Witten. Der Hacker-Angriff legt die Stadt Witten weiterhin lahm. Sie versucht nun, einen Notbetrieb für die wichtigsten Angelegenheiten einzurichten.

Die Stadt Witten ist nach dem Hacker-Angriff am frühen Sonntagmorgen (17.10.) noch weit von einer Lösung der Probleme entfernt. Das bestätigte IT-Dezernent und Kämmerer Matthias Kleinschmidt in einem Pressegespräch am Dienstagnachmittag. „Es gibt noch keinen Zeitplan, wann Teile der Verwaltung ihre Arbeit wieder aufnehmen können.“

Man sei letztlich nicht viel weiter als am Tag zuvor, musste Kleinschmidt eingestehen. Auch Forderungen, etwa nach Lösegeld, seien noch nicht eingegangen. Betroffen sind alle PC-Arbeitsplätze im Rathaus und den Nebenstellen. Das sind mehr als 1000.

Wittens Kämmerer: LKA forscht mit Hochdruck

Kämmerer Matthias Kleinschmidt erläutert den Stand der Dinge nach  dem Hacker-Angrif auf die Stadt Witten.
Kämmerer Matthias Kleinschmidt erläutert den Stand der Dinge nach dem Hacker-Angrif auf die Stadt Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Ob Daten jetzt unwiederbringlich verschwunden sind oder wie der Angriff auf die städtischen Systeme überhaupt erfolgte – all das werde gerade von den Experten des LKA mit Hochdruck erforscht. „Die Suche nach der Ursache wird dadurch erschwert, dass alle Systeme ausgeschaltet sind. Sobald man sie aber anschaltet, hat man wieder ein Problem“, erklärt der Dezernent.

Kleinteilig und schrittweise müsse man nun vorgehen. Das gelte auch für alle Maßnahmen, die die Stadt nun ergreift, um den Bürgern in dringenden Angelegenheiten weiterhelfen zu können. Sie bemüht sich, einen Notbetrieb einzurichten. So würden nach und nach für wichtige Aufgaben wie Kinderschutz, Sozialleistungen oder Bestattungsangelegenheiten Telefonnummern „wiederbelebt“: durch Rufumleitungen auf Mobiltelefone.

Bürger können Ausweise am Mittwoch (20.10.) abholen

Zwar sei ein Zugriff auf die gesamte Einwohnermeldedatei nach wie vor nicht möglich, so Kleinschmidt. Doch alle Bürgerinnen und Bürger, die in dieser Woche einen Termin vereinbart hatten, könnten etwa ihre Ausweisdokumente am Mittwoch (20.10.) zwischen 9 und 12 Uhr in der Bürgerberatung abholen.

Und noch ein paar gute Nachrichten hat der als IT-Dezernent selten auftretende Kämmerer: „Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen können unbesorgt sein. Die Zahlungen können wie gehabt erfolgen.“ Dank der Zusammenarbeit mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis sei dies gewährleistet. „Ein Zahlungsausfall würde diese Menschen schließlich am härtesten treffen.“

Hochzeit kann stattfinden

Auch eine für Donnerstag geplante Hochzeit – die erste in dieser Woche – könne stattfinden. Die entsprechende Urkunde könne mit Hilfe der Dortmunder Kollegen ausgestellt werden. Gleiches gelte auch für Sterbeurkunden. Frisch gebackene Eltern dagegen müssen sich gedulden. Geburtsurkunden erhalten sie erst später. Kleinschmidt: „Aber dadurch entsteht ja kein Schaden.“

Verschwunden sei nach dem Hacker-Angriff auch der Plan für den Sperrmüll. Allerdings wisse die Stadt ja, an welchen Tagen welche Straßen normalerweise abgefahren werden. „Die Kollegen fahren nun quasi auf Sicht und müssen gucken, wo große Haufen liegen.“ Der 57-Jährige bittet um Verständnis, dass ihnen dabei auch schon mal etwas entgehen kann.

Stadt Witten bittet um Geduld

Kleinschmidt appelliert außerdem an alle, die im wahrsten Sinne des Wortes noch eine Rechnung mit der Stadt offen haben: „Bitte schicken Sie diese in Papierform .“ Dann werde sie auf jeden Fall beglichen. Das sei mit der Sparkasse vereinbart.

Der Kämmerer ist selbst gespannt, wann sich nach dem massiven Daten-Klau erste Erfolge abzeichnen. Nur ungern vertröstet er alle, die betroffen sind. Aber: „Wir können immer nur kurzfristig Updates liefern.“