Witten. Trotz Corona fällt die Jahresbilanz des Wittener Kulturforums etwas besser aus als befürchtet. Wie soll es nun im Saalbau weitergehen?

Corona hat dem Kulturforum auch im letzten Jahr wieder schwer zugesetzt. Von „extrem hohen Umsatzverlusten“ spricht Vorständin Jasmin Vogel.

Wie diese Verluste genau in Zahlen aussehen, lässt sich zwar noch nicht endgültig sagen. Denn der offizielle Jahresabschluss verzögert sich durch den Hackerangriff auf die Stadt noch ein paar Wochen. Nur so viel konnte Nico Alexander Günther vom Controlling dem Verwaltungsrat in dessen Sitzung am Mittwochabend schon mitteilen: Unterm Strich bleibt es – Stand jetzt – bei einem Jahresverlust von etwa 830.000 Euro. Aber es gibt ein dickes Trostpflaster.

Denn die Zahlen fallen deutlich besser aus als befürchtet. Im städtischen Wirtschaftsplan waren noch 200.000 Euro mehr angesetzt und das erwartete Minus mit über einer Million Euro beziffert worden. Dass es dazu nicht kommen wird, ist vor allem den satten Zuschüssen zu verdanken, die das Kulturforum im vergangenen Jahr einwerben konnte. Sie haben sich verdreifacht, von 300.000 auf 900.000 Euro. Diese stattliche Summe schlägt allerdings nicht in den Erlösen zu Buche. Denn der Löwenanteil, rund 700.000 Euro, fließt in Investitionen, vor allem in die Digitalisierung.

Wittener Saalbau soll umgebaut werden

Doch mit Geld allein ist es bei der neuen Technik nicht getan. „Nun müssen wir die Dinge auch ans Laufen bringen“, so die Kulturforums-Chefin. In diesem Jahr stehen daher unter anderem der Wlan-Ausbau und die Einrichtung eines Digitalstudios auf der Agenda. Außerdem soll in ein paar Monaten der komplett neue Internet-Auftritt des Forums online gehen.

Bislang viel ungenutzter Raum: ein Blick ins Foyer des Saalbaus in Witten. Auch im Untergeschoss soll etwas Neues entstehen.
Bislang viel ungenutzter Raum: ein Blick ins Foyer des Saalbaus in Witten. Auch im Untergeschoss soll etwas Neues entstehen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Nicht nur digital, auch baulich wird modernisiert. Im Sommer soll der Innenumbau im Saalbau angegangen werden. Geplant ist die Umgestaltung von Eingangsbereich, Foyer und unterer Etage. Dort, wo jetzt noch die Garderobe aufbewahrt wird, soll ein Clubbereich für Veranstaltungen mit bis zu 150 Personen entstehen – falls es denn baulich genehmigt wird.

Mehr Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche

Der Plan dahinter: „Durch die Umgestaltung können wir anschließend mit neuen, kleineren Formaten experimentieren“, so Vogel. Der große Saal soll hingegen mehr vermietet werden. Eigene Veranstaltungen will das Kulturforum dort zurückfahren. So stehen künftig nur noch zwei statt bisher sieben Klassik-Konzerte auf dem Programm. „Denn damit kriegen wir den Saal nicht voll.“ Bei Veranstaltungen für Kinder- und Jugendliche aber schon – davon wird es daher bald deutlich mehr geben. Und auch die beliebten Silvesterbälle im Saalbau kehren zurück.

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Ob die Wittener und Wittenerinnen diese Änderungen mitmachen, ob sie nach Corona überhaupt den Weg zurück in den Saalbau finden und ob wirklich neue Zielgruppen erreicht werden können, ist unklar und muss ausprobiert werden. Jasmin Vogel spricht daher für dieses Jahr von „einer Zwischensaison“ – die auch noch ganz andere Herausforderungen bereithält.

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Denn die Folgen des Hackerangriffs sind noch lange nicht überwunden. „Das wird uns sicher bis Ende des Jahres beschäftigen“, erklärte die Vorständin dem Verwaltungsrat. Das Ticket-System funktioniere erst jetzt wieder richtig. Trotzdem hätten die ganze Zeit über Veranstaltungen stattgefunden. „Die letzten sechs Monate haben die Kollegen das praktisch im Blindflug gestemmt.“ Viele Dinge seien liegen geblieben und müssten nun mühsam nachgearbeitet werden. Als erste Konsequenz soll nun ein eigener IT-Administrator fürs Kulturforum ausgebildet werden. Vogel: „Damit wir, falls so etwas noch einmal passiert, als Betrieb personell besser gerüstet sind.“