Witten. Im Bahnhof Herbede in Witten werden zurzeit Baumstämme für den Export auf Güterwaggons verladen. Für Anwohner heißt das: Lärm bis 22 Uhr.
Wer zurzeit über die Herbeder Brücken fährt, staunt nicht schlecht: Unzählige Festmeter frisch geschlagener Baumstämme türmen sich dort. Seit März 2021 wird das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Witten-Herbede mit seinem gesamten Areal von der Firma Holzlogistik + Güterbahn als Umladeplatz für Holz genutzt. Das Anliefern und Beladen der Güterzüge direkt vor den Fenstern vieler Anwohner sorgt aber für viel Lärm.
Täglich werden dort große Mengen von Holzstämmen mit Lkw herangefahren und auf Waggons verladen. Dies soll noch mindestens bis zum Jahresende so geschehen. Weil in den heimischen Wäldern viel Totholz liegt – eine Folge von Trockenheit und Borkenkäferbefall –, gibt es einen großen Holzüberschuss. Deswegen werden Hölzer exportiert. In diesem Fall per Bahn über die Museumslinie von Herbede nach Hagen-Vorhalle, von dort geht es weiter nach Österreich. Ziel sind Möbelfabriken in Rumänien.
Dazu hat das Eisenbahn-Verkehrsunternehmens „railflex“, verantwortlich für die Lager-und Umlade-Logistik, den Herbeder Bahnhof aus dem Dornröschenschlaf geweckt – allerdings zum Nachteil der Anwohner. Das Seniorenheim hinter dem Herbeder Rathaus der Medizin liegt zum Beispiel direkt an der Umladefläche.
Stämme aus 15 m Höhe abgeworfen
Einige Herbeder haben sich bei der örtlichen CDU beschwert, da die Geräuschbelästigung „das erträgliche Maß bei Weitem überschreitet“. Ratmitglied Claudia Gah berichtet: „Das geht so weit, dass für Anwohner mit Kindern ein Homeschooling nicht möglich ist, Kleinkinder mittags keinen Schlaf finden und auch in den späten Abendstunden keine Ruhe eintritt.“
+++Alle Entwicklungen rund um Corona in Witten in unserem lokalen Newsblog+++
Bis 22 Uhr werde verladen, um 6.15 Uhr am Morgen gehe es wieder los. Auch am Feiertag des 1. Mai wurde gearbeitet. Dabei werden die Holzstämme nicht mit den Kränen abgelegt, so die Anwohner. „Bis zu drei Kräne gleichzeitig werfen die Stämme aus 10 bis 15 Meter Höhe ab.“ Außerdem lagerten die Holzstapel mehr als vier Meter hoch, ohne gesichert zu sein.
Unklar, wer zuständig ist
Die Mitglieder der CDU-Fraktion haben versucht, einen Kompromiss vor Ort zu erreichen. Dieser scheiterte daran, dass es vor Ort niemanden gibt, der offensichtlich für den Vorgang verantwortlich ist. Auch weitere Recherchen verliefen erfolglos. „Wir hoffen, dass nun die Stadtverwaltung zwischen den Anwohnern und dem Unternehmen vermitteln kann“, so die Herbeder CDU-Vorsitzende Claudia Gah. Eine Anfrage hat sie an Bürgermeister Lars König gestellt.