Witten. Der Sozialausschuss der Stadt Witten hat sich für kostenfreie Menstruationsartikel auf allen öffentlichen städtischen Toiletten ausgesprochen.
Wie in anderen Ruhrgebietsstädten gibt es jetzt auch in Witten seit dem vergangenen Jahr auf öffentlichen Toiletten kostenlose Binden und Tampons. Solche Automaten hängen im Rathaus, im Gebäude FEZ an der Uni, auch die Holzkamp- und die Freiligrathschule machen mit. Klaus Böde, städtischer Gebäudemanager, berichtete im Sozialausschuss über die ersten Erfahrungen mit dem neuen Angebot.
Im Juni 2021 hatte der Rat ein entsprechendes Pilotprojekt beschlossen. Nach den Sommerferien im vergangenen Jahr wurden die Automaten in den beiden Schulen aufgehängt. Und sehr unterschiedlich angenommen, so Böde. „An der Freiligrathschule läuft das ganz gut.“ An der Holzkampschule landeten kostenlose Hygieneartikel unter anderem auf dem Schulhof. Die Annener Schule hat die Ausgabe über die Automaten deshalb schnell wieder eingestellt. Binden und Tampons werden seither von einem Toilettendienst verteilt. Schulleiter Michael Günzel begrüßt die Aktion. „Davon wird jetzt auch vernünftig Gebrauch gemacht.“
Pirat: So selbstverständlich wie Klopapier
Im Rathaus hängt der Hygenieartikel-Automat erst seit der Wiedereröffnung des sanierten Gebäudeteils im November. Im Sozialausschuss forderte am Mittwochabend Pirat Stefan Borggraefe in einem spontanen Antrag, dass alle öffentlichen städtischen Toiletten der Stadt mit Menstruationsartikeln ausgestattet werden sollten. „Das ist doch so selbstverständlich wie kostenloses Klopapier“, findet Borggraefe.
Die Ausschussvorsitzende, Lilo Dannert, ließ über den mündlichen Antrag abstimmen, der bei drei Gegenstimmen (CDU und AfD) sowie sieben Enthaltungen, darunter die FDP, angenommen wurde. Für den Antrag stimmten Piraten, Grüne und Linke. Klaus Böde äußerte sich auch zu den bisher veranschlagten Kosten der Hygieneartikel-Automaten. Diese lägen „für das Material“, also Tampons und Binden, bei rund 1000 Euro jährlich – pro Automat.
Sozialdezernent war skeptisch
Die Initiative für kostenlose Menstruationsartikel ging vor einem Jahr vom Soroptimist-Club Witten-Herdecke aus. Dieser engagiert sich seit einiger Zeit gegen die sogenannte „Periodenarmut“ und unterstützt Einrichtungen wie die Wittener Tafel oder das Haus im Park mit Hygieneartikeln.Wittens Sozialdezernent Frank Schweppe äußerte sich im vergangenen Jahr zum Vorhaben, kostenlose Perioden-Artikel in Schulen anzubieten, skeptisch: „Wir werden leere und kaputte Automaten vorfinden.“
Modellprojekt in Herne
In Oberhausen sollen an allen weiterführenden Schulen künftig kostenlose Menstruationsartikel bereitgestellt werden. Das hatte der Rat der Stadt in seiner Sitzung im Dezember beschlossen. Es wird mit jährlichen Kosten von rund 40.000 Euro gerechnet. In einem Modellprojekt testet die Stadt Herne an sieben Schulen das Angebot kostenloser Tampons und Binden.
Mit Beginn des Wintersemesters im vergangenen Jahr gibt es sogar an bayrischen Universitäten kostenfreie Periodenartikel. Die Unis Passau und Regensburg entschlossen sich zu diesem Schritt. Ihre Begründung: Studentinnen sollen so finanziell entlastet und das Thema Menstruation enttabuisiert werden.