit auch aus der Vermarktung als Gewerbefläche ausgeklammert.
„HerausragendeBesucherattraktion“ für Witten
„Die Situation ist unbefriedigend für die Bürger und für Gewerbetreibende. Wir sind selbst unglücklich darüber, dass alles so lange dauert“, sagt Wolfram Essling-Wintzer vom zuständigen Archäologen-Team des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Dabei ließ sich der Plan eines Industriedenkmals gut an.
Die LWL-Experten träumten von einem „Industriearchäologischen Park“ und einer „herausragenden Besucherattraktion im Verbund der Route der Industriekultur“ – mit Informationspunkt und Besuchersteg. Die Fundamente aus frühindustrieller Zeit seien von überregionaler Bedeutung und in ihrem Erhaltungszustand europaweit einmalig, sagte auch Wittens Denkmalschützer Florian Schrader vor vier Jahren über die Funde der Bessemer und Steinhauser Hütte.
Auf Förderung ausunterschiedlichen Töpfen gehofft
Man hoffte auf eine Förderung aus unterschiedlichen Töpfen. Denn die Mehrkosten etwa für Ausgrabung und Dokumentation wurden damals auf knapp 700.000 Euro geschätzt. Im ersten Schritt sollte das „Archäologiefenster“ zunächst für 200.000 Euro mit einem wetterfesten Dach gesichert werden. Weitere 50.000 Euro wurden für die Entwicklung eines Gesamtkonzepts angesetzt. Zwei Jahre später wurde ein Essener Architekturbüro mit dem Entwurf eines Stahlblechdachs beauftragt.
„Das alles schien ziemlich teuer zu werden“, erklärt LWL-Archäologe Essling-Wintzer im Rückblick. Auch sei der denkmalbehördliche Aufwand enorm. „Dafür fehlt uns die Zeit und das Personal.“ Aus der geplanten Doktorarbeit, die der damalige Grabungsleiter schreiben wollte, wurde nichts: Der Antrag auf Förderung bei der Thyssen-Krupp-Stiftung sei negativ beschieden worden. Auch war nicht klar, wer das Archäologie-Fenster eigentlich bauen und betreiben sollte.
Archäologe: Virtueller Rundgang mittels QR-Code vorstellbar
Für den Archäologen ist klar: „Einen neuen Museumsstandort werden wir in Witten nicht aus der Taufe heben.“ Die Funde vernünftig zu präsentieren, halte der LWL jedoch weiterhin für sinnvoll. Deshalb wolle man Mitte Juni neue Gespräche mit der Stadt aufnehmen. Eine kleine Station einzurichten, an der Interessierte mittels QR-Code die ehemaligen Hüttenwerke virtuell durchwandern können – „das kann ich mir vorstellen“, so Wolfram Essling-Wintzer.
Darüber würde sich Torsten Heckenhauer sicher freuen. Der Wittener hatte sich schon länger gefragt, was aus dem Archäologischen Fenster geworden ist. „Es wäre doch schade, wenn dieses Vorhaben in Vergessenheit geraten würde.“ Denn er sei überzeugt, dass Witten auch touristisch davon profitieren könne.