Witten. Alles wird teurer – so auch Strom und Gas. Die Wittener Beratungsstelle der Verbraucherberatung NRW gibt Tipps fürs Energiesparen.
Nicht nur die Benzinpreise sind aktuell erschreckend hoch. Auch die Energiekosten sind explosionsartig in die Höhe geschossen – und bereiten Wittenerinnen und Wittenern große Sorgen. Ulrich Merle von der Wittener Verbraucherzentrale erwartet massive Probleme für dieses Jahr. „Die Preisexplosion lässt erahnen, was auf uns zukommt“, sagt Merle.
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Deswegen sei gute Beratung jetzt umso wichtiger. Schon seit Wochen gebe es in der Beratungsstelle Witten viele verzweifelte Nachfragen – nicht nur, weil die Energiekosten generell gestiegen sind, sondern auch, weil viele Anbieter gekündigt haben. Kundinnen und Kunden fallen dann zurück in die Grundversorgung, die oft viel teurer ist. Im Rahmen der Aktionstage „Energiekosten steigen – das ist jetzt zu tun“ will die Verbraucherzentrale NRW nun auf die Energiepreiskrise aufmerksam machen. Auch Online-Seminare werden angeboten.
Wittenern wurde mitten im Winter der Gasvertrag aufgekündigt
Alexandra Kopetzki, Leiterin der Beratungsstelle Witten, berichtet etwa von Kunden, denen Anfang Dezember 2021 der Vertrag gekündigt wurde – also zur Hauptheizzeit. Weil aktuell nur noch wenige Anbieter Neukunden aufnehmen würden und die Tarife sehr teuer seien, habe es teils bis zu sechs Wochen gedauert, bis ein neuer Vertrag abgeschlossen werden konnte. Die Nachzahlungen für den Zeitraum in der Grundversorgung hätten dann bei 800 Euro gelegen.
Einige Strom- und Gasanbieter wie Stromio und Gas.de würden derzeit ungerechtfertigt wegen zu hoher Beschaffungskosten kündigen – ein Geschäftsrisiko, das aber laut Verbraucherzentrale niemals Kundinnen und Kunden betreffen sollte. Andere Energiediscounter wie Voxenergie und Primastrom würden ohne jegliche Ankündigung die Preise erhöhen, berichtet Kopetzki.
Verbraucherzentrale: Vor Anbieterwechsel beraten lassen und Vertrag aufmerksam lesen
Um sich vor solchen bösen Überraschungen zu schützen, sollten sich Bürgerinnen und Bürger vor einem Anbieterwechsel immer vernünftig beraten lassen, sagt Verbraucherberaterin Janina Koester. „Unseriöse Stromversorger bieten telefonisch Verträge an oder stehen vor der Haustür“, so die Fachfrau. Wichtig sei auch, sich mit dem Vertrag sehr genau auseinanderzusetzen, um im Falle einer Preiserhöhung oder Kündigung zu wissen, was erlaubt ist und was nicht.
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Auch auf die Laufzeit des Vertrags sollten Kunden achten. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, sich so kurz wie möglich zu binden. „So kann man sich flexibel an die Gegebenheiten des Marktes anpassen, die sich schnell ändern können“, sagt Beraterin Alexandra Kopetzki.
Haushalte zahlen über 1000 Euro mehr für Strom und Gas
Wie gravierend die steigenden Preise sind, zeigen Beispiele. Lagen die Gesamtkosten eines Musterhaushaltes von drei Personen für Gas und Strom im letzten Jahr durchschnittlich bei etwa 2500 Euro, liegen sie in diesem Jahr schon bei 3700 Euro. „Solche Preissteigungen belasten nicht nur einkommensschwache Haushalte, sondern auch Otto Normalverbraucher“, sagt die Beratungsstellenleiterin.
Online-Seminare geben Hilfestellung
Noch bis zum 4. März bietet die Verbraucherzentrale NRW zum Thema „Energiekosten steigen – Das ist jetzt zu tun!“ praktische Hilfestellung und Infos zu Themen wie vorzeitige Kündigung von Strom- und Gasverträgen inklusive Anbieterwechsel, Strom- und Heizkosten sparen sowie Heizungswechsel und energetische Dämmmaßnahmen.
Die Anmeldung für die kostenlosen Online-Seminare ist möglich unter www.verbraucherzentrale.nrw/energiepreise.
Doch gerade Menschen mit geringem Einkommen lebten oft in Häusern, die nicht gut saniert seien und hätten deswegen noch höhere Kosten. „Sanierungsbedürftige Gebäude sollten immer Vorrang bei der Modernisierung haben“, so Kopetzki. Überhaupt fordert die Verbraucherzentrale von der Politik, dass Energie für private Haushalte wieder günstiger werden muss. Auch, weil ein niedriger Strompreis indirekt zur Energiewende beitragen kann. „Effiziente Heizungstechnologien, wie die Wärmepumpe, werden dadurch wirtschaftlich attraktiver“, sagt Alexandra Kopetzki.
Der wichtigste Tipp, den die Verbraucherschützer in der aktuellen Lage geben können: Sich schlau machen, wie man selbst Energie sparen kann – und Geld zur Seite legen.