Wittener röstet im Keller seines Elternhauses Kaffee
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Witten. Andreas Lichtenberg aus Witten arbeitet in einem Kino, im Nebenerwerb ist er Kaffeeröster. Einblicke in eine Welt der Aromenvielfalt.
Seine Liebe zum Kaffee weckte seine Großmutter Paula. Sie hat den Muntermacher noch ganz klassisch mit dem Handfilter aufgebrüht. Die Oma konnte nicht ahnen, dass ihr Enkel Andreas Lichtenberg mit dem Getränk, dessen Duft ihre Wohnung erfüllte, einmal Geld verdienen würde. Der Mann ist heute 44 und betreibt eine eigene Kaffeerösterei im Keller seines Elternhauses an der Westfalenstraße.
Wer Lichtenbergs Arbeitsplatz besucht, muss nur seiner Nase folgen. Knapp 700 Kilo Rohkaffee lagern in Plastik- und Jutesäcken verpackt im Annener Keller. Andreas Lichtenberg steht lächelnd an seinem Trommelröster. Darin werden die Bohnen ständig in Bewegung gehalten. Anders als bei der Industrieröstung wird bei der Trommelröstung nicht in kurzer Zeit mit hohen Temperaturen gearbeitet. Der Kaffee sei dadurch sehr bekömmlich und aromatisch, erklärt der Experte.
Industriekaffee werde zumeist nur fünf bis sechs Minuten geröstet. Seine Röstung dauere immer zwischen zehn und 17 Minuten - je nach Kaffeesorte. Vorteil des längeren Röstprozesses: „Es können sich mehr Aromen entfalten und es werden Säuren abgebaut.“
Kaffeeröster aus Witten möchte wissen, wer die Anbauer sind
Lichtenbergs Frau, Katja Verlage, arbeitet in der 2017 gegründeten „Al Kaffeerösterei“ mit, kümmert sich auch um den Vertrieb. Die Kaffeebohnen bezieht das Paar über Importeure unter anderem mit Sitz in Hamburg und Bremen.
Geerntet werden die Bohnen in Brasilien, Indien, Kolumbien, Honduras und Guatemala. Afrikanische Kaffees brächten Säure mit und hätten eine Fruchtnote. Dies sei nicht jedermanns Geschmack, weiß Andreas Lichtenberg. Brasilianischer Kaffee hingegen schmecke schokoladig, nussig und habe meist wenig Säure.
Dem Wittener ist eine transparente Produktion wichtig. Er möchte wissen, wer den Kaffee angebaut, wenn möglich auch, was der Bauer dafür bekommen hat. Lichtenberg hat auch Kaffee aus Kolumbien im Sortiment, der von der Kooperative „El Trebol“ angebaut wird. „Wir unterstützen so 74 Frauen und ihre Familien, die auf ihren Farmen diesen Spezialitätenkaffee produzieren.“
Privat-Kaffee-Rösterei bietet Kaffeebohnen vom Feinsten
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Auch Arabica-Kaffee von den brasilianischen Brüdern Ismael und Eduardo Andrade verkauft er. „Sie haben schon viele internationale Preise gewonnen.“
Am 1. Mai tritt der Wittener bei den „Cuptasting-Meisterschaften“ in Hamburg an
Der Vater einer zehnjährigen Tochter ist ein zertifizierter Barista - ein Fachmann in Sachen Kaffee, der ein Auge auf die perfekte Röstung der Kaffeebohnen hat. Der weiß, wie die verschiedenen Kaffeespezialitäten zubereitet und ansprechend serviert werden. Lichtenberg bietet seinen Kunden - Privatleuten, Gastronomen aber auch Firmen - per Hand verpackte Spezialitätenkaffees an. „Die Rohkaffeebohnen haben eine besonders hohe Qualität.“
Mit ihrem Verkaufsanhänger sind er und seine Frau auch auf Märkten und bei Veranstaltungen zu finden. Die Rösterei betreibt Lichtenberg im Nebenerwerb. Hauptberuflich ist er als Teamleiter im Bochumer UCI-Kino tätig. Kleine Röstereien gebe es in Deutschland, dem Land der Kaffeetrinker, mittlerweile in fast jeder mittelgroßen Stadt, sagt der Annener. In diesem Jahr werde er wohl zwischen zweieinhalb und drei Tonnen Kaffee rösten.
Kaffee aus Annen gibt’s auch beim „After-Work-Event“
Andreas Lichtenberg wird am Donnerstagabend (28.4.) seinen Kaffee auf dem Berliner Platz anbieten. Das Stadtmarketing lädt von 17 bis 21 Uhr gemeinsam mit der Standortgemeinschaft Witten-Mitte und Gastrobetrieben zum „After-Work-Event“ auf den Platz ein. Wer möchte, kann dort den Arbeitstag mit Getränken und Snacks ausklingen lassen. Kaffee-Bestellungen sind über Lichtenbergs Onlineshop (al-kaffeeroesterei.de) möglich. Außerdem haben die Wittener Genuss-Galerie Hafer sowie der Unverpacktladen Siro, der demnächst in Herdecke eröffnet, den Kaffee des Anneners im Sortiment.
Am 1. Mai ist er in Hamburg beim „Coffee Festival“. Der Wittener tritt dort bei den „Deutschen Cuptasting-Meisterschaften“ an und wird zusammen mit anderen Kaffeeprofis sein Lieblingsgetränk verkosten. Zuhause brüht er seinen Kaffee klassisch mit einem Handfilter auf - wie früher Oma Paula. „Man hat so einen reinen Geschmack“, findet der Kenner.
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