Witten. Wie lebenswert ist eigentlich die Bahnhofstraße in Witten? Diese Frage stellt eine Studentin jetzt allen Bürgern. Was will sie damit erreichen?

Die Entwicklung der Innenstadt und insbesondere der Bahnhofstraße ist in Witten immer wieder Gesprächsthema. Jetzt beschäftigt sich eine Studentin der Bochumer Hochschule für Gesundheit in ihrer Bachelorarbeit damit. Sie betrachtet die Lebensqualität aus gesundheitlicher Sicht.

„Die Fußgängerzone ist ein Anlaufpunkt für alle und ein Ort der Kommunikation“, sagt die 52-jährige Heike Bergemann. Die gebürtige Wittenerin will mit ihrem Projekt dazu beitragen, dass die Bahnhofstraße wieder lebenswerter wird. „Ich merke, dass die Leute eher in den Ruhrpark in Bochum statt in die City fahren“, beobachtet sie. Die Wissenschaftlerin wohnt selbst in der Innenstadt, kauft aber auch viel in anderen Städten ein.

Stadt Witten unterstützt das City-Projekt

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Bergemann startet ab sofort eine Umfrage mit der Stadtverwaltung, dem Innenstadtbüro und dem Verbund „Gesunde Stadt Witten“, an der alle Wittenerinnen und Wittener bis zum 15. Januar teilnehmen können. Von der Bevölkerung will sie zum Beispiel wissen: Wie gut ist die Innenstadt zu Fuß, mit dem Auto oder dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen? Wie gut sind die Einkaufsmöglichkeiten? Fühle ich mich hier sicher? Gibt es Treffpunkte, an denen ich meine Freizeit verbringen kann?

Auf einer Skala von eins bis acht können alle Interessierten über das Online-Tool „Stadtraummonitor“ eigene Ideen und Kritiken zu diesen Fragen einbringen. Das Tool wertet anschließend die Stärken und Schwächen des Standortes aus.

Auch der Rathausplatz in Witten könnte nach Ansicht von Heike Bergemann lebenswerter gestaltet werden.
Auch der Rathausplatz in Witten könnte nach Ansicht von Heike Bergemann lebenswerter gestaltet werden. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Aber was hat die Gestaltung einer Fußgängerzone mit der Gesundheit zu tun? „Es geht dabei nicht nur um medizinische Versorgung. Wenn es irgendwo schön ist, geht es mir auch gut“, sagt die Krankenschwester, die berufsbegleitend „Gesundheit und Sozialraum“ studiert. Es sei für das eigene Wohlbefinden und die persönliche Gesundheit etwa wichtig, dass man in seiner Stadt schnell grüne Flächen erreicht, Wege barrierefrei gestaltet sind oder dass Kinder gut spielen können. Außerdem müssten gesundheitsbelastende Stressfaktoren wie Lärm gesenkt werden. Auch soziale Kontakte spielen eine wichtige Rolle. „Man muss sich bei einem Besuch in der Stadt auch mit anderen unterhalten können. Das stärkt das Miteinander.“

Im zweiten Schritt sollen auch ältere Leute befragt werden

Studentin und Krankenschwester Heike Bergemann führt in Witten eine Umfrage zur Lebensqualität in der City durch.
Studentin und Krankenschwester Heike Bergemann führt in Witten eine Umfrage zur Lebensqualität in der City durch. © Heike Bergemann | Heike Bergemann

Sie selbst hat schon Ideen, wie man Wittens City schöner gestalten kann. „Auf dem Rathausplatz sollte es mehr Sitzmöglichkeiten geben“, sagt Heike Bergemann. Sie hält gerade überdachte Plätze für nötig. „Es ist für die Aufenthaltsqualität wichtig, dass es diese Plätze gibt, wo man sich einfach mal hinsetzen und entspannen kann“, sagt die Wittenerin. Zudem wünscht sie sich im direkten Umfeld mehr Spielplätze.

Die Ergebnisse der Arbeit werden anschließend der Stadt übergeben. „Die Bürgerinnen und Bürger können so gemeinsam mit der Verwaltung darüber entscheiden, was sich ändert“, sagt Bergemann. Auch die Stadt erhofft sich von dem Projekt, Wittener auf kurzem Wege an einer gesundheitsfördernden Innenstadtentwicklung teilhaben zu lassen.

So kann man mitmachen

Wer an der Umfrage teilnehmen möchte, kann das über den Link stadtraummonitor.bzga.de/start/fussgaengerzonewitten/ tun. Ab sofort ist das Tool frei geschaltet, die Umfrage endet am 15. Januar.

Entwickelt wurde der „Stadtraummonitor“ von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Vorbild ist das schottische „Place Standard Tools“, das bereits in anderen Ländern erfolgreich die Bürgerbeteiligung in der Stadtentwicklung unterstützt.

Die Studentin mit ganz viel Witten-Erfahrung weiß, dass es schwierig ist, eine allumfassende Analyse abzuliefern. „Ich kann aber einige Anhaltspunkte liefern.“ In Gesprächen mit anderen Bürgerinnen und Bürgern sei die Idee sehr gut angekommen. „Viele schimpfen darüber, wie es derzeit aussieht.“

Im nächsten Schritt will sie nach der Auswertung auch noch zusätzlich gezielt ältere Leute befragen. „Das ist über das Internet natürlich schwieriger. Deshalb will ich das noch einmal einzeln angehen“, so die 52-Jährige. Sie beobachte, dass selbst Seniorinnen und Senioren immer öfter anderorts einkauften. „Meine Eltern zum Beispiel sind über 80 und bestellen lieber online statt in die City zu gehen.“ Auch für diese Generation müsse die Innenstadt wieder lebenswerter werden.