Witten. Blumen, die andernorts schon lange die Städte schmücken, haben den Rat beschäftigt. Auch Wittens City soll aufblühen. Es gibt noch weitere Ideen.

Der Rat der Stadt hat mehrheitlich grünes Licht für eine grünere Innenstadt gegeben. Den Antrag für eine Verschönerung der City durch Blumenampeln und weitere „Blumenelemente“ hatte die CDU-Fraktion auf den Weg gebracht. Die Stadtverwaltung soll jetzt mit dem Stadtmarketing hierfür ein „Sponsoring‐Modell“ entwickeln. Meint: Privatleute, Unternehmen und Einzelhändler - zum Beispiel - sollen sich finanziell engagieren. Der Stadtsäckel soll durch das neue Grün nicht belastet werden.

Wenn schon Blumen, dann bitte welche, die auch Insekten zugute kommen, forderte im Rat Ralf Schulz von den Grünen. Julian Fennhahn, umweltpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, stimmte sofort zu. Daher wurde der Antrag um das Wörtchen „insektenfreundlich“ ergänzt. Die Linke sprach sich gegen den Antrag für eine grünere City aus, Piraten und FDP enthielten sich bei der Abstimmung. Ulla Weiß von den Linken sorgte im Stadtparlament für heiteres Gemurmel, als sie darauf verwies, dass Blumen zwar schön anzusehen seien, dass es aber angesichts vieler armer Menschen in der Stadt auch sinnvoll wäre, „an verschiedenen Ecken“ Gemüsebeete anzupflanzen. Diese könnten von Bürgern gepflegt und genutzt werden. Kommentar von Bürgermeister Lars König zu diesem Vorschlag: „Da fehlen mir die Worte.“

Blumenampeln reichen nicht, findet die Chefin des Wittener Stadtmarketings

Verschandeln das Wittener Stadtbild: Graffiti-Schmierereien, hier im Lutherpark, wenige Gehmeter vom Rathaus entfernt.
Verschandeln das Wittener Stadtbild: Graffiti-Schmierereien, hier im Lutherpark, wenige Gehmeter vom Rathaus entfernt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Silvia Nolte, Geschäftsführerin des Stadtmarketings, begrüßt die Initiative für mehr Grün in der City. Sie gibt aber zu bedenken: „Eine Innenstadt wird nicht nur durch Blumenampeln attraktiver.“ Auch die Themen Sauberkeit und Sitzmöglichkeiten spielten eine große Rolle. „Alles eben, was eine Stadt angenehmer erscheinen lässt, die Aufenthaltsqualität erhöht.“

Eine Einschätzung, die Angelika Bilow-Hafer von der Standortgemeinschaft Witten-Mitte teilt. Sie verweist darauf, dass für eine aufblühende Innenstadt vor Ort keine Sponsoren gesucht werden müssten. Es gebe hierfür Landesgelder über den sogenannten Cityfonds, die nur beantragt werden müssten. „Wir haben zwei graue Plätze in der Innenstadt - den Rathausplatz und den Platz vor der Stadtgalerie.“ Das dort etwas geschehen müsse, stehe außer Frage. Mit Blick auf das Thema Sauberkeit betont die Inhaberin der Genuss-Galerie am Berliner Platz, dass jeder etwas dazu beitragen müsse, dass die Stadt attraktiver werde. „Schmutz zieht Schmutz an.“ Nicht zuletzt helfe eine schönere Umgebung dabei, Vandalismus zu verhindern.

Frühere Ratsfrau: Stadt Witten war in den 2000er Jahren gegen Blumenschmuck

Dass der Rathausplatz und das Rathaus grüner werden müssen, hatte im Juni vergangenen Jahres bereits der Stadtentwicklungsausschuss einstimmig beschlossen. Die GroKo hatte in ihrem gemeinsamen Antrag betont, die Verwaltung solle prüfen, ob das knappe Budget der Stadt einen grüneren Platz ermögliche. SPD-Ratsherr Klaus Wiegand war der Ansicht, dass der freie Rathausplatz, der nach nichts aussehe, Jugendliche anziehe, die sich dort austoben wollten. Regina Kompernaß, die von 2004 bis 2014 für die CDU im Wittener Rat saß, hat sich bereits in den 2000er Jahren für Grün auf dem Rathausplatz stark gemacht. Da hieß sie noch Regina Krokowski. Ein Hausbesitzer war in Sachen Begrünung als möglicher Sponsor an ihrer Seite.

Managerin: Gute Ideen werden nicht umgesetzt

Babett Arnold, Managerin der Stadtgalerie, bedauert, dass es von der Wirtschaftsförderung, dem Stadtmarketing und der Standortgemeinschaft Witten-Mitte „viele tolle Ideen“ zur Verschönerung der Innenstadt gibt, die dann aber nicht umgesetzt würden. Arnold, die auch das Center „Die Drehscheibe“ in Bochum managt, erinnert daran, dass es viele Förderprogramme für Innenstädte gibt.

Die Wittener City wirke derzeit „trostlos“. Es gebe wenig Grün, kaum Sitzgelegenheiten. Den Vorstoß des Wittener Rates für mehr Blühendes in der Stadt begrüßt Arnold. Wichtig sei, dass die Pflanzen hinterher aber auch gepflegt werden.

„Es gab damals die Idee, Blumenampeln an den Laternen aufzuhängen und bewegliche Blumenkübel auf den Platz zu stellen“, sagt sie. Hierzu habe es viele Gespräche mit der Stadt gegeben. Grünes Licht für die Verschönerung gab es nicht. Ein Argument sei gewesen, dass im Falle eines Feuerwehreinsatzes Blumenschmuck im Wege sein könne. „Ich ärgere mich immer noch über den grauen Platz. Wenn es dort endlich mehr Aufenthaltsqualität, mehr geschäftiges Leben geben würde, würde auch der Vandalismus zurückgehen“, glaubt Regina Kompernaß.