Düsseldorf. Mehr UKW, mehr DAB+: Das Land will den privaten und öffentlichen Rundfunk zukunftsfest machen. Der WDR darf so viel werben wie bisher.

Die Bürger in NRW dürfen sich auf mehr Hörfunkangebote freuen. Der angestrebte Ausbau des Digitalradios DAB+ und eine zweite UKW-Kette, die Millionen Hörer erreichen würde, bringen möglicherweise schon ab 2020 mehr Vielfalt ins Radioprogramm. Der Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski, stellte am Freitag eine Strategie für eine „wirtschaftlich zukunftsfähige Audio-Landschaft“ vor. Das Ziel: Der Lokalfunk soll überall im Land weiter stark vertreten sein, der Bürgerfunk wird aber unterstützt, neue Online- sowie Podcast-Formate werden vom Land gezielt gefördert.

Auf die aktuell 45 privaten Lokalsender mit ihrem Mantelprogramm „Radio NRW“ sowie auf die öffentlichen Hörfunkprogramme des WDR kommen laut der neuen Landes-Strategie „Radio in NRW 2022“ große technische Herausforderungen und wahrscheinlich auch neue Konkurrenz zu. Zum Beispiel spielen kommerzielle Digitalradio-Angebote (DAB+) bisher in NRW keine Rolle, aber das dürfte sich bald ändern. Landesweit könnte es künftig 15 bis 17 solcher Sender geben. Beim digitalen Radio DAB+ ist NRW bisher nur ein Entwicklungsland, im Gegensatz zu süddeutschen Ländern wie Bayern, die das digitale Radio schon massiv fördern. Eine Ausschreibung ist in NRW für die 2. Jahreshälfte 2020 geplant. „Das Interesse an DAB+ ist auch hierzulande groß“, versicherte Tobias Schmid, der Leiter der Landesanstalt für Medien (LfM).

Briten geben ihre BFBS-Frequenzen zurück

Sender, die sich bei DAB+ engagieren und gute lokaljournalistische Angebote machen, dürften auch bessere Chancen haben, bei der Vergabe der landesweiten zweiten UKW-Kette zum Zuge zu kommen. Frei werdende Frequenzen des britischen Sender BFBS sowie die Neuausschreibung von Frequenzen, die sich ursprünglich der deutsch-türkische Sender „Metropol FM“ gesichert hatte, machen den Nachschlag bei UKW möglich. Millionen Hörer in NRW dürften davon profitieren.

Die Zeitungsverlage können als Haupt-Eigentümer der Lokalradios in NRW künftig alle Kapital- und Stimmrechtsanteile an einem Sender übernehmen, wenn kein zweiter Gesellschafter gefunden wird. Bisher ist dies nur in Ausnahmefällen und zeitlich befristet möglich, oftmals halten Kommunen Anteile an den Sendern. Die Stärkung der Verlage soll den Rundfunk auch in „wirtschaftlich schwächeren Lokalfunkgebieten“ sichern.

Keine zweite Werbezeitenreduzierung beim WDR

Dem Westdeutschen Rundfunk bleibt eine zweite Reduzierung von Werbezeiten erspart. Es bleibt bei der ersten Reduzierung, die an Werktagen höchstens 75 Minuten Werbung in bis zu zwei Hörfunkprogrammen vorsieht. Die zweite Stufe hätte die Werbung auf eine Stunde und ein Programm begrenzt. Laut einem Gutachten hätten die privaten Sender keinen wirtschaftlichen Vorteil von einem erneuten Zurückfahren der Werbung im WDR. Dafür hätte weniger Werbung den Streit um höhere Rundfunkgebühren weiter angefacht, sagte Liminski.

Der Verband der Betriebsgesellschaften der NRW-Lokalradios begrüßte am Freitag die Rückendeckung der Staatskanzlei für den privaten Rundfunk. Der Gesetzgebeber schaffe angesichts der tiefgreifenden Veränderungen in der Medienlandschaft „Entwicklungsfreiräume“ für den Privatfunk, sagte der Verbands-Vorsitzende Uwe Peltzer. Unzufrieden ist der Verband allerdings mit dem Verzicht auf eine weitere Reduzierung von Werbezeiten beim WDR. Eine Begrenzung wäre „wichtig für den fairen Wettbewerb im dualen Hörfunksystem und für den Erhalt des vielfältigen privaten Lokalfunks in NRW“.

Die Landesanstalt für Medien wird außerdem mit jährlich 1,5 Millionen Euro neue Audio-Angebote im Internet fördern können.