Witten/Bochum. Eine Haftstrafe von vier Jahren und neun Monate muss ein Mann (55) verbüßen, der in Witten eine Autowerkstatt betrieb. Wie die Vorwürfe lauten.

Wegen zahlreicher Betrugsfälle und des Versuchs der räuberischen Erpressung hat das Landgericht Bochum einen 55-Jährigen Mann aus Hattingen verurteilt, der verschiedene Kfz-Werkstätten betrieb, darunter eine in Witten.

Richter spricht von krimineller Energie

„Das Geschäftsmodell hieß Versicherungsbetrug“, erläuterte der Vorsitzende Richter in seiner Urteilsbegründung. Nach den Erkenntnissen des Gerichts hat der Angeklagte wiederholt eigentlich intakte Windschutzscheiben auf Kosten von Versicherungen getauscht, um Kunden anschließend kostenlose Scheiben einzusetzen. Der Mann habe mit hoher krimineller Energie gehandelt, systematisch betrogen und überhaupt kein Unrechtsbewusstsein gezeigt, so der Richter. Mit dem Urteil folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft in voller Höhe.

Für die Ermittler kam im Verfahren lediglich die Spitze des Eisbergs zur Sprache. Die Zahl der Vorwürfe blieb aber dennoch noch ganz ansehnlich: gewerbsmäßiger Betrug in neun Fällen, ein versuchter Versicherungsbetrug sowie versuchte räuberische Erpressung. 20 weitere Betrugsfälle hatte das Gericht dazu noch von dem Verfahren abgetrennt. Der Angeklagte lebe in seiner eigenen Welt, in der nur seine Regeln gelten, hieß es. So seien die Betrügereien selbst nach dem Besuch der Steuerfahndung weitergegangen. Das System ähnele der organisierten Kriminalität. Im Versuchsstadium scheiterte laut Gericht der Versicherungsbetrug um einen fingierten Autounfall 2018.

Angeklagte bedrohte Ex-Mitarbeiter und dessen Familie

Gestanden hatte der 55-Jährige hatte lediglich, einen Ex-Mitarbeiter bedroht zu haben. Er hatte dem Mann Whatsapp-Mitteilungen geschickt und ihn aufgefordert, 500.000 Euro an ihn zu zahlen. Ansonsten drohten ihm und seiner Familie der Tod. Strafrechtlich erfüllt das laut Gericht den Tatbestand der versuchten räuberischen Erpressung. Dass die Drohungen nicht ernst gemeint waren, nahmen die Richter dem Angeklagten nicht ab.