Witten. Im letzten Jahr wurde die Burgruine Hardenstein in Witten restauriert. Alte Probleme bleiben: Mancher Gast schätzt den historischen Ort nicht.

Von Februar bis Dezember letzten Jahres wurde an der Burgruine Hardenstein gearbeitet. Die Essener Firma Baufeld, Experten für die Erhaltung von Burgen, Schlössern und Kirchen, restaurierte eines der wichtigsten Wittener Wahrzeichen - gefördert vom Düsseldorfer Heimatministerium. Jetzt ist alles schön, wenn nur die Menschen mit dem Baudenkmal im Hardensteiner Tal respektvoller umgehen würden.

Mitarbeiter des Betriebsamtes installierten am Montag die Fahrradsperre vor dem Burggelände.
Mitarbeiter des Betriebsamtes installierten am Montag die Fahrradsperre vor dem Burggelände. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Als Hans Dieter Radke am vergangenen Samstag zur Burgruine kam, traute er seinen Augen nicht. In der denkmalgeschützten Anlage lagen leere Flaschen, Scherben und Müll - offenbar wieder einmal die Hinterlassenschaften einer verbotenen privaten Party. Radke hatte „die Schnauze voll“, wie er sagt.

1974 hat er den Verein „Burgfreunde Hardenstein“ gegründet, der heute 98 Mitglieder zählt, und sich darum kümmert, dass die Burgruine erhalten und gepflegt wird. Unzählige Schnaps-, Bier- und Weinflaschen hat Radke am historischen Ort schon ehrenamtlich eingesammelt und entsorgt.

Burgruine in Witten wird als Abenteuerspielplatz und Klettergarten missbraucht

Seinem Ärger machte er am vergangenen Samstag gegenüber „Frauen von einer Hundeschule“ Luft, die gerade die Anlage besuchten. Radke kam am folgenden Tag zurück. Von Müll, Flaschen und Scherben war nichts mehr zu sehen. „Das haben wohl die Damen weggeräumt, vielen Dank“, freut sich der 75-Jährige. Er ist Kummer gewohnt, wenn es um die Burgruine geht. Seit vielen Jahren ärgern er und seine Burgfreunde sich über Vandalismus. Ehrenamtlich engagierte Menschen, die immer wieder erleben müssen, dass das, was sie pflegen und lieben, von anderen respektlos behandelt wird.

Waren im vergangenen Jahr für die Restaurierungsarbeiten an der Burgruine Hardenstein verantwortlich (von li.): Architekt Peter Kremer, Hans Dieter Radke von den Burgfreunden und der Essener Unternehmer Klaus Wüstefeld.
Waren im vergangenen Jahr für die Restaurierungsarbeiten an der Burgruine Hardenstein verantwortlich (von li.): Architekt Peter Kremer, Hans Dieter Radke von den Burgfreunden und der Essener Unternehmer Klaus Wüstefeld. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das Gelände werde von Besuchern immer wieder als Abenteuerspielplatz, Klettergarten oder als eine Art Freizeitpark gesehen, sagt Radke. Steine, die an der Ruine liegen und von dieser stammen, werden herumgeschleppt, dann irgendwo abgelegt. „Das geht nicht, wir benötigen sie zum Restaurieren!“ Kinder klettern auf Mauerkronen herum, was für sie auch gefährlich werden kann. Raucher bittet Radke inständig, Kippen nicht einfach auf die Erde zu werfen, sondern in die am unteren Burgtor stehenden Mülltonnen.

Neue Fahrradsperre am Gelände bremst jetzt Radler aus

Auf dem an der Ruhr gelegenen Gelände gibt es auch ein Reitverbot. Was so manchen Menschen hoch zu Ross wenig zu interessieren scheint. Pferdeäpfel bleiben dort ebenso liegen wie Hundehaufen. Radfahrer, die bislang über den Hardensteiner Weg hinunter in Richtung Burgruine bretterten, werden dort jetzt zum Anhalten und Absteigen gezwungen. Der Eigentümer des Denkmals, der Bommeraner Friedrich Oberste-Frielinghaus, hat eine Fahrradsperre spendiert. Mitarbeiter des Wittener Betriebsamtes haben diese am Montag auf dem Weg angebracht.

Sonntags lässt der Falkner seine Vögel fliegen

Die Burg Hardenstein wurde um 1350 von den Herren von Hardenberg gegründet und als Wasserburg erbaut. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die einstige Wasserburg 1363. Ab dem 18. Jahrhundert verfiel die Anlage.

Eigentümer der Burgruine ist der Bommeraner Friedrich Oberste-Frielinghaus, Pächter ist bis 2030 die Stadt Witten. Der Verein Burgfreunde Hardenstein unterhält seit 2006 in der Herbeder Grundschule (Wilhelmstraße 4) ein Archiv und ein Museum, das rund 600 archäologische Funde zeigt, die von der Burgruine stammen.

Mehr über die Burg und die Burgfreunde findet man im Netz auf burgfreunde-hardenstein.de. Kontakt zum Verein - auch für einen Museumsbesuch - über: 02302 738-09. Falkner Johann Seemeyer, der jetzt immer sonntags um 15 Uhr zu Flugvorführungen auf die Burgruine einlädt, stellt sich auch im Netz vor (falknerei-neandertal.de).

Hans Dieter Radke erreichen zur Burgruine viele Anfragen. Diese sei doch eine schöne Kulisse für Hochzeiten und Familienfeiern, eine Technoparty oder ein Zeltlager, hört er von denen, die sich bei ihm melden. Der Vorsitzende der Burgfreunde winkt da immer ab. „Das geht hier nicht.“ Für Fotoshootings oder Filmaufnahmen gebe es schon einmal grünes Licht, wenn die „Spielregeln“ vorher vertraglich geregelt seien.

Falkner trainiert bereits seit 50 Jahren Greifvögel

Grünes Licht gibt es auch für Falkner Johann Seemeyer. Der 66-Jährige aus Haan trainiert bereits seit 50 Jahren Greifvögel. Seit April kommt er sonntags für Flugvorführungen zur Burgruine Hardenstein nach Witten. Auch an diesem Sonntag wird er dort wieder ab 15 Uhr mit vier Vögeln zu sehen sein - wohl mit einem Adler, einem Wüstenbussard, einer Eule und einem Falken. „Die Vorführung ist kostenlos“, sagt Seemeyer. Über eine Spende vor Ort für seine Tiere würde er sich jedoch freuen.