Witten. Ein Hacker-Angriff hat die Stadt Witten lahmgelegt. Die gesamte Verwaltung ist weder telefonisch noch per Mail erreichbar. Wie geht’s nun weiter?

Die gesamte Wittener Stadtverwaltung ist technisch von der Außenwelt abgeschnitten, offensichtlich schon seit dem frühen Sonntagmorgen. Man kann die Beschäftigten weder telefonisch noch per E-Mail erreichen. In Mitarbeiterkreisen wird ein Hacker-Angriff vermutet. Diese Annahme wurde inzwischen von der Verwaltung offiziell bestätigt. Der Angriff auf die Computersysteme erfolgte am Wochenende.

Über Facebook hatte die Behörde am Sonntagabend (17.10.) eine erste Mitteilung verschickt: Hinter zwei roten Ausrufezeichen steht „Technische Probleme“. Wörtlich heißt es dann: „Wir sind aktuell nicht per Mail und Telefon erreichbar. Den Notruf 112 (Feuerwehr Witten) erreicht Ihr wie gewohnt. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, das Problem zu lösen.“

Weiter heißt es in der ersten Facebook-Nachricht der Stadt: „Termine, die Ihr morgen (Montag) bei der Bürgerberatung, dem Standesamt und allen anderen Ämtern habt, können wahrscheinlich nicht stattfinden. Wir halten Euch auf dem Laufenden.“

Feuerwehr in Witten hat Schaden nachts zuerst festgestellt

Die Feuerwehr hatte bereits am Sonntagmorgen getwittert: „Der Telefonanschluss ist zur Zeit gestört und nicht zu erreichen. In Notfällen die 112 oder 110 anrufen. Sobald das Problem behoben ist, werden wir uns melden.“ Doch bisher gibt es keine Entwarnung.

Die Einsatzzentrale der Feuerwehr Witten hatte den Schaden laut Behörde in der Nacht auf Sonntag festgestellt und das Amt für Datenverarbeitung informiert. „Die städtische IT hat dann festgestellt, dass es sich um einen Hackerangriff handelt und die Systeme heruntergefahren“, erklären Lena Kücük und Jörg Schäfer von der Pressestelle. So solle vermieden werden, dass sich der Schaden noch weiter ausbreitet. Der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) habe umgehend getagt und die „notwendigen Maßnahmen eingeleitet“. Wie die WAZ erfuhr, ist für Montagmittag eine Amtsleiterversammlung im Saalbau angekündigt.

Krisenstäbe tagen, Amtsleiterversammlung im Saalbau Witten

Sämtlicher Ämter im Rathaus und in den Nebenstellen sind betroffen, ebenso das Kulturforum, das Stadtmarketing, die VHS und der Stadtsportverband. Die Behörde ist praktisch komplett lahmgelegt. Das Landeskriminalamt, weitere Experten der Sicherheitsbehörden und externe Dienstleister wurden eingeschaltet, „um die Ursachen zu analysieren und das Problem möglichst zügig zu lösen“, so die Stadtsprecher. Die Polizei Bochum und die Staatsanwaltschaft ermitteln.

Immer wieder werden Cyber-Attacken auf Unternehmen bekannt. Oft ist dann die komplette EDV für Tage, wenn nicht Wochen lahmgelegt. Die Hacker haben die Software mit einem Virus infiziert und Daten verschlüsselt. Häufig gibt es es Lösegeldforderungen. Ob das hier auch der Fall ist, darüber wurde bisher noch nichts bekannt.

Wittener Pirat hält Lösegeldforderungen für wahrscheinlich

Von einer „schlimmen Situation“ spricht der IT-Experte und Fraktionsvorsitzende der Wittener Piraten, Stefan Borggraefe. Er vermutet, dass die Hacker mit einer Erpressungssoftware in die städtische IT eingedrungen sind, „die Daten verschlüsselt“. Der 45-Jährige hält Lösegeldforderungen in solchen Fällen für so gut wie sicher. „Wenn man zahlt, werden die Daten wieder entschlüsselt.“

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Auf die Frage, was jetzt als Erstes zu tun sei, hält der Internet-Fachmann eine Überprüfung der sogenannten „Backups“ für vordringlich. Dabei handelt es sich um Sicherungskopien der städtischen Daten. „Entscheidend ist, ob diese Kopien ebenfalls verschlüsselt sind oder nicht.“ Außerdem müsse man das Einfallstor für die Hacker schnell identifizieren und schließen. Borggraefe: „Wenn die Angreifer weiter im System sind, können sie jederzeit eine neue Schadsoftware aktivieren.“

Auf waz.de/witten halten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, über den großen Hacker-Angriff auf die Stadt Witten dem Laufenden. Die Stadt selbst verweist auf ihre Homepage www.witten.de und ihre Accounts auf Facebook und Twitter.