Witten. Muss sich die Wittener Hardenstein-Gesamtschule verkleinern? Nein, sagt Schulleiter Holger Jahnke. Das Gegenteil sei der Fall.

Für Ärger und Unverständnis hat die Nachricht gesorgt, die Hardenstein-Gesamtschule würde verkleinert und den Nebenstandort am Vormholzer Ring aufgeben. Beides sei so nicht richtig, betont Schulleiter Holger Jahnke. Vielmehr hoffe er, dass das Gebäude durch einen Neubau bald deutlich mehr Platz bekommen wird.

Fakt sei: Die Hardensteinschule laufe bereits seit elf Jahren vierzügig. Fünf Klassen pro Jahrgang seien zwar rechtlich möglich, aber wegen fehlender Räume sei das gar nicht machbar. „Auch wegen unserer Aufgaben in Differenzierung und Inklusion“, erklärt die didaktische Leiterin Gabriele Günzel.

Schulleiter Holger Jahnke ist ein gut eineinhalb Jahren im Amt. Er würde gern bald die Planung für die Sanierung der Schule angehen.
Schulleiter Holger Jahnke ist ein gut eineinhalb Jahren im Amt. Er würde gern bald die Planung für die Sanierung der Schule angehen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Den Rats-Beschluss, diese Vierzügigkeit auf Dauer festzuzurren, hatte die Schulkonferenz dennoch abgelehnt. Denn Schulleiter Jahnke würde es gerne sehen, künftig pro Jahrgang eine Klasse speziell für Schüler aus Sprockhövel und Hattingen anbieten zu können. Schon jetzt habe er wieder mehr als 20 Anfragen aus Sprockhövel, doch die Verunsicherung der Eltern sei groß. „Dabei mussten wir in diesem Jahr nicht einen einzigen Schüler aus Sprockhövel ablehnen“, betont der Schulleiter. Seit der „Witten first“-Regelung seien zwar die Anmeldezahlen aus der Nachbarschaft zurückgegangen – nicht aber das Interesse.

Wittener Schulleiter betont, die Städte seien wieder im Gespräch

Anders als Schuldezernent Frank Schweppe versichert er, die Gespräche mit den Nachbarstädten über eine einvernehmliche Regelung für auswärtige Schüler seien noch längst nicht gescheitert, die Städte seien seines Wissens wieder im Gespräch. Er hoffe weiterhin, dass die Kommunen eine Lösung für das Problem finden werden, um das komplizierte Anmeldeverfahren zu vereinfachen und dem Bedarf gerecht werden zu können.

Der neue naturwissenschaftliche Trakt der Hardenstein-Gesamtschule kann sich sehen lassen – von außen und vor allem von innen.
Der neue naturwissenschaftliche Trakt der Hardenstein-Gesamtschule kann sich sehen lassen – von außen und vor allem von innen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Ebenso dringend wartet er auf die Ergebnisse des Gutachtens über die bauliche Zukunft der Schule. In dem Gutachten soll es darum gehen, ob und wie die dringend die nötige Renovierung des Gebäudes aus den 70er-Jahren gestemmt werden kann. Neubau oder Sanierung, das ist die Frage, die Jahnke endlich geklärt wissen will. „Bislang haben wir nicht eine Silbe dazu gehört.“ Eigentlich hätte die Schule dazu im Schulausschuss Ende Oktober Informationen bekommen sollen – doch der wurde abgesagt.

„Das Gutachten muss jetzt schnellstmöglich an die Öffentlichkeit“, so Jahnke. Denn erst dann könne die Schule mit den Planungen beginnen. Ob die Arbeiten dann 2023 oder 24 beginnen werden, sei für ihn eher nebensächlich. „Aber wir wollen endlich planen können – denn wir haben eine Menge Visionen. Und die wollen wir umsetzen.“

Die großen Aquarien sind die Hingucker im neuen naturwissenschaftlichen Trakt der Hardenstein-Gesamtschule. Aber sie dienen nicht nur zur Dekoration, mit den Fischen, Fröschen und Garnelen wird im Biologie-Unterricht geforscht. Zur Eröffnung im Oktober durfte Nico (9) die Buntbarsche füttern
Die großen Aquarien sind die Hingucker im neuen naturwissenschaftlichen Trakt der Hardenstein-Gesamtschule. Aber sie dienen nicht nur zur Dekoration, mit den Fischen, Fröschen und Garnelen wird im Biologie-Unterricht geforscht. Zur Eröffnung im Oktober durfte Nico (9) die Buntbarsche füttern © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Mit dem neuen hochmodernen naturwissenschaftlichen Trakt sei bereits ein Anfang gemacht. Jahnke hofft aber, dass es beim Rest des Schulgebäudes auf einen Neubau hinauslaufen wird, da bei einer Sanierung im Bestand zu viele Vorgaben beachtet werden müssen. Anbauen – umziehen – abreißen: Dieses Vorgehen wäre dem Hardenstein-Chef am liebsten. Schließlich müsse ein Anbau ohnehin kommen, um den gestiegenen Raumanforderungen gerecht werden zu können. Mit einem kompletten Neubau könne das Schulgebäude ganz neu konzipiert werden. Wie genau, dazu hat sich Jahnke schon einige Modellschulen in der Region angesehen.

Tag der offenen Tür am 4.12.

Am Samstag, 4. Dezember, lädt die Hardenstein-Gesamtschule zu ihrem Tag der offen Tür. Dann können sich die Eltern und künftigen Fünftklässler anschauen, was die Schule alles so bietet. Die Veranstaltung findet unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen in Präsenz in der Schule statt.

Vorgestellt wird ihnen auch Modul-Modell, das seit diesem Schuljahr die Profilklassen ersetzt. Dabei können die Kinder erst in der zweiten Hälfte des fünften Schuljahres entscheiden, in welcher Richtung sie Schwerpunkt setzen wollen.

Mehr Infos und Anmeldung unter hardenstein.eu.

Keine Angst vor dritter Gesamtschule in Witten

Sicher ist: Künftig sollen auch die Fünft- und Sechstklässler an der Wabeck untergebracht sein. Das hat der Schulausschuss beschlossen. Jahnke freut sich darüber. Alle Schülerinnen und Schüler an einem Standort zu haben sei schöner und einfacher, die Pendelei sehr aufwendig. Allerdings: Einzelne Klassen schon vorab umziehen zu lassen – etwa in Container – sei organisatorisch nicht zu machen. Wenn, dann ginge das nur jahrgangsweise. Jahnke betont: Bis es eine vernünftige Lösung gebe, „werden wir am Vormholzer Ring bleiben“. Von der Aufgabe des Standorts wegen einer Verkleinerung der Schule könne daher keine Rede sein.

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Die fürchtet Jahnke auch nicht, wenn nun bald die dritte Wittener Gesamtschule an den Start geht. Die neue Otto-Schott-Gesamtschule werde – so wie die Realschule bisher – sicher vor allem Schülerinnen und Schüler aus ihrer Umgebung anziehen. „Unsere Kinder kommen vor allem aus Heven, Herbede, Buchholz, Vormholz und Bommern“, betont er. Und für alle von ihnen gelte: Auch ohne begonnene Sanierung seien sie in der Hardenstein-Gesamtschule gut aufgehoben. „Bei uns ist das Miteinander wichtig“, betont Gabriele Günzel. Die Hardenstein sei eine ganz lebendige, engagierte Schule mit sehr vielen Entwicklungsmöglichkeiten für die Kinder. Die beiden Pädagogen lassen keinen Zweifel: Bei ihnen herrscht Aufbruchs- und nicht Untergangsstimmung.