witten. . Der Baumdienst SKT hat das letzte große Grundstück im Wullener Feld von der Stadt erworben. Die Firma ist rasant gewachsen.

Gewerbeflächen in Witten sind rar. Auch im Wullener Feld, wo ein bunter Firmenmix angesiedelt ist, würden sich Betriebe gerne erweitern. Doch Pustekuchen. Das letzte große Grundstück von rund 4800 Quadratmetern hat der Baumdienst SKT (die Abkürzung steht für Seilklettertechnik) der Stadt abgekauft.

Jahrelang war das von Wildwuchs überwucherte Areal ungenutzt. „SKT waren die goldrichtigen Käufer. Was andere abgeschreckt hat, ist deren Geschäft. Die haben über das Freischneiden des Geländes nur müde gelächelt“, meint Anja Reinken, Leiterin des Amtes für Bodenmanagement und Wirtschaftsförderung. Zwar ist SKT-Chef René Closset das Lächeln nicht vergangen, aber ganz so leicht war es dann doch nicht: „Das Gelände hatte ein Gefälle von acht Metern, die wir ausgleichen mussten. Erst mussten wir alle Bäume fällen und entsorgen, dann wurden die Wurzeln mit einem großen Forstschlepper ausgefräst.“

Nach Kyrill selbstständig gemacht

In nächster Zeit wird das lehmige Areal geschottert. Später soll hier eine große Halle zum Unterstellen der Spezialmaschinen entstehen, zu denen Häcksler, Hubsteiger, Wurzelfräsen und Lkw gehören. „Wir können das Gelände bis zu 80 Prozent bebauen“, sagt Firmenmitinhaberin Carolina de Torres. Doch noch ist SKT an der Pferdebachstraße 135 beheimatet. Am späteren Standort Wullener Feld 58 sind etwa 140 Firmen auf einer Fläche von etwa 90 Fußballfeldern angesiedelt.

„Es gibt Unternehmen, die legen großen Wert auf Außendarstellung. Zum Beispiel als Technologiefirma neben einem Steinmetz mit Grabplattengestaltung zu liegen, kann da als unvorteilhaft empfunden werden. Anderen ist das egal“, so Anja Reinken. Sie selbst sieht in dem Branchenmix einen Vorteil: „Wenn mal eine Branche schwächelt, reißt das nicht gleich das ganze Gewerbegebiet runter.“

Auch von außerhalb kämen regelmäßig Anfragen von Firmen, die in Witten nach Gewerbeflächen suchten, so die Amtschefin. Aus Bochum-Laer übersiedelten auch die SKT-Gründer damals. „Nach dem Orkan Kyrill vor elf Jahren habe ich mich selbstständig gemacht. Ich habe damals gesehen, dass überall Arbeit rumlag. Da habe ich Mut gefasst“, erzählt Closset. Der 40-Jährige war zuvor als Baumpfleger bei der Stadt Bochum angestellt. „Und ich habe bei Lueg Transporter verkauft“, ergänzt Carolina de Torres. Inzwischen ist die 43-Jährige zertifizierte Baumkontrolleurin.

So eine Zustandsbestimmung kann durchaus in High-Tech-Einsätzen gipfeln. Mit einem Resistographen beispielsweise, der in den Baum gebohrt wird, kann anhand des Widerstandes erkannt werden, ob sich darin faule Stellen befinden. Auch mit Geräten, die Schwingungen durch den Stamm schicken, sind Schwachstellen zu analysieren. „Wir entschlüsseln die Körpersprache der Bäume“, meint die Expertin. SKT ist inzwischen auf 16 feste Mitarbeiter und vier Angestellte angewachsen. Auch die Investitionen in den Maschinenpark können sich sehen lassen. So ein Hubsteiger, der auf 27 Meter ausgefahren werden kann, kostet etwa 150 000 Euro.

René Closset prüft die Holzbeschaffenheit des weiß gestrichenen Baumes auf dem Parkplatz des Ev. Krankenhauses mit einem Resistographen.
René Closset prüft die Holzbeschaffenheit des weiß gestrichenen Baumes auf dem Parkplatz des Ev. Krankenhauses mit einem Resistographen.

Das Unternehmen ist vor allem im Ruhrgebiet aktiv. Zu den markanten Aufträgen der letzten Zeit gehört ein etwa hundertjähriger Ahorn am Evangelischen Krankenhaus, dessen Stamm mehrere Meter hoch mit weißer Spezialfarbe eingestrichen wurde: „Das ist ein Schutz für den Baum, wie für blasse Menschen Sonnenmilch. Denn nachdem das umstehende Gehölz dem neuen Parkplatz weichen musste, stand er ungeschützt. Da kann sich die Rinde ablösen“, so Closset. Die Farbe ziehe allmählich ein.

Hauptsache, der Ahorn steht noch. Denn nach dem Sturm „Friederike“ sausen zahlreiche Baumfirmen wie „Idea Botanica“ und Dachdecker durch Witten, um die Schäden zu beseitigen.