Witten. Wenn alles glatt läuft, könnte es bis zum Sommer klappen: Wittens Wahrzeichen, der Helenenturm, könnte dann frisch saniert sein.

Im August letzten Jahres begann die Sanierung des Wittener Helenenturms. Die Stadt war optimistisch davon ausgegangen, dass die Arbeiten vielleicht bis Ende 2021 abgeschlossen sein könnten. Daraus wurde nichts. Wittens Wahrzeichen, das bis heute an eine große Liebe erinnert, ist immer noch bis zur Aussichtsplattform eingerüstet. In diesem Sommer könnten die Sanierung, wenn alles glatt läuft, aber endlich abgeschlossen sein.

Denkmalpfleger Magnus Terbahl im Juni 2020 vor den Sanierungsarbeiten im von Schmierereien verschandelten Wittener Helenenturm.
Denkmalpfleger Magnus Terbahl im Juni 2020 vor den Sanierungsarbeiten im von Schmierereien verschandelten Wittener Helenenturm. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Der Turm wurde 1858 auf Wunsch des Berliner Justizrates Eduard Strohn errichtet. Als eine Erinnerung an seine Frau Helene, eine Tochter des Wittener Unternehmers Lohmann, die bei der Geburt ihres achten Kindes starb. Wittens Stein gewordenes Liebesbekenntnis war schon lange in die Jahre gekommen. Über Graffiti-Schmierereien und den bröckelnden Kalkputz im Inneren des 29,50 Meter hohen Denkmals ärgerten sich nicht nur die Heimatvereine, sondern auch viele Turmbesucher.

Stadt Witten bemüht sich für den Helenenturm um zusätzliche Fördergelder

Die dringend notwendigen Arbeiten konnten endlich in Angriff genommen werden, als das Land hierfür über 185.000 Euro an Fördermitteln bewilligte. 20.000 Euro kommen aus dem städtischen Haushalt. Die Sparkasse gab 50.000 Euro. Bei Sammelaktionen der Wittener Heimatvereine und einem Spendenmarathon der Volksbank kamen noch einmal über 10.000 Euro für die Turm-Renovierung zusammen. Mit dem Geld werde man allerdings nicht auskommen, sagt Eva Engelbrecht, die für den Hochbau im städtischen Gebäudemanagement zuständig ist. Die Stadt bemühe sich daher um zusätzliches Fördergeld beim Düsseldorfer Heimatministerium, so Denkmalpfleger Magnus Terbahl.

Der Helenenturm ist seit dem vergangenen Jahr eingerüstet. Auch der Ruhrsandstein des Turms wurde vorsichtig gereinigt. Das ehemalige „Wärterhaus“ neben dem Turm gehört heute einem Privatmann.
Der Helenenturm ist seit dem vergangenen Jahr eingerüstet. Auch der Ruhrsandstein des Turms wurde vorsichtig gereinigt. Das ehemalige „Wärterhaus“ neben dem Turm gehört heute einem Privatmann. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Teurer wird die Sanierung unter anderem, weil die Erneuerung der Fugen des Turms aufwändiger war als geplant. Denn die Schäden waren größer als gedacht. In der Vergangenheit sei beim Verfugen des Turms oft falsches Material verwendet worden – wie Zementputz. Für den weichen Sandstein sei die Fugenmasse zu hart, erklärt Terbahl. Die Folge sei gewesen, dass bei Feuchtigkeit die Steine durch die harte Fugenmasse nicht mehr richtig trocknen konnten. „Das sorgte vor allem am Rand der Steine für Verwitterungen.“ Kurzum, am Helenenturm „bröselte“ es.

Der Turm bekam auch rund 150 neue Fensterscheiben

Nach den Außen- begannen die Innenarbeiten. Loser Putz musste abgeschlagen werden. Im März oder April sollen die Arbeiten jetzt weitergehen. Ein Malerbetrieb wird das Turminnere hell streichen. Außerdem stehen Abdichtungsarbeiten auf der Aussichtsplattform des Helenenturms an.

Was schon viele Wittener genossen haben: Vom Helenenturm aus  hat man einen fantastischen Blick über die Stadt bis hin ins nahe Umland.
Was schon viele Wittener genossen haben: Vom Helenenturm aus hat man einen fantastischen Blick über die Stadt bis hin ins nahe Umland. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die alten Fensterrahmen aus Stahl wurden schon vom Rost befreit, auch alle Gläser ausgetauscht. Rund 150 neue wurden eingesetzt, erklärt Luisa Ziemer vom Gebäudemanagement. Der Helenenturm ist das erste große Arbeitsprojekt der angehende Architektin, die sich über diese schöne Aufgabe freut. „Das ist ja etwas anderes als eine Schulsanierung“, findet die 26-Jährige.

Kreisheimatpfleger Wolfgang Lippert war einer der Wittener, die sich für die Turmsanierung auch öffentlich stark gemacht haben. Der 75-Jährige lernte Wittens „Taj Mahal“ als Schüler kennen. Mit Heimatvereinen in der Stadt setzt sich Lippert jetzt dafür ein, dass der Helenenturm künftig auch ein außerschulischer Lernort wird, dass Kinder und andere Besucher auf der Turmplattform zum Beispiel erfahren, was von dort aus so alles zu sehen ist.

Stadt hat „Wärterhaus“ am Turm verkauft

Eva Engelbrecht vom städtischen Gebäudemanagement betont, dass der sanierte Helenenturm sicherlich nicht jederzeit für jedermann frei zugänglich sein wird. Sonst müsse man nach der Sanierung schnell wieder mit Vandalismus-Schäden rechnen.Die Stadt ist seit 1909 Eigentümerin des Turms. Bei seiner Fertigstellung 1858 wurde er noch „Helenen Thurm“ geschrieben, wie über der Eingangstür zu lesen ist. Das zum Turm gehörige ehemalige „Wärterhaus“ hat die Stadt an einen Privatmann verkauft. Dieser gestaltet gerade den Außenbereich seines Hauses, das zwischen 1860 und 1880 errichtet und 1905 erweitert wurde.

Auch „solide Sitzbänke“ am Turm könnte sich der Kreisheimatpfleger vorstellen. „Dort könnte man den Leuten auch draußen etwas über den Helenenturm erzählen.“ Wobei beim Thema Sitzgelegenheiten zwei Herzen in Lipperts Brust schlagen: Diese könnten natürlich auch - wie andernorts in der Stadt - Vandalen anlocken. Und die haben sich früher schon lange genug im Turminneren ausgetobt.