Witten. Matthias Lutz kann nicht nur Schlagerparty. Mit den „Radioprofis“ geht der Wittener jetzt ganz neue Wege. Heißt das: Nie mehr Sause am Vatertag?

Seine Schlagerpartys am Vatertag sind legendär. Doch mit seinem Show-Service konnte Matthias Lutz während der Pandemie keinen Blumentopf gewinnen. „In den letzten beiden Jahren war tote Hose“, sagt der 56-Jährige. Dafür will er ab Mitte Mai mit den „Radioprofis“, seinem zweiten Standbein, groß rauskommen. Der Wittener wird für ein Unternehmen ein bundesweites Unterhaltungsprogramm liefern und hat in dessen Auftrag einen der begrenzten Sendeplätze beim digitalen UKW-Nachfolger „DAB+“ ergattert.

Wer die Firma ist, das darf Matthias Lutz noch nicht verraten. Nur so viel: Das Programm, das zwölf Stunden lang live läuft, hat nicht nur Musik, Sport, Wetter und Nachrichten zu bieten, sondern auch Tipps rund um Lifestyle und Heimwerken. Werbung sei nicht vorgesehen. „Wir wollen ja kein Verkaufsradio machen.“ Für den Kunden, in dessen Auftrag die Radioprofis arbeiten, sei das Ganze ein Imageprojekt, das er sich eine Menge kosten lasse.

Wittener Radioprofis investieren sechsstellige Summe

Die Vorbereitungen laufen gerade auf Hochtouren. Im Oktober sind die Radioprofis in die 365 m² großen Räumlichkeiten in Heven gezogen. 18 Kilometer Kabel für vier Tonstudios wurden verlegt – das neue speziell fürs Digitalradio erforderte eine technisch extrem aufwändige Ausstattung.

Radioprofi durch und durch: Jürgen Renfordt führt gemeinsam mit Matthias Lutz die Geschäfte der Wittener Firma und moderiert seit vielen Jahren für den WDR.
Radioprofi durch und durch: Jürgen Renfordt führt gemeinsam mit Matthias Lutz die Geschäfte der Wittener Firma und moderiert seit vielen Jahren für den WDR. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Eine mittlere sechsstellige Summe habe man investiert, so Jürgen Renfordt (67). Er moderiert seit 30 Jahren für den WDR, ist nicht nur seit langem mit Lutz befreundet, sondern leitet gemeinsam mit ihm die Geschäfte der Radioprofis. Für das neue Projekt galt es außerdem eine Menge urheberrechtlicher Faktoren zu klären. Die Musikredaktion leitet übrigens Lutz’ Bruder Volker, der einst das ehemalige Tonstudio der Wittener Deutschrocker Franz K. übernommen hat.

Eine gewisse Nervosität liegt in der Luft. „Alle gehen auf dem Zahnfleisch“, sagt Matthias Lutz. Gleichzeitig fiebert er dem neuen Format entgegen. „Damit bewegen wir uns radiotechnisch auf dem Niveau der Champions League“, wagt der Wittener den Vergleich. Sogar neue Leute werden extra dafür eingestellt. Noch laufen Bewerbungsgespräche. Das Team sei inzwischen auf 14 feste und 15 freie Mitarbeiter angewachsen.

Matthias Lutz: Der deutsche Schlager darf nicht sterben

Seit etwa fünf Jahren gibt es die Radioprofis. Schon vorher hat Lutz das Deutsche Musikradio auf den Weg gebracht. Es ist übers Internet zu hören und spielt nur deutsche Lieder. Auch Sänger und Komponist Olaf Henning moderiert hier regelmäßig. Für Lutz ist das Musikradio sein Hobby, das er aus purem Idealismus betreibt. „Denn der deutsche Schlager darf nicht sterben.“

Vor etwa zweieinhalb Jahren sind sie dann ins „Branded Radio“ eingestiegen, produzieren also auf Wunsch Sendungen für bestimmte Branchen und Firmen – in ihrem Fall für das Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk – und damit auch für ein spezielles Hörerklientel.

Wittener bieten „weltweit einmaliges“ Branchenradio

Ein Leben für Shows, TV und Radio

Matthias Lutz ist Wittener durch und durch. Er lebt auf dem Sonnenschein und betreibt seit 36 Jahren einen Show-Service. Der 56-Jährige ist gelernter Elektroinstallateur, hat aber nie in dem Job gearbeitet. „Ich habe mich immer mit Quatschen durchgebracht“, schmunzelt er.

Nach der Lehre hat Lutz als kaufmännischer Angestellter und Moderator in einer Bochumer Agentur gearbeitet, wurde dann Teilhaber und später Inhaber. Er hat außerdem zehn Jahre bei Radio EN, Antenne Unna und Ruhrwelle Bochum gearbeitet.

Vor zwölf Jahren ging er zum Fernsehen, hat für Kabel 1, Sat 1 und Pro 7 moderiert sowie den Quizsender 9 Live aufgebaut.

Vor fünf Jahren gründete Lutz gemeinsam mit Jürgen Renfordt die Radioprofis. Sie gehen am 13. Mai mit dem „BX-Radio“ digital über DAB+ auf Sendung.

Gerade senden sie im SHK-Radio zum Beispiel von der „Intherm“, einer entsprechenden Messe in Nürnberg. „Das Branchenradio läuft über eine App. Und es läuft gut an“, zeigt sich Lutz zufrieden. Und er legt noch einen drauf: „Das ist in ganz Europa, wenn nicht sogar weltweit einmalig.“ Auch für Autohäuser oder andere Betriebe sei das machbar. Gespielt wird viel Musik, aber nur internationale Hits. Außerdem gibt’s den Wetterbericht und Nachrichten. Im Gegensatz zum Digitalradio werde aber manches vorproduziert.

Matthias Lutz ist froh und glücklich, dass es mit den Radioprofis läuft. Denn mit seinem Show-Service habe er im ersten Jahr der Pandemie gerade mal 350 Euro verdient. „Ich dachte, es ist aus.“ Er wird ihn trotzdem nicht komplett aufgeben, lässt es aber ruhiger angehen. „Ich bin auch nicht mehr so heiß darauf, jedes Wochenende auf der Bühne zu stehen.“

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Also nie mehr Schlagerparty am Vatertag? Immerhin zehn Jahre lang trieb das Event die Wittener zum Sonnenschein, zuletzt fand es auf dem Parkplatz bei Edeka Bertram an der Crengeldanzstraße statt. Die mittlerweile 14. Ausgabe werde auf keinen Fall in diesem Jahr abgehen. „Ich mache das nicht mehr, so lange ich mich um die Einhaltung von Corona-Regeln kümmern muss“, sagt Lutz. Ganz ausschließen will er aber nicht, dass irgendwann mal wieder Stars und Sternchen auf seiner Showbühne für Stimmung sorgen. Eine gute Nachricht für alle Fans.