Witten. Die hohen Spritpreise in Deutschland treffen vor allem Unternehmen, die viel auf Straßen unterwegs sind. Wie Firmen in Witten darauf reagieren.

Die Preise für Benzin und Diesel haben in Deutschland ein Allzeit-Hoch erreicht. Schon Privatleute müssen derzeit beim Stopp an der Tankstelle tief in die Tasche greifen. Firmen, die viel auf den Straßen unterwegs sind, treffen die horrenden Preise nochmals mehr. Unternehmen in Witten setzen deshalb zum Teil bereits auf E-Mobilität.

„Auch unsere Kraftstoffpreise sind gestiegen“, sagt Busunternehmer Peter Killer. Die Firma Killer Citybus bedient in Witten Linien im Nahverkehr, insgesamt 20 Fahrzeuge sind auf den Straßen unterwegs. Killer geht davon aus, dass es wegen der hohen Preise zu Ertragseinbußen kommen wird. „Wir bekommen dafür ja keinen Ausgleich und müssen die Kosten irgendwie kompensieren.“ Wie sehr das Ganze auf die Bilanz drückt, könne er aber noch nicht sagen. Killer hat auf seinem Firmengelände eine eigene Tankstelle. Den Kraftstoff kauft er zur Zeit frühzeitig ein und macht seine Zapfsäulen voll. „Ich hoffe, dass das nur ein temporärer Effekt ist und die Preise bald wieder fallen“, sagt der Citybus-Chef.

Wittener Transport-Kontor legt 10 Millionen Kilometer im Jahr zurück

Die Spedition Wittener Transport-Kontor (WTK) zahlt derzeit rund 60 Prozent mehr für den Kraftstoff als normalerweise. „Das trifft uns schon enorm“, so Geschäftsführer Jörn Stratmann. Mehr als zehn Millionen Kilometer legen die 100 Lkw im Jahr zurück, dabei werden rund dreieinhalb bis vier Millionen Liter Diesel getankt. Die derzeit hohen Preise kann das Unternehmen aber frühestens in drei Monaten an seine Kunden weitergeben. „In dieser Zeit ist es natürlich schwierig.“ Mit einigen Kunden schließe man sogenannte Jahrespreise ab. Dabei sei auch immer ein gewisses Risiko eingeplant. „Eine solche Erhöhung kann man aber nicht voraussehen und einkalkulieren“, sagt Stratmann.

IHK sieht Risiko in hohen Energiekosten

Nach Angaben des ADAC ist der Grund für den Rekordpreis beim Diesel der gestiegene Rohölpreis sowie die verstärkte Nachfrage nach Heizöl. Ein Barrel der Sorte Brent kostet derzeit rund 85 Dollar und damit so viel wie noch nie in diesem Jahr. Der IHK Mittleres Ruhrgebiet machen die Entwicklung der hohen Energie- und Rohstoffpreise Sorge. Nach Angaben der Kammer schätzen Unternehmen in Witten, Bochum, Herne und Hattingen diese als größtes Geschäftsrisiko ein.„Betrachtet man die aktuelle Entwicklung der Preise bei Gas und Erdöl, wird das nicht nur den Bereich der Industrie treffen, sondern direkt und indirekt auch Auswirkungen auf alle anderen Branchen haben“, sagt Thomas Gdanietz, Konjunkturexperte der IHK Mittleres Ruhrgebiet.

Während Privatleute derzeit das Auto auch mal stehen lassen können, sind Taxis auf das Fahren und somit auch das Tanken angewiesen. Taxiunternehmer Marijan Djordic hat erst am Dienstagmorgen einen seiner Wagen voll gemacht. „Ich achte gar nicht auf die Preise. Ich muss doch sowieso tanken.“ Im Moment könne man eben nichts dagegen machen. Auch auf die Taxipreise hat er keinen Einfluss, da diese vom Ennepe-Ruhr-Kreis bestimmt werden. „Man muss sehen, wie sich das in Zukunft entwickelt.“ Djordic würde auf Dauer gerne auch Elektroautos in seine Flotte aufnehmen. Noch seien aber keine geeigneten Fahrzeuge auf dem Markt, die als Taxi eingesetzt werden könnten. Oft scheitere es zum Beispiel an der Reichweite.

Caritas in Witten setzt auf E-Mobilität

Auf E-Mobilität setzt die Caritas in Witten. Insgesamt vier Elektro-Bikes können von den Beschäftigten der ambulanten Pflege genutzt werden. Vor allem in Annen und Rüdinghausen, im Bereich des Rheinischen Esels, würden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne auf die elektrobetriebenen Zweiräder schwingen, sagt Geschäftsführer Hartmut Claes.

Hartmut Claes, Geschäftsführer der Caritas in Witten, hält seine Beschäftigten dazu an, spritsparend zu fahren.
Hartmut Claes, Geschäftsführer der Caritas in Witten, hält seine Beschäftigten dazu an, spritsparend zu fahren. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Wer eins der insgesamt 25 Autos nutzt, ist angehalten, spritsparend zu fahren. So solle etwa unnötiges Gewicht vermieden oder früh hochgeschaltet werden. „Darauf haben wir aber auch vorher geachtet“, sagt Claes. Nun sei das Ganze noch mal wichtiger. Zudem würde man erst nach 16 Uhr tanken, wenn der Kraftstoff etwas günstiger ist. Welche finanziellen Auswirkungen die Spritpreise auf die Caritas haben, könne noch nicht gesagt werden. „Wir hoffen natürlich, dass sich das Ganze bald wieder entspannt.“