Witten. Ein verdrecktes Schulgelände, zerstörte Scheiben, Unbekannte, die die Sportanlagen heimsuchen – dem Leiter der Holzkampschule in Witten reicht’s.
Der Leiter der Wittener Holzkampschule schlägt Alarm. Ein vermülltes Schulgelände, eingeworfene Scheiben, Eier, die an Schulfenstern kleben, Sportanlagen, die von Fremden benutzt und verdreckt werden: Michael Günzel reicht’s. Er fordert für das Außengelände der Annener Gesamtschule eine Videoüberwachung an mehreren Stellen.
Das hat er „vor drei bis vier Monaten“ Schuldezernent Frank Schweppe mitgeteilt. Eine Antwort habe er bis heute nicht erhalten, sagt Günzel. „Still ruht der See.“ Die Missstände an der Schule sind dem Ordnungsamt und der Polizei seit einigen Jahren bekannt. Verschmutzt und beschädigt würden die Schulgebäude und das Außengelände meistens in der unterrichtsfreien Zeit, abends, nachts und an den Wochenenden, so der Schulleiter.
Auf den Beachvolleyballfeldern der Schule in Witten-Annen wird gefeiert
Auf dem Schulhof werden nicht nur zerschlagene Bier-, sondern auch Wodkaflaschen, Chipstüten, Kondome und Tampons gefunden. Der eingezäunte Bolzplatz der Gesamtschule sei am Wochenende Treffpunkt für Menschen, die zum Beispiel aus Essen, Oberhausen und Duisburg mit Autos anreisten.
„Die klettern über den Zaun und spielen bei uns Turniere“, sagt Michael Günzel. Das hätten Anwohner berichtet. Diese seien aber vorsichtig. Auch an der Hardenstein-Gesamtschule in Herbede gebe es Vandalismus. Nach Hinweisen von Augenzeugen seien dort Leuten vor einem Jahr die Autospiegel abgetreten worden.
Auch die beiden eingezäunten Beachvolleyballfelder der Holzkampschule sind nach Angaben des Schulleiters ein Treffpunkt für unerwünschte Gäste, die dort unerlaubt grillen und feiern möchten. Günzel: „Die Nachbarn bekommen das aufgrund des Lärms mit.“ Vor etwa neun Monaten flog in der Schule ein Stein durch ein Dachfenster und zerstörte dabei eine Toilette. Vielleicht ein Versuch, ins Gebäude zu gelangen, mutmaßt der 65-Jährige. Scheiben würden immer wieder mutwillig zerstört. „Der Glaser ist bei uns ein Dauergast.“
Unbekannte Eierwerfer verschmieren Schulfenster
Die Turnhalle der Holzkampschule ist seit rund zwei Jahren eingerüstet. Fassadenarbeiten ziehen sich in die Länge. Auf dem Baugerüst kletterten abends und am Wochenende auch Unbefugte herum, sagt der Holzkamp-Chef. Er mag nicht darüber nachdenken, was passiert, wenn bei einer solchen Aktion jemand in die Tiefe stürzt. „Das Ordnungsamt hat vor Kurzem hier auch Jugendliche aufgegriffen.“
Vor rund 14 Tagen hätten Unbekannte die Schulgebäude mit Eierwürfen attackiert. Günzel: „Es wurden leere Verpackungen von 80 Eiern gefunden.“ An Schulfenstern sieht man immer noch die klebrige, heruntergelaufene Eimasse. Der Vandalismus sei seit vier bis fünf Jahren ein großes Thema für seine Schule. Früher wohnte noch der Hausmeister vor Ort. Jetzt steht diese Wohnung leer. Der Hausmeister habe dort nicht einziehen wollen.
Schulleiter: „Wir wollen die bekommen, die hier die Sau rauslassen“
Auch Gangs von Jugendlichen sind schon auf dem Annener Schulhof nachmittags aufgetaucht. „Wir sind ja eine Ganztagsschule.“ Da gebe es unter Umständen dann Streit mit Schülern, die dort abgefangen werden sollten. Auch Michael Günzel wurde vor rund zwei Jahren bedroht, als er jemanden bat, das Schulgelände zu verlassen. „Der Junge, der der Polizei bekannt war, hat mir einen Baseballschläger gezeigt und gesagt, damit wolle er mir einen Scheitel ziehen.“
Albert-Martmöller-Gymnasium hat seit 2015 Kameras
Das Albert-Martmöller-Gymnasium (AMG) hat bereits seit 2015 eine Videoüberwachung für Schuleingänge, die nicht gut einsehbar sind. Zunächst waren vier Kameras in Betrieb, heute sind es noch zwei. Sie zeigen, wer vor dem früheren Lehrereingang der Schule steht und wer am Eingang zum sogenannten „N-Gebäude“.
Das Schulsekretariat hat während der Unterrichtszeit die beiden abgeschlossenen Eingänge per Monitor im Blick. Während der Pausen werden die Kameras abgeschaltet. „In den Pausen führen Lehrer draußen Aufsicht“, so Schulleiter Johannes Rienäcker. Es werde mit den Kameras auch nichts aufgezeichnet. Die Videoüberwachung, die verhindern soll, dass Schulfremde in die Gebäude gelangen können, findet der Rektor sinnvoll. Sie erhöhe das Sicherheitsgefühl.
Günzel betont, dass die Videokameras auf dem Schulgelände in der unterrichtsfreien Zeit zum Einsatz kommen sollten. „Es geht um die Abende, die Nächte, die Wochenenden.“ Dies müsse vom Schulträger, also der Stadt, genehmigt werden. „Es sollen keine Aufnahmen in der Schule gemacht werden.“ Das Material könne man täglich löschen. Günzel: „Wir wollen die bekommen, die hier die Sau rauslassen.“
Die Stadt betont auf Anfrage, sie kenne die Probleme an der Holzkampschule. Es seien bereits mehrere Maßnahmen angekündigt worden, sagt Sprecher Jörg Schäfer. Dazu gehörten tägliche Kontrollgänge durch den kommunalen Ordnungsdienst, auch der Einsatz von Streetworkern. „Eine Videoüberwachung verantwortlich und rechtssicher zu installieren, geht leider nicht innerhalb weniger Wochen.“ Der Stadtrat, so Schäfer, auch dies gelte es im Auge zu behalten, habe sich mehrheitlich gegen die Videoüberwachung und auch die Einzäunung von Schulhöfen ausgesprochen.