Witten. . Gerhard Koetter ist ein Experte für Wittens Bergbaugeschichte. Jetzt hat er ein Buch über den Unternehmer Louis Berger (1829-1891) geschrieben.
An Louis Constanz Berger kommt niemand vorbei, der die Stadt besucht. Das Berger-Denkmal auf dem Hohenstein, das mit seinem 20 Meter hohen Turm aus Ruhrsandsteinquadern hoch über der Ruhr thront, erinnert an den Wittener Industriellen (1829-1891). Ebenso wie die Villa Berger an der Ruhrstraße 69, die einmal das Heimatmuseum, dann das Stadtarchiv beherbergte und heute die Verwaltung des Wittener Kulturforums. Wer war Louis Berger – der Mensch, der Unternehmer, der Politiker? Der Hevener Gerhard Koetter hat ihm ein Buch gewidmet.
Vor seiner Pensionierung war der Autor viele Jahre lang Leiter der Erlenschule. Der heutige 78-Jährige ist ein Experte für die Bergbaugeschichte der Stadt, über die er mehrere Bücher und Artikel verfasst hat. „Und dabei bin ich natürlich auch auf Louis Berger gestoßen.“ Koetter war erstaunt darüber, dass bislang so wenig über den Unternehmer geschrieben wurde. Und nahm sich des Themas an. Er recherchierte im Westfälischen Wirtschaftsarchiv in Dortmund, in der Bibliothek des Ruhrgebietes in Bochum – und natürlich im Wittener Stadtarchiv, sowie im Archiv des Vereins für Orts- und Heimatkunde.
Louis Berger pflegte sehr gute Geschäftsbeziehungen zu Russland
Die Bergers. Der Vater von Louis Berger, Carl Ludwig Berger (1794-1871), verfügte über einen umfangreichen Bergwerksbesitz, „zu dem mehrere Stollenzechen in Witten, Bommern und im heutigen Bochum-Dahlhausen gehörten“, erzählt Gerhard Koetter.
1854 habe Carl Ludwig Berger, der auch die Villa Berger baute, in Witten eine Gussstahlfabrik gegründet, „aus der sich später das Edelstahlwerk Witten entwickelte“. Carl Bergers Söhne, Louis und Carl Berger junior, traten in die Firma ein. „Die Produktion von Gewehrläufen war ihr Hauptgeschäft.“ Louis Berger gewann Kunden auch bei seinen Reisen ins Ausland und pflegte sehr gute Geschäftsbeziehungen zu Russland, weiß Koetter. 1873 entschlossen sich die Bergers, das Unternehmen zu verkaufen. Dieses wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die sich „Gussstahl- und Waffenfabrik Witten vormals Berger & Co“ nannte. Louis Berger zog sich aus der Leitung als finanziell unabhängiger Mann zurück.
„Fortan betätigte er sich vorwiegend als Politiker. Gleichzeitig legte er sein Geld bei verschiedenen aussichtsreichen Unternehmungen an, unterhielt auch Geschäftsbeziehungen zu dem schwedischen Industriellen und Ölmagnaten Ludwig Nobel, ein Bruder von Alfred Nobel.“ Verheiratet war Berger mit Luise Harkort, einer Tochter des Industriepioniers Friedrich Harkort (1793-1880), dessen Biografie er schrieb.
Seine Grabstätte findet man im Lutherpark
„Politisch war der Mann ein Liberaler“, sagt Autor Koetter. Von 1865 bis 1891 saß Louis Berger als Parlamentarier im preußischen Landtag, von 1874 bis 1881 war er Mitglied des Deutschen Reichstags. „Obwohl er sich für seine Arbeiter verantwortlich fühlte, stritt er in der Bismarckzeit mit den Sozialdemokraten und der katholischen Zentrumspartei.“
Das Berger-Denkmal wurde durch die Turngemeinde Witten von 1848 angeregt, deren Mitbegründer Louis Berger war. Der Turm war 1904 fertig – 13 Jahre nach Bergers Tod. Dieser, der seit 1874 mit seiner Familie in Horchheim am Rhein lebte, fand seine letzte Ruhestätte auf dem alten Friedhof im jetzigen Lutherpark. Koetter: „Dort, wo auch sein Vater begraben ist.“
Gerhard Koetter. Louis Berger. Ein Leben im industriellen und politischen Aufbruch. Das Buch (8,90 Euro) bekommt man bei den Wittener Buchhandlungen Lehmkuhl und der Meyerschen Buchhandlung. Herausgegeben hat es der Förderverein Westfälisches Industriemuseum Zeche Nachtigall e.V..