Witten. Immer wieder wird in der Stadtgalerie in Witten mutwillig Feueralarm ausgelöst. Der Ärger wächst, nicht nur bei der ausrückenden Feuerwehr.

Schon wieder ist in der Stadtgalerie Witten mutwillig Feueralarm ausgelöst worden. Gleich dreimal an zwei Tagen musste die Feuerwehr in dieser Woche umsonst ausrücken. Die Nerven sind mittlerweile auch bei den Anwohnern strapaziert.

Los ging es am Dienstagnachmittag, als die Feuerwehr ein erstes Mal zur Hammerstraße gerufen wurde. Nur eine knappe Stunde später folgte dann schon der nächste Alarm. Auch am Mittwoch schlug die Brandmeldeanlage gegen Nachmittag wieder an. Jedes Mal machte sich ein Löschzug der Berufsfeuerwehr auf den Weg. „Da es sich bei der Stadtgalerie um ein großes Gebäude handelt, müssen wir außerdem zwei Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr hinzurufen“, sagt Vize-Feuerwehrchef Dirk Lieder. Vor Ort sei dann klar gewesen, dass der Alarmknopf mutwillig gedrückt wurde.

Stadtgalerie Witten muss immer wieder evakuiert werden

In diesen Fällen wird die Stadtgalerie jedes Mal aufs Neue evakuiert. „Wir müssen in jedem Fall zum Einsatzort fahren und können nicht erst vorher nachfragen, ob wirklich was passiert ist“, sagt Lieder. Der Feuerwehrmann erinnert daran, dass jeder Einsatz ungefähr immer eine halbe Stunde dauert. „In der Zeit stehen wir dann also auch für andere Einsätze nicht zur Verfügung, sollte es wirklich irgendwo brennen.“ Zudem werden die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr immer erst spontan informiert. Sie müssen dann alles stehen und liegen lassen, um schnell zur Wache zu fahren. „Das ist natürlich auch für die Kräfte ärgerlich, wenn vor Ort dann nichts ist“, so Lieder.

Bereits in der zweiten Januarwoche hatte es drei Fehlalarme gegeben. Zudem musste die Stadtgalerie am verkaufsoffenen Sonntag vor Weihnachten nach einer Bombendrohung evakuiert werden. Das Center-Management hatte deswegen zuletzt schon die Sicherheit erhöht und mehr Überwachungskameras installiert sowie mehr Sicherheitspersonal eingestellt. Abgeschreckt hat das die Täter offenbar nicht, auch wenn zumindest in der letzten Woche mal Ruhe war.

Michael Kapmeyer wohnt in der Steinstraße in Witten und betreibt dort auch seinen Laden „Naturtuche“. Er ist von den Fehlalarmen mittlerweile genervt.
Michael Kapmeyer wohnt in der Steinstraße in Witten und betreibt dort auch seinen Laden „Naturtuche“. Er ist von den Fehlalarmen mittlerweile genervt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Stadtgalerie-Chefin Babett Arndold sagte schon Mitte Januar gegenüber der Redaktion, dass sie davon ausgeht, dass es sich um ein und dieselbe Gruppe handelt, die sich einen „Spaß“ erlaube. „Das ist extrem geschäftsschädigend und sorgt bei allen für Unmut“, sagt sie. Schließlich müssten alle Kunden jedes Mal das Einkaufscenter verlassen. Die meisten kämen nach Ende des Alarms auch nicht mehr zurück.

Nachbarschaft in Witten ist verunsichert

In der Nachbarschaft sorgen die Taten mittlerweile für Verunsicherung. Michael Kapmeyer wohnt direkt nebenan in der Steinstraße. Er bekommt die Alarme also jedes Mal hautnah mit. „Es ist wirklich ein Problem, dass sich jemand einen Spaß daraus macht“, so der Inhaber des Ladens „Naturtuche“.

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Er befürchtet, dass das Ganze zu einer Art Trendsport wird. „Jetzt ist für die Jugendlichen vielleicht der Rathausplatz nicht mehr interessant und dafür machen sie in der Stadtgalerie Unsinn.“ Zudem hat Kapmeyer Sorge, dass der Alarm im Ernstfall auf die leichte Schuler genommen wird. „Wenn es wirklich mal brennt, denken die Leute vielleicht, dass es sowieso wieder nur ein Fehlalarm ist und nehmen dann in aller Ruhe den Fahrstuhl.“ Der Innenstadtbewohner hofft deshalb, dass die Täter schnell gefunden und zur Verantwortung gezogen werden.

140 Brandmeldeanlagen in der Stadt

Laut Vize-Feuerwehr-Chef Dirk Lieder gibt es in ganz Witten 140 Brandmeldeanlagen. Pro Jahr rückt die Feuerwehr dafür hunderte Male aus. In acht von zehn Fällen handele es sich dabei aber um einen Fehlalarm.

Vor allem in Altenheimen oder Krankenhäusern werden die Alarme oft aufgelöst. Aber auch in der Industrie kommt es oft zu Fehlalarmen, wenn der Melder bei einer Produktion zum Beispiel Wasserdampf als Rauch eines Feuer wahrnimmt.

Die Brandmelder an einer anderen Stelle zu platzieren, an der sie nicht direkt für jeden sichtbar sind, ist übrigens nicht möglich. „Im wirklichen Notfall sollte ja jeder Zugriff darauf haben. Leider haben dann auch diejenigen leichtes Spiel, die das Ganze missbrauchen“, sagt Feuerwehr-Vize-Chef Dirk Lieder.