Witten. Laser kommen heute in der Industrie und der Medizin zum Einsatz. Wie ein Unternehmer aus Witten damit jetzt Sprayer-Schmierereien entfernt.

Sie sind seit Jahren ein großes Ärgernis, vor allem in der Innenstadt: Sprayer, die nicht nur Hauswände von privaten Eigentümern, sondern auch Wittener Schulen, Sporthallen, Parkanlagen, das Rathaus und historische Gebäude wie Haus Witten mit Graffiti beschmieren. Ein Wittener Jungunternehmer bietet jetzt ein Laser-Verfahren zur Entfernung des Drecks aus Dosen an, für das sich auch die Stadtverwaltung interessiert.

Das Bergerdenkmal wurde durch die Turngemeinde Witten von 1848 angeregt, deren Mitbegründer der Wittener Unternehmer Louis Berger war. Der Turm wurde 1904 fertiggestellt und ist seit Jahren immer wieder das Ziel von Sprayern.
Das Bergerdenkmal wurde durch die Turngemeinde Witten von 1848 angeregt, deren Mitbegründer der Wittener Unternehmer Louis Berger war. Der Turm wurde 1904 fertiggestellt und ist seit Jahren immer wieder das Ziel von Sprayern. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Am Mittwoch demonstrierte Johannes Usadel Vertretern der Stadt auf dem Hohenstein, wie seine Methode funktioniert. Mit einem Lasergerät nimmt der 35-Jährige am Bergerdenkmal Gespraytes an einer Mauer ins Visier. Binnen weniger Minuten hat er den Ruhrsandstein gereinigt, ohne dessen Oberfläche zu beschädigen, ohne Chemie eingesetzt zu haben. Die Laserstrahlen machen es möglich - auf allen Mauerwerken, auch auf einem Putzuntergrund, sagt Usadel. „Man verdampft die Farbpigmente mit dem Laser, das funktioniert auch auf Holz.“

Ein interessantes Verfahren, findet Dipl.-Bauingenieur Udo Klapp, einer der städtischen Mitarbeiter, die seit Jahren mit der Renovierung des Wittener Rathauses beschäftigt sind - das auch immer wieder Ziel von Sprayer-Attacken ist.

Wittener reinigt mit seinem Laserverfahren auch historische Holzschnitzereien

Bislang, so Klapp, rücke man Graffiti ja zumeist mit Hochdruckreinigern, Chemie und Farbe - „beim Überstreichen“ - zu Leibe. Mit der neuen Lasermethode werde der zu reinigende Untergrund nicht beschädigt und auch umweltfreundlich gearbeitet, so der Ingenieur, der sich gut vorstellen kann, dass Johannes Usadel in der Sache für die Stadt tätig wird. Stadtsprecher Jörg Schäfer betont, man befinde sich aber noch in der Erprobungsphase.

Usadel bietet sein Laserverfahren seit zwei Jahren bundesweit an. Dieses stamme aus der Automobilindustrie, erklärt der Bommerholzer. Dort werde die Technik eingesetzt, um Metalloberflächen zu reinigen. Der 35-Jährige entfernt per Laser auch Lacke von historischen Holzschnitzereien. Eine Dienstleistung, die gerne Besitzer von historischen Gebäuden in Anspruch nehmen, sagt er.

Stadt Witten entfernt Graffiti mit verfassungsfeindlichen Parolen und Beleidigungen

Diese Tafel zeigt den Besuchern des Bergerdenkmals eigentlich, was sie im Ruhrtal sehen. Sprayer waren auch hier am Werk. 
Diese Tafel zeigt den Besuchern des Bergerdenkmals eigentlich, was sie im Ruhrtal sehen. Sprayer waren auch hier am Werk.  © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Bevor sich Johannes Usadel mit dem Ein-Mann-Unternehmen Lasercleaning-Germany 2019 selbstständig machte, hatte er eine Garten- und Landschaftsbaufirma, „Querbeet“, war Chef von sechs Mitarbeitern. Die Arbeit habe ihm keine Freude mehr gemacht, so der gebürtige Wetteraner, der vier Jahre lang auch mit mobilen Cocktailbars auf Partys und großen Events unterwegs war. Jetzt also Graffiti.

Da wartet in Witten und andernorts jede Menge Arbeit auf ihn. Warum lässt die Stadt eigentlich vergleichsweise wenig Schmierereien an ihren öffentlichen Gebäuden entfernen - wie man im Stadtbild sieht? Laut Sprecher Schäfer werden vorrangig Graffiti mit verfassungsfeindlichen Parolen oder Symbolen sowie persönliche Beleidigungen zügig entfernt. „Letztere kommen leider immer wieder an Schulen vor.“ Weitere Schmierereien würden nur beseitigt, „wenn es unsere Kapazitäten und Budgets zulassen“. Die Arbeiten seien oft ziemlich teuer. Je nach Untergrund könnten dafür auch einmal mehrere tausend Euro anfallen.

Wo Dreck ist und bleibt, kommt weiterer hinzu

Daher würden Graffiti in der Regel auch nicht an Stellen entfernt, „die erfahrungsgemäß bereits wenige Tage später wieder verunstaltet werden“. Was dem Wittener Stadtbild nicht zugute kommt. Offenbar haben auch viele private Hausbesitzer, die Vandalismus-Schäden an ihren Gebäuden eventuell nicht versichert haben, resigniert. Die Polizei nahm im vergangenen Jahr 111 Anzeigen in dieser Sache entgegen und vermutet, dass sich viele Geschädigte nicht melden. Wittens Innenstadt, in der es kaum noch eine graffitifreie Zone gibt, spricht da - rein optisch gesehen - Bände. Nur ist auch wahr: Wo Dreck ist und bleibt, kommt weiterer hinzu.