Witten. . Die Vandalismus-Serie in der Ruine Hardenstein reißt nicht ab. Unbekannte zerstörten die Mauerabdeckungen. Eine Kameraüberwachung soll kommen.
- Diesmal zertrümmerten Unbekannte eine Mauerabdeckung
- Die Burgfreunde suchen Sponsoren für Überwachungskameras
- Staatsanwaltschaft stellt Verfahren gegen Brandstifter in der Ruine wegen Geringfügigkeit ein
Das war leider kein Aprilscherz: Erneut gab’s Zerstörungen in der denkmalgeschützten Ruine Hardenstein. „Unbekannte haben dicke Brocken von unserem Steinhaufen genommen, den wir für Restaurierungsarbeiten hier liegen haben. Damit haben sie dann Platten der Mauerabdeckung eines Pfeilers an der Hauptburg zertrümmert“, ärgert sich Hans Dieter Radke.
Am 1. April entdeckte er die Schäden. „Noch einen Tag zuvor habe ich den Platz aufgeräumt. Als ich ihn mittags verlassen habe, war alles picobello“, erzählt der Vorsitzende des Vereins der Burgfreunde Hardenstein. Die sind bekanntlich Kummer gewohnt: Mal wurden die Bodenstrahler zerstört, mal Müll wild abgekippt, mal die Mauern vollgesprüht.
Anzeigen füllen ganze Ordner
Das Jahr fing schon gut an: „Gleich zum Saisonstart im Januar gab’s ersten Vandalismus. Da haben Unbekannte Bruchholz aus dem Wald geholt und eine Feuerstelle in der Ruine eingerichtet. Denen muss es wohl kalt gewesen sein. Uns nicht: Denn wir mussten hinterher eine Stunde lang aufräumen“, so Radke. Am kommenden Samstag krempeln voraussichtlich sechs Ehrenamtliche erneut die Ärmel hoch: Dann wird der aktuelle Schaden beseitigt. Außerdem werden die Infotafeln gereinigt, die auch öfter von Fremden beklebt werden. Und schließlich entfernen die Burgfreunde bei diesem Arbeitseinsatz Wildwuchs an der Ruine.
Obwohl es auf Hardenstein in den letzten Jahren so viele Zerstörungen gab, wurde fast nie jemand erwischt. „Ich habe ganze Ordner voller Anzeigen. Aber die endeten stets damit, dass die Ermittlungen erfolglos eingestellt wurden“, berichtet der Herbeder Burgfreund. Im Oktober vorigen Jahres allerdings ertappte die Polizei einen 39-jährigen Wittener auf frischer Tat.
Täter bekommt Bußgeldbescheid
Der Mann hatte mehrfach durch große Feuerstellen das Mauerwerk beschädigt. Wieder gab’s eine Anzeige. „Aber obwohl der Wittener die Taten zugegeben hat, stellte die Staatsanwaltschaft in Bochum das Verfahren wegen Geringfügigkeit und mit der Begründung ein, es bestehe kein öffentliches Interesse“, erzählt Radke kopfschüttelnd. Er meint: „Das ist eine Ohrfeige für uns und unsere Arbeit. Da werden Täter noch bestätigt.“
Doch Radke wandte sich auch ans Ordnungsamt. Auf Anfrage dieser Zeitung heißt es von dort: „Aufgrund eines Verstoßes gegen die Ordnungsverordnung der Stadt Witten ging Anfang November ein Bußgeldbescheid über 177 Euro raus.“ Grundsätzlich gilt: Wenn nicht bezahlt wird, stellt das Ordnungsamt beim Amtsgericht einen Antrag auf Durchführung der Erzwingungshaft. So leicht dürfte der Brandstifter von Ruine Hardenstein also doch nicht davonkommen.
Weil die Burgfreunde die Faxen dicke haben, schützen sie Hardenstein künftig – in Absprache mit den Behörden – durch zwei Überwachungskameras mit Aufzeichnungsmöglichkeiten. Die Anschaffung liegt bei 4400 Euro, hinzu kommt die Montage. „Wir müssen jetzt noch besprechen, ob wir sie kaufen oder mieten“, so Radke. Das Ausleihen koste 1250 Euro im Jahr inklusive Wartung. „In vier Jahren hätten wir sie also auch finanziert“, stellt der Burgfreund eine Gegenkalkulation auf. Jetzt sollen Wittener Bürger oder Firmen angesprochen werden, das Schutzprojekt zu sponsern.
Im Fall der im Juni 2016 mit dicken Gesteinsbrocken zerstörten acht Bodenstrahler, mit denen die Ruine so stimmungsvoll angeleuchtet wurde, führte dieser Weg bereits zum Erfolg. Die notwendigen 4000 Euro für neue Strahler spendete ein Ehepaar, Wittener Geschäftsleute. Und auch die Stadtwerke stehen bereit, um die Beleuchtung unterstützend zu installieren. Radke: „Das Geld für die neuen Strahler liegt abrufbereit auf unserem Vereinskonto. Aber erst, wenn wir die Kameras angebracht haben, werden wir auch die zertrümmerte Bodenbeleuchtung ersetzen. Denn sonst geht der Vandalismus-Zirkus ganz schnell wieder von vorne los.“
>>> Burgfreunde suchen weitere Mitstreiter
Der Verein Burgfreunde Hardenstein wurde 1974 mit dem Ziel gegründet, die Ruine zu erhalten. Seit 1974 werden die Mauerreste ausgegraben und gesichert. Der Verein sucht weitere Mitglieder. Der Jahresbeitrag beträgt 16 Euro. Kontakt: Tel. 73809.