Witten. Seit 45 Jahren pflegen die Wittener Burgfreunde die Burgruine Hardenstein. Sie erweckten das überwucherte Gelände aus dem Dornröschenschlaf.
Besonders in der Dunkelheit beleuchtet ist die Ruine Hardenstein am Ruhrufer ein echter Hingucker. Sie wäre es aber nicht, wenn es die Burgfreunde nicht gäbe, die dafür sorgen, dass das denkmalgeschützte Gemäuer immer tadellos aussieht. Anfang August vor 45 Jahren wurde der Verein gegründet.
„Damals waren wir 20 Leute. Darunter einige Jugendliche, für die das Ganze ein großes Abenteuer war“, erinnert sich Vorsitzender Hans Dieter Radke. Heute hat der Verein 88 Mitglieder. Darunter viele aus Witten und dem Ruhrgebiet, aber auch aus dem Sauerland und Bayern. Sechs Gründungsmitglieder sind heute noch im Verein. Abenteuerlich war der damalige Zustand der Ruine: Damals stand noch das Fachwerkhaus auf dem Gelände. „Es war komplett marode. Der THW hat es dann eingerissen und wir haben die Trümmer abtransportiert“, so Radke. Ein Schrottauto stand außerdem im Burghof, Gartenmöbel flogen herum, alles war zugewuchert. Im Keller der Hauptburg wuchs sogar eine große Wildkirsche.
Die Kellerräume der Hauptburg waren mit herabgestürztem Material gefüllt. Von den meisten Außenmauern standen nur noch Fundamentreste. „Eine Fachfirma hat das dann so aufgemauert, dass der äußere und innere Grundriss wieder sichtbar wurden“, erinnert sich Radke. Fast zwei Jahre säuberte der Verein das Gelände vom Baum- und Strauchbewuchs. „Die Aktion hatte den Spitznamen ,Schlappe Brennnessel’“, meint der Hardenstein-Vorsitzende amüsiert.
Vereinsmitglieder zahlen 16 Euro im Jahr
Vereinsräume gab es in den ersten Jahren nicht. Fundstücke wurden bei Radke zuhause oder im Keller des Herbeder Hallenbades deponiert. 1978 konnten die Burgfreunde dann im ehemaligen Herbeder Rathaus einziehen. Manche hatten Angst, dass die schweren Steine, die von der Ruine gesammelt wurden, durch den Bretterboden in die Stadtbücherei fallen könnten. Fenster- und Türfassungen sowie andere Steine, die vom Steinmetz bearbeitet worden waren, darunter auch Treppenstufen, wurden beim Freimachen der Kellerräume gefunden. Heute sind sie überwiegend in der Vereinsgarage sowie im kleinen Burgmuseum untergebracht.
Altes Geschütz in der Ruine gefunden
Ein weiterer bedeutender Fund aus der Ruine Hardenstein ist die Ladekammer einer Steinbüchse aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Dort hinein kam die Kugel mit der Pulverladung.
„Das eigentliche Rohr war leider nicht mehr auffindbar. Dafür haben wir aber zwölf größere Kugeln aus Ruhrsandstein für das Geschütz gefunden“, so der Vereinschef.
2006 war das Museum in die Herbeder Grundschule in der Wilhelmstraße umgezogen. Im Vereinsraum in der Schule finden alle zwei Monate Stammtische statt, einmal im Jahr eine Hauptversammlung. Die Mitglieder zahlen 16 Euro Beitrag im Jahr, außerdem gibt es gelegentlich Spenden. Von der Stadt kommt heute kein Geld mehr. Von 1978 bis 1984 steuerte sie im Jahr rund 300 Mark bei. 1992 konnte ein außerplanmäßiger Zuschuss von 600 Mark verzeichnet werden. Und zwar zur Anschaffung einer Motorsense, die heute noch genutzt wird. Weil der Burghof so groß ist, wurde aus eigenen Mitteln 2016 für knapp 3000 Euro ein Aufsitzrasenmäher angeschafft.
In den Trümmern der Ruine fanden sich aber auch einige herausragende Funde: Darunter ein Wappenstein der Familie von Laer, die damaligen Burgbesitzer. 1977 wurde er entdeckt, als eine Fachfirma die Wände aufmauerte. „Der damalige Museumsdirektor Nettmann hat mich ganz aufgeregt angerufen, dieser Stein sei gefunden worden“, so Radke. Der Stein habe aufgedeckt dort gelegen, Spaziergängern sei er aufgefallen, die sich dann bei Nettmann gemeldet hätten.
Burg Hardenstein war von Wassergräben umgeben
Die Burg Hardenstein wurde um 1350 erbaut, Sie war ursprünglich von Wassergräben umgeben. Ab dem 18. Jahrhundert verfiel die Anlage zur Ruine. Sie ist heute im Besitz der Familie Oberste-Frielinghaus. Im Museum befindet sich ein schönes Modell der ehemaligen Burganlage mit den Maßen 90 mal 70 Zentimetern. Das Modell hat ein Modellbauer der Lehrwerkstatt der Edelstahlwerke extra für den Verein gebaut. Es entstand nach den vorhandenen Grundrissen, alten Abbildungen und Baubeschreibungen.
Das Vereinsjubiläum begingen die Burgfreunde an diesem Wochenende mit einer vereinsinternen Feier mit geladenen Gästen in der Burgruine. Am Sonntag, den 8. September, dem Tag des offenen Denkmals, gibt es dann eine offizielle Feier mit mittelalterlichem Markt für alle Besucher. Und was wünscht sich Hans Dieter Radke für die nächsten Vereinsjahre? „Das wir noch mehr aktive Mitglieder finden. Und mehr Respekte der Leute vor der Ruine. Sie ist kein Abenteuerspielplatz. Außerdem wäre mehr kommunale Wertschätzung schön“, sagt Radke. Schließlich sei man ja eine Art Werbeträger für die Stadt, die Burgruine das meistbesuchte und meistfotografierte Denkmal in Witten. „Ein offizielles Dankeschön wäre doch mal was.“