Witten. Toco aus Witten wünscht sich einen Baum in seiner Straße und die Stadt lehnt ab – die Geschichte hat für Empörung gesorgt. Nun gibt’s eine Idee.
Die Aktion des siebenjährigen Toco aus Witten, dem die Stadt seinen Wunsch nach einem Baum in der grauen Konrad-Adenauer-Straße abgeschlagen hat, hat viele Wittener bewegt. Wahrscheinlich wird der Junge einen Baum bekommen – allerdings nicht in seiner zugepflasterten Straße.
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Unter anderem hat sich die Wittener Firma Baumdienst SKT gemeldet. „Ich fänd es so schade, wenn Tocos Engagement ins Leere läuft“, sagt Firmenchef René de Torres Lacroze, selbst Vater. Er möchte den Siebenjährigen auf jeden Fall belohnen und einen klimaresistenten Baum spenden, etwa eine Kastanie oder einen Walnussbaum. Pflanzen könne man diesen wahrscheinlich aber nur im nahen Lutherpark.
Baumfirma aus Witten schlägt einen Kompromiss vor
„Das wäre ein Kompromiss. Dann hätte er immerhin einen Baum in seiner Nähe“, sagt de Torres Lacroze. Ihm gefällt auch dieser Gedanke: Toco könnte seinen Baum beobachten und sogar noch in 30, 40 Jahren, dann vielleicht mit seinen eigenen Kindern, dort Kastanien ernten. SKT hat bereits neun Bäume für den Lutherpark gespendet und in Absprache mit der Stadt eingepflanzt – der Draht zur Behörde ist also kurz. Er geht davon aus, dass der Toco-Baum kommt.
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Diese Spende ändert natürlich nicht die eigentliche Kritik der Familie Reimers: Weil die Wohnstraße immer mehr verkomme, hat sie gehofft, dass Straßengrün das Quartier aufwerten würde. Mit der Idee waren sie zum Bürgermeister und dann in den Rats- und Finanzausschuss gegangen, wo der blonde Knirps vorgesprochen hat.
Die Stadt aber hatte auf technische Umsetzungsschwierigkeiten und mangelnden Parkraum verwiesen. Ihr Trost: Wenn eines Tages das Gelände der nahen Feuerwehrwache verkauft und umgebaut wird, komme auch Straßengrün. Diesem Vorschlag haben sich die meisten Parteien im Rat angeschlossen.
Anwohnerin aus Witten spricht von „Unterwürfigkeit gegenüber der Verwaltung“
Eine Haltung, die viele Wittener nicht nachvollziehen können. Die Malerin Ina Riepe hat ihr Atelier an der Konrad-Adenauer-Straße. „In Witten wird beim Klimaschutz auf die Bremse getreten“, sagt sie und fürchtet: „Ähnlich wie beim Kornmarkt, wo wir – trotz Toplage - seit mindestens zehn Jahren keinen Investor finden, werden wir noch lange auf eine Neunutzung der Feuerwache warten müssen. Während die Klimabelastung der Stadt sich absehbar verschärft!“ Sie ist von den Ratsfraktionen enttäuscht. „Welch eine Starrheit und Unterwürfigkeit gegenüber der Verwaltung!“
Idee: Einbahnstraße mit Platz für Parkplätze und Bäume
18.000 städtische Bäume
18.000 Bäume „betreut“ die Stadt, das sind alle Bäume an Straßen, auf Friedhöfen, öffentlichen Grünflächen wie Stadtpark oder Lutherpark, Spiel- und Sportplätzen. Der Stadtförster wiederum ist für die Bäume in den Wittener Wäldern verantwortlich.
Kämmerer Matthias Kleinschmidt hat darauf hingewiesen, dass Witten im Vergleich zu anderen Städten sehr viele Straßenbäume habe, unterhalte und pflege. Das Betriebsamt pflanzt auch neue Bäume. Allein 2020 waren es rund 120 Bäume, 80 davon auf dem Hauptfriedhof.
Auch Pia Schöttes-Seifert und Uwe Seifert wohnen an der Konrad-Adenauer-Straße mit dem ihr eigenen Charme aus den 1950er Jahren. Ihre Kritik an die Stadt: „Hauseigentümer und Anwohner bezahlen zwar regelmäßig Grundsteuern. Doch letztendlich gibt es von Seiten der Stadt wenig Gegenleistung.“ Das Pflaster sei seit den letzten 35 Jahren nicht gepflegt worden. „Ein Jammer um die historische Straße.“
Sie fordern eine Quartiersentwicklung. „Eine Begrünung, etwa mit kleinwüchsigen Bäumen, ließe sich mit entsprechenden Schutzmaßnahmen und Willen erstellen. Mit einer Einbahnstraßen-Regelung und Schrägparkplätzen könnte ein beruhigtes Viertel mit deutlich mehr Aufenthaltsqualität entwickelt werden. Andere Städte machen das seit Jahrzehnten vor.“