Witten. An der Schlachthofstraße in Witten sind viele Parkplätze gesperrt. Für die Anwohner eine Zumutung. Denn sie wissen nicht wohin mit ihren Autos.
Bei Jennyfer Stasiak und ihren Nachbarn liegen die Nerven blank. Denn seit die Durchfahrt von der Pferdebach- auf die Schlachthofstraße gesperrt ist, herrsche an der sonst ruhigen Einbahnstraße in Witten Chaos. Und das in mehrerlei Hinsicht. Nicht nur würden sich ständig Autofahrer in die jetzt zur Sackgasse gewordene Schlachthofstraße verirren und wenden. Vor allem das Parken ist für die Anwohner ein Spießrutenlauf geworden.
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Aber ganz von Anfang. Seit einem Monat können Autofahrer, die auf der Pferdebachstraße stadteinwärts unterwegs sind, nicht mehr nach rechts in die Schlachthofstraße – und damit etwa zum Boni Getränkemarkt oder zur Arbeitsagentur – abbiegen. Sie müssen einen Bogen über die Ardeystraße nehmen. Denn an der Einmündung entsteht ein neuer Kreisverkehr. Die Idee der Stadt: Wer zum Parkplatz am Getränkemarkt möchte, kann von der Ardeystraße aus kommend in die Schlachthofstraße fahren. Dafür wurde eigens die dortige Einbahnstraßenregelung aufgehoben.
Vier von sechs Parkbuchten sind in der Schlachthofstraße in Witten mit absolutem Halteverbot belegt
An der Schlachthofstraße sind seit Beginn der Baumaßnahmen – oder besser gesagt seit knapp zwei Wochen vor deren Start – ein Großteil der dortigen Anwohnerparkplätze zu absoluten Halteverbotszonen erklärt worden. Von den sechs größeren Parkbuchten, die sich auf beiden Seiten entlang der Straße reihen, sind aktuell nur zwei für Anwohner freigegeben. Zwischen 20 und 30 Stellplätze sind damit schätzungsweise derzeit nicht nutzbar. „Man weiß gar nicht mehr wohin mit seinem Auto“, klagt deshalb auch Jennyfer Stasiak.
Für die zweifache Mutter und ihre Nachbarn seien die weggefallenen Parkplätze aktuell „das Thema Nummer 1“. Denn schon zuvor sei die Parkplatzsituation angespannt gewesen. „Wir haben hier ja prinzipiell wenig Möglichkeiten“, so die 38-Jährige. Zwar könnten die Bewohner mit ihrem Parkausweis auch im Ledderken oder auf der Marienstraße parken. Doch auch dort findet man nicht ohne Weiteres einen leeren Stellplatz. „Man dreht hier immer gut seine Runden. Oft sind mir dann die Kinder im Auto eingeschlafen, bis ich was gefunden habe.“
Anwohner kassieren regelmäßig Knöllchen
Aus Mangel an Alternativen stellt sich manch ein Nachbar dann doch auf den Supermarktparkplatz und riskiert es, abgeschleppt zu werden. Oder das Fahrzeug wird – wie auch beim WAZ-Besuch vor Ort – eben doch im absoluten Halteverbot abgestellt. „Wir bekommen hier alle immer wieder Knöllchen", erzählt Jennyfer Stasiak. Und: „Für uns ist es nicht ersichtlich, warum hier so viele Parkplätze gesperrt worden sind.“
Laut Stadtverwaltung hängt das Halteverbot mit der Aufhebung der Einbahnstraßenregelung zusammen, die sonst Richtung Ledderken gilt. Da die Fahrbahn sehr eng sei, seien zwei Stellen definiert worden, an denen sich der Begegnungsverkehr ausweichen kann. Eine davon direkt an der Ampel zum Ledderken. Diese sei notwendig, damit die Autos einen möglichen Rückstau an der Ampel umfahren können. Die Ampel laufe auf Wunsch der Polizei weiter, die dadurch das Unfallrisiko an der Kreuzung gering halten möchte.
25 Euro für Parkverstoß ist für Anwohnerin „Abzocke“
Doch auch zwischen der Boni-Einfahrt und der jetzigen Sperrung Richtung Pferdebachstraße – also in einer absoluten Sackgasse ohne jeglichen Verkehr – herrscht auf beiden Seiten absolutes Halteverbot. Dies sei notwendig, damit Fahrzeuge dort wenden könnten, erklärt Stadtsprecher Jörg Schäfer.
Was den Anwohner noch besonders sauer aufstößt: Für einen Verstoß bekommen sie aktuell ein Knöllchen über 25 Euro. „Das grenzt doch an Abzocke“, schimpft Stasiak, die ebenso wie viele Nachbarn gegen die Strafzettel Widerspruch einlegen will. „Davor waren hier zehn Euro Standard.“ Allerdings, darauf verweist die Stadt, handele es sich dabei um zwei unterschiedliche Verstöße: einmal das Parken ohne Anwohnerparkausweis, einmal das Abstellen des Autos im absoluten Halteverbot. „Eine Erhöhung hat nicht stattgefunden“, betont Stadtsprecher Schäfer.
Bauarbeiten am Kreisverkehr noch bis Juni
Die Stadt bedauert, dass die Parksituation für die Anwohner nun zusätzlich erschwert sei. Betont aber auch, dass es sich dabei um eine übergangsweise Regelung handele. Sie empfiehlt das Ausweichen auf die umliegenden Straßen wie Ledderken. Das bedeute einen längeren Fußweg, „sie bekommen aber zumindest keine Knöllchen“. Noch bis Juni soll an der Kreuzung Pferdebach- und Schlachthofstraße gebuddelt werden für den neuen Kreisverkehr. So lange sollen auch Autofahrer die Schlachthofstraße in beide Richtungen befahren dürfen – und damit auch die Halteverbote bestehen bleiben.