Witten. Urnen aus Holz, Särge aus Bambus - Bestatter Jörg Rumberg aus Witten setzt bei seiner Arbeit auf Nachhaltigkeit. Was heute alles möglich ist.
Nachhaltigkeit im Alltag liegt im Trend – aber auch am Lebensende kann sie ein Thema ein. Seit einigen Jahren achten Bestattermeister Jörg Rumberg und seine Frau Beate Rumberg-Behrendts darauf, dass sie ihre Arbeit möglichst umweltschonend gestalten. Dazu gehört auch eine Sargausstattung aus Naturmaterialien, die sich unter der Erde schnell zersetzt.
Die Urnen, die im Ausstellungsraum von Rumberg Bestattungen in Vormholz stehen, sind Einzelstücke. Manche Holzurnen haben Astlöcher an der Seite, andere sind bunt gefärbt. Metallurnen gibt es hier schon lange nicht mehr. Denn die brauchen deutlich länger, um sich unter der Erde zu zersetzen, als Urnen aus Holz. Sie sind daher auch bei anderen Wittener Bestattern nicht mehr im Regal zu finden. Stattdessen liegen heute Urnen aus Kohle im Trend. „Die sind vollständig biologisch abbaubar. Das ist eigentlich das Beste, was wir für den Boden tun können“, sagt Beate Rumberg-Behrendts.
Geölte Särge sind unter der Erde leichter abbaubar als lackierte
Auch bei den Särgen kommt es auf möglichst natürliches Material an. Bei Rumbergs gibt es zum Beispiel hochwertige Särge aus Bambus oder Korbgeflecht. Die Holzsärge bestehen aus heimischen Holzarten wie Esche, Kiefer und Eiche – das spart lange Lieferwege. Die Oberflächen der Särge werden nicht lackiert, sondern nur geölt oder gewachst. Dadurch sei das Material offenporiger und zersetze sich leichter unter der Erde, erklärt Jörg Rumberg.
Auch Bestatterin Birgit Brotkorb vom Bestattungshaus Brotkorb an der Pferdebachstraße arbeitet mit geölten oder komplett unbehandelten Särgen. „Wir achten darauf, möglichst viele ökologische Materialien zu verwenden.“ Bei der Innenausstattung der Särge sei es dagegen bisher noch schwieriger, auf Nachhaltigkeit achten. Die beinhaltet häufig wasserdichte Folie aus Plastik und Deckengarnitur aus Polyester oder anderer Mikrofaser.
Kartoffelstärke und Maisflips ersetzen Kunststoff in der Sargausstattung
Jörg Rumberg und seine Frau haben lange nach einer Alternative für die Sargausstattung gesucht und sind fündig geworden. Für die Laken kommt reine Baumwolle zum Einsatz, die Plastikfolie ersetzen sie durch eine Folie aus Kartoffelstärke. Maisflips ersetzen Stoffreste als Füllmaterial von Sargmatratzen.
Dass diese Materialien sich schnell zersetzen, haben die beiden im Boden des Erinnerungsgartens getestet, der zum Betrieb gehört. „Wir haben die Maisflips und die Folie aus Kartoffelstärke in der Erde vergraben und die Stelle mit einer Münze markiert. Nach acht Wochen haben wir nur noch die Münze gefunden, der Rest war komplett verrottet“, erzählt Beate Rumberg-Behrendts. In dem Garten, den sie vor fünf Jahren angelegt haben, haben die Rumbergs außerdem alte Pflastersteine, Laternen und Bänke wiederverwendet.
Wittener Bestatter: Immer mehr Kunden interessieren sich für nachhaltige Bestattung
„Wir möchten der nächsten Generation einen zukunftsfähigen Betrieb übergeben“, sagt die 57-Jährige. In den letzten Jahren haben sie und ihr Mann das Unternehmen daher Stück für Stück umgestellt. Die alten Glasbaustein-Fenster sind rausgeflogen und wurden durch neue, dichte Fenster ersetzt. Die Kühlräume haben eine bessere Dämmung erhalten, die Beleuchtung wurde auf LED-Lampen umgestellt. Demnächst kommen Photovoltaik-Anlagen, eine Pellet-Heizung und Elektro-Fahrzeuge hinzu.
Partner der „Grünen Linie“
Seit zwei Jahren ist der Betrieb Rumberg Bestattungen Partner der „Grünen Linie“ – als einziger Bestatter in Witten. Die „Grüne Linie“ ist ein Zusammenschluss von Bestattern aus ganz Deutschland, die nachhaltige Bestattungen durchführen. Auf der Webseite der „Grünen Linie“ (www.gruene-linie.net) heißt es: „Der biologische Kreislauf dient dabei als Idealvorstellung von Nachhaltigkeit und stellt gleichzeitig den würdigsten Abschluss eines umweltfreundlichen und gut gelebten Lebens dar.“
Wichtig sei es, mit neuen Ideen eine Veränderung anzustoßen, sowohl bei Kunden wie auch bei Lieferanten und Produzenten, sagt Jörg Rumberg. Auch andere Bestatter in Witten bestätigen, dass sich immer mehr Menschen für eine nachhaltige Bestattung interessieren. Etwa ein Viertel der Kunden frage selbst danach, sagt Torsten Witthüser vom Bestattungshaus Witthüser in Durchholz. Bei anderen komme das Thema Nachhaltigkeit erst im Gespräch auf. „Die Angehörigen denken oft nicht sofort daran, aber sobald wir Nachhaltigkeit ansprechen, ist das für die meisten auch ein Thema.“