Witten. In Fitnessstudios in Witten gilt seit Kurzem 2G plus. Der Aufwand für den Test schreckt viele ab. Betreiber empfindet Auflage als „willkürlich“.
Seit rund einer Woche gelten für den Besuch von Fitnessstudios auch in Witten verschärfte Corona-Regeln. Wer auf dem Laufband schwitzen oder Hanteln stemmen will, braucht dafür nun in jedem Fall einen tagesaktuellen Test. Egal ob er oder sie vollständig geimpft oder geboostert ist. Die Betreiber empfinden die neuen Auflagen durch die Bank als unverhältnismäßig – zumal es in den meisten anderen Bundesländern mildere Regeln gibt.
„Für unsere Kunden ist es mühsam, wir merken die Auswirkungen deutlich“, sagt etwa Haris Ghiaszada, Leiter der hiesigen „BeFit“-Filiale. Zwar würde „der harte Kern“ weiterhin regelmäßig trainieren kommen, doch viele Mitglieder würden durch die 2G-plus-Regelung abgeschreckt. Hinzu kommen immer wieder Diskussionen am Einlass wegen fehlender Test-Nachweise. „Und wir hatten auch schon Fälschungen“, erzählt der 40-Jährige.
Fitnessstudio-Betreiber aus Witten wünschen sich individuellere Regelungen
Fast alle Kunden seien geimpft, viele bereits geboostert. „Deshalb hält sich das Verständnis für die neue Regelung bei uns in Grenzen“, sagt Ghiaszada. Auch, weil sich der Fitness-Tempel an der Wideystraße über 3000 Quadratmeter erstreckt. „Wir hätten uns da individuellere Vorgaben gewünscht.“
So sieht es auch Anke Schrimpf von „Mrs. Sporty“ in Annen. Das kleine Studio hat im vergangenen Jahr eine zusätzliche Luftfilteranlage eingebaut, um das Risiko zu minimieren. Viele Menschen gleichzeitig trainieren hier ohnehin nie. Doch seit der neuen Vorgabe des Landes sei nun „nichts los“. Auch die ein oder andere Kündigung sei direkt nach Bekanntwerden der Testpflicht eingetrudelt. Und die Betreiberin rechnet mit weiteren Mitgliedern, die abspringen.
„2G plus ist schlimmer als Lockdown“
„Eigentlich ist das jetzt schlimmer als ein Lockdown, weil wir ja das Personal vorhalten und öffnen müssen“, sagt Schrimpf. Schließlich habe man eine vertragliche Verpflichtung den Kundinnen gegenüber. Und denen wolle man natürlich auch weiterhin ein Training ermöglichen. „Viele fragen sich: Warum habe ich mich denn boostern lassen?“
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Hinzu kommt: Anfang des Jahres erleben die Fitnessstudios sonst einen regen Zulauf an Neu-Kunden. Schließlich wollen die guten Vorsätze fürs neue Jahr umgesetzt werden. „Das erste Quartal ist für die Branche das wichtigste“, sagt Schrimpf. „Und bis jetzt sieht es nicht rosig aus.“ Auch andere Studios berichten von fehlenden Neu-Kunden.
Weniger Kunden, aber keine staatliche Finanzspritze
„Ich finde die Vorgabe beschissen, um es mal ganz deutlich zu sagen“, ärgert sich Fitness-Urgestein Klaus Disse-Stebner, den viele nur als „Krake“ kennen. Im Gegensatz zum Lockdown im vergangenen Jahr dürfe er zwar geöffnet haben, bekomme aber keine staatliche Unterstützung. „Einbußen habe ich aber dennoch und muss schauen, wie ich die auffange.“
In Stebners „Fitnesskreis“ in der Innenstadt trainieren derzeit 30 bis 40 Prozent weniger Sportbegeisterte als sonst. „Wenn wir in NRW extrem hohe Fallzahlen hätten, würde ich das verstehen. Aber so ist es willkürlich.“ Gerade bei Menschen, die „alles gemacht haben“ – sprich dreifach geimpft seien, halte er die Testpflicht für unangebracht.
Teststellen der Stadt waren überlaufen
Zumal die Teststationen in der Stadt in den letzten Tagen überlaufen waren, wie die Studio-Betreiber übereinstimmend berichten. „Ich hatte hier Leute stehen, die wollten trainieren, hätten aber erst einmal eine Stunde in der Schlange stehen müssen für den Test“, erzählt Disse-Stebner.
Verordnung gilt bis 12. Januar
Die aktuell gültige Coronaschutzverordnung des Landes NRW gilt bis einschließlich 12. Januar. Die Betreiber hoffen, dass dann die Vorgaben für sie wieder gelockert werden. In anderen Bundesländern gilt teils die 2G-Regel im Sportbereich, teils 2G-Plus. In Bayern und Baden-Württemberg etwa sind Geboosterte von der Testpflicht ausgenommen. Um die Tests für die eigenen Kunden zu erleichtern, plant die Wittener „BeFit“-Filiale, eine Teststation auf dem Parkplatz vor dem Fitnessstudio einzurichten. Ein entsprechender Antrag sei kurz vor Weihnachten eingereicht worden. Nun warte man auf die Rückmeldung des Kreises.
Haris Ghiaszada von „BeFit“ berichtet Ähnliches. „Ich habe oft Kunden, die kommen sauer hier rein“, so der Filialleiter. Weil sie zuvor lange für den notwendigen Schnelltest anstehen mussten – Schulter an Schulter mit anderen Wartenden.