Der Opel Blitz war stadtbekannt. Es war das erste Bandauto der Band Franz K. Deren Kopf Stefan Josef kann sich noch gut an den Leichenwagen erinnern.
Sie waren zweifellos die Einzigen, die ihre Band-Ausstattung damals mit einem Leichenwagen transportierten. In der Ruhrstadt und anderswo sorgte das für echtes Aufsehen. Alteingesessene werden sich erinnern: In den 70er Jahren gehörte das Auto der Musiker von Franz K. zum Stadtbild in Witten.
Als die drei Wittener – Stefan Josefus, sein jüngerer Bruder Peter und Mick Hannes – vor gut 40 Jahren begannen, als Franz K. ernsthaft Musik zu machen, legten sie sich einen Leichenwagen als Bandauto zu. Einen schwarzen Opel Blitz, Baujahr 1956. Stefan Josefus, Kopf der durchaus lebendigen Combo, erinnert sich noch heute gerne an diese Zeit zurück. „Das Auto war Rock’n’Roll. Es passte perfekt zu uns.“
Anzeige in der WAZ entdeckt
1969 hatte sich die Gruppe gegründet – damals noch mit finsterer Underground-Musik. In der ersten Zeit ließen sich die Jungs mit Schlagzeug und Verstärkern von Freunden zu den Auftritten in kleinen Clubs im Umkreis chauffieren. Ein Jahr nach der Gründung musste aber dringend ein eigenes Bandauto her. In der WAZ sah Josefus eine Anzeige, die einen Kleintransporter mit Doppelkabine anpries.
Gemeinsam mit seinem Bruder Peter fuhr er nach Bochum-Querenburg. Stefan Josefus erinnert sich genau an den Moment, in dem die Garage aufging: „Wir waren begeistert. Ein schwarzer Leichenwagen! Das war genau das, was wir brauchten. Wir haben gedacht: Wenn wir damit durch die Stadt fahren, das erregt Aufsehen, das ist schockierend.“
Augenzeugen riefen bei Motorpanne Polizei
Es habe viele Vorurteile gegeben. Viele empfanden es schlicht als despektierlich und pietätlos. Josefus: „Aber dafür ist man jung und da macht man so wilde Sachen.“ Als ihnen am Ruhrdeich einmal der Motor ausging, riefen Beobachter die Polizei. „Das war damals wirklich anrüchig und anstößig“, sagt der Bandleader. „Wir Jugendlichen fanden das aber aufregend und töfte.“
Auch sonst wurde die Polizei oft auf die Musiker in ihrem Leichenwagen aufmerksam. „Wir hatten wirklich irre Erlebnisse damit“, erinnert sich der Schlagzeuger. In der Zeit der „Baader-Meinhof-Hysterie“, wie Stefan Josefus es nennt, wurden sie oft angehalten. In Bonn – sie waren auf der Suche nach der Beethovenhalle – stoppte sie eine Streife. „Da musste ich denen aber mal sagen, dass Baader und Meinhof total schnieke und gut rasiert rumlaufen und nicht so abgefranst wie wir.“
Bei Rot über die Sprockhöveler Straße
Ein anderes Mal rollte Franz K. nach einem Auftritt spät in der Nacht mit dem schwarzen Blitz über die Sprockhöveler Straße Richtung Innenstadt. Weit und breit kein anderes Auto in Sicht – da überfuhren sie wild entschlossen eine rote Ampel. „Das war Rock’n’Roll“, sagt Josefus dazu. Wieder kam die Polizeikelle raus. Jung und wild wie sie waren, behaupteten die Musiker einfach, die Ampel sei grün gewesen. Den späteren Gerichtsprozess verloren sie.
Irgendwann wurden die Auftritte und Hallen immer größer, die Instrumente und Verstärker immer umfangreicher und der Leichenwagen schlicht zu klein. Mit dem Album „Bock auf Rock“ kam 1977 der bundesweite Durchbruch und die wilden Wittener legten sich einen ausrangierten Post-Lkw zu. Schade sei das gewesen, sagt Stefan Josefus, der bis heute mit Franz K. auf Tour geht. „Das war schon ein Schätzchen, ein tolles Auto.“