Witten. Der Freundeskreis Witten-Kursk hat in einem Brief an Präsident Putin appelliert: „Kehren Sie um!“ Und was wird nun aus der Städtepartnerschaft?
Bei der Friedenskundgebung am Samstag (5.2.) hängen mehrere Briefe auf dem Rathausplatz, in denen ein Ende des Ukraine-Krieges gefordert wird. In einem Schreiben wendet sich der Freundeskreis Witten-Kursk direkt an Präsident Putin: „Kehren Sie um. Krieg war noch nie eine Lösung!“
Gut 100 Menschen sind schließlich doch noch gekommen, nachdem der Platz anfangs noch ziemlich leer war. Es sind meist ältere Zuhörer, viele aus dem linkeren Spektrum, die an diesem kühlen sonnigen Morgen zuhören. Am Freitag, beim Schüler-Spaziergang des Ruhr-Gymnasiums für den Frieden, bestimmten hier noch Kinder und Jugendliche das Bild. Deren Engagement würdigt auch Veranstalter Joachim Schramm vom Friedensforum.
Wittener Friedensforum fordert umfassenden Waffenstillstand
Schramm kommt direkt zur Sache. „Wir verurteilen die russische Aggression und fordern einen umfassenden Waffenstillstand“, sagt er. Die Angriffe müssten unverzüglich eingestellt werden, verlangt auch DGB-Kreisvorsitzender Mathias Hillbrandt. Er ruft zur „Besonnenheit“ auf, nicht nur Russland, sondern auch die Ukraine, die Nato und die EU. Allein die Rückkehr zur Diplomatie könne diesen Krieg beenden. „Waffen haben noch nie einen Krieg beendet“, ruft Hillbrandt.
Friedensforum: Für besseren Umgang mit Schutzsuchenden
Joachim Schramm vom Friedensforum wünschte sich, dass die schnell beschlossene Aufnahme der Ukraine-Flüchtlinge auch zu einem besseren Umgang mit Schutzsuchenden aus anderen Krisengebieten führen würde. Der Krieg zeige, „dass die EU eine Menge Flüchtlinge aufnehmen kann“.Schramm ging auch auf den Angriff auf das Atomkraftwerk ein. Er verdeutliche, wie verletzlich die Menschheit und wie brandgefährlich dieser Krieg für ganz Europa sei.
Er erteilt den Waffenlieferungen aus Deutschland an die Ukraine, der Erhöhung des Verteidigungsetats und einem „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr eine klare Absage. Joachim Schramm vom Friedensforum sagt, Deutschland hätte dann nach den USA, China und Indien den höchsten Wehretat weltweit. „Geht das im Frieden?“ fragt er rhetorisch. „Nein!“
Freundeskreis Witten-Kursk: Städtepartnerschaft nicht aussetzen
Rita Boele , Vorsitzende des Freundeskreises Witten-Kursk, greift die Debatte um die Städtepartnerschaft mit dem russischen Kursk auf. Sie fordert den Rat auf, nicht dem Antrag der Wittener Bürger Gemeinschaft (WBG) zu folgen, diese vorerst auf Eis zu legen. Eine Städtepartnerschaft sei nicht nur etwas für touristische Zwecke in Schön-Wetter-Zeiten, sondern müsse sich gerade in schwierigen Phasen bewähren. „Wir müssen mit den Kurskern im Gespräch bleiben“, ruft Boele und erntet dafür Applaus.
Die Menschen in Kursk, das nicht weit von der ukrainischen Grenze liegt, seien stark mit den Ukrainern verwurzelt. Auch sie wollten keinen Krieg, „vor alllem keinen Bruderkrieg“, ruft Boele, die an der Städtepartnerschaft und Freundschaft mit Kursk in jedem Falle festhalten will. Das wollten auch die Menschen in Kursk, gibt die Herbederin „aktuelle Botschaften“ aus der russischen Stadt wieder.
„Wer will noch von Völkerverständigung sprechen, wenn gleichzeitig gebombt und geschossen wird?“
Dass am Rande von Kursk auch Kasernen stehen, lässt Rita Boele nicht unerwähnt. Doch die Kursker nähmen gleichzeitig Tausende von Flüchtlingen aus der Ukraine auf. Die Freundschaft zwischen Witten und Kursk währt nun schon 35 Jahre. So eng die Beziehungen sind, sie werden derzeit wohl auf eine harte Probe gestellt. An Putin schreibt der Wittener Verein: „Wer will noch von Völkerverständigung sprechen, wenn gleichzeitig gebombt und geschossen wird?“
Die Friedenskundgebung auf dem Rathausplatz endet mit John Lennon. „Give peace a chance!“ „Gebt dem Frieden eine Chance.“