Witten. Witten hat die Ruhr als Standort für ein Naturfreibad ausgeschlossen. Könnte der Kemnader See eine Alternative sein? Erste Gespräche laufen.
Die Hoffnung auf eine schnelle Lösung für ein Naturfreibad in Witten hat sich in der letzten Ratssitzung zerschlagen. Denn alle bislang angedachten Standorte an der Ruhr – etwa die beliebte Badestelle beim Kanuclub an der Uferstraße in Bommern – sind laut der extra dafür eingesetzten Planungsgruppe zu gefährlich. Nun richtet sich der Blick Richtung Kemnader See. Dort sieht das Projektteam noch Möglichkeiten. Am Dienstagnachmittag (21.9.) hat ein erstes Gespräch zwischen der Stadt und dem Freizeitzentrum Kemnade stattgefunden.
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„Ich bin froh, dass diese Hintertür aufgehalten wurde“, sagt Jan Herbrechter von der Jungen Union. Vor allem die jungen Konservativen hatten die Idee eines Naturbads an der Ruhr in den letzten Jahren vorangetrieben. Etwas ernüchternd sei es aber doch gewesen, dass dieses große Projekt mit einem sehr kurzen Vortrag teilweise beerdigt wurde. „Es ist ja allen klar, dass die Ruhr kein Schwimmbad ist“, sagt Herbrechter. Im kommenden Jahr soll aber in Bochum-Dahlhausen eine Badestelle eröffnen – ebenfalls in der Ruhr. „Warum geht es dort und bei uns nicht?“
CDU: Naturfreibad muss auf Wittener Seite des Sees entstehen
Wichtig sei nun vor allem, dass ein Freibad auf dem Wittener Stadtgebiet entstehe, sagt CDU-Ratsherr Tobias Grunwald. Es könne ein „Aushängeschild“ der Stadt werden und auch Menschen aus anderen Städten anlocken. Wenn man nun darüber spreche, das Freibad am Kemnader See einzurichten, müsse man aufpassen, dass es nicht am Ende auf Bochumer Seite wandere. Grunwald: „Wir wollen das Projekt auf jeden Fall weiter positiv begleiten und nach Möglichkeiten suchen, wie es gehen könnte.“ So könnten auch die Menschen, die ohnehin in der Ruhr baden, dorthin gelenkt werden.
Die Stadt Witten will nun zwei mögliche Flächen für ein künftiges Bad im See prüfen. „Wir wollen das ja nicht kaputt machen“, versichert Ralph Hiltrop von der Koordinierungsstelle Stadtentwicklung, der die Planungsgruppe leitet. Im Blick hat die Stadt dabei zum einen ein sogenanntes Umgehungsgerinne auf Herbeder Seite. Ein solches würde aber erst im Zuge einer Entschlammung des Sees durch den Ruhrverband entstehen können.
Und die ist nach Auskunft des Ruhrverbandes noch „absolute Zukunftsmusik“. Aber, dämpft Verbandssprecherin Britta Balt direkt die Erwartungen: Ein Naturfreibad sei in einem Umgehungsgerinne auf keinen Fall möglich, da dieses ökologischen Zwecken diene. Oft wird es etwa als Fischtreppe genutzt.
Geschäftsführer des Freizeitzentrums Kemnade steht hinter der Idee eines Naturfreibads
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Bleibt noch die Option eines Bades direkt im See. Dafür müsste das Freizeitzentrum Kemnade mit an Bord sein. Es hat in deren Geschäftsführer Jürgen Hecht einen Unterstützer gefunden. „Ich bin großer Fan der Idee“, sagt der 50-Jährige. „Flüsse und Seen sind zum Schwimmen da. Und es ist schön, dass wir in Deutschland wieder soweit sind, dass das auch geht.“
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Er sei selbst begeisterter Schwimmer und wünsche sich ein Naturfreibad. „Ich finde, das wäre eine tolle Ergänzung.“ Direkt vor dem Freizeitbad Heveney werde das aber nicht möglich sein. Die Wasserqualität dort sei zu schlecht. Denn hier mündet der Ölbach in den See – der Ablauf des Klärwerks Ölbachtal. Er habe aber bereits eine Stelle im Blick, so Hecht. Und macht Hoffnung: „Wir werden hier im See oder in der Nähe eine Naturbadestelle hinbekommen.“ Wahrscheinlich nahe der Ruhr. Dort ist das Wasser am saubersten.
Baden im See ist seit über 40 Jahren verboten
Aktuell ist das Baden im Kemnader See generell verboten – wie in jedem Gewässer der Stadt. Das Verbot gibt es schon seit über 40 Jahren. Ausschlaggebend dafür sind laut Stadt die Wasserqualität, die „durchaus zu erheblichen Gesundheitsgefahren führen“ könne, aber auch unberechenbare Strömungen, Unterwasserstrudel und der Schifffahrtsverkehr.Bevor das Schwimmen an einer abgegrenzten Stelle möglich werden könnte, müsste zunächst über zwei fiktive Badesaisons hinweg die dortige Wasserqualität überwacht werden, so der Ruhrverband. In Essen gibt es seit 2017 eine Badestelle im dortigen Baldeneysee: Das Seaside Beach. In Bochum sollte in diesem Jahr in Dahlhausen eine Badestelle an der Ruhr eröffnen, diese wurde wegen Corona um ein Jahr verschoben. Auch dort gibt es Strömungen. die Stadt habe aber laut DLRG den Ort mit dem geringsten Risiko ausgesucht.