Witten. Die Wittener Politik schiebt das Thema Naturfreibad an. Ein Projektteam soll eine geeignete Badestelle suchen - die muss nicht in Bommern sein.
Das Freibad in Annen will in diesem Sommer offenbar gar nicht öffnen, die Konsequenzen konnte man am heißen Fronleichnamswochenende sehen: In und an der Ruhr tummelten sich jede Menge Wittener, ungeachtet des Badeverbots. Witten könnte mehr denn je ein legales und sicheres Naturfreibad gebrauchen. Das Projekt nimmt nun Fahrt auf. Im Haupt- und Finanzausschuss (16.6.) waren sich CDU und SPD darüber einig, dass nun ein Projektteam die ideale Badestelle auskundschaften möge.
Treibende Kraft für eine Verwirklichung des Naturbads war in den letzten Jahren die Junge Union. Letzte politische Zweifler überzeugte ein Vortrag von Prof. Norbert Jardin im September 2019. Der Technische Vorstand des Ruhrverbands hatte keine generellen Hindernisse für eine Genehmigung in Witten genannt und eine kostenlose Unterstützung angeboten. „Im Grunde ist Witten eine der wenigen Städte an der Ruhr, die noch kein Naturfreibad plant“, sagt Klaus Wiegand, SPD-Ratsherr und langjähriger Kämpfer für ein Strandbad. Alte Vorbehalte wie etwa die Wasserqualität müsste man heute gänzlich neu überdenken. Die Wittener DLRG dagegen warnt immer wieder: Die Ruhr sei ein riskantes Gewässer.
Fünf Badestellen im Visier
Nach den Plänen der GroKo soll der Rat in seiner Sitzung am 23.6. „die zeitnahe Realisierung eines Naurfreibads an der Ruhr“ beschließen. Dazu soll ein Projektteam zunächst eine geeignete Stelle suchen. Im Gespräch ist nicht nur das Areal an der Uferstraße 25 in Bommern, an dem es schon in den 1930er Jahren ein Freibad gab. Alternativ nennt die GroKo vier weitere Standorte: nahe der Nachtigallbrücke, bei den Eisenbahnern (Wetterstraße, in Höhe Wartenbergweg), vor der Ruhrtalfähre an der Herbeder Schleuse sowie nahe des Zollhauses an der Lakebrücke.
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Bei den letzteren beiden Standorten könnte man die Wabe als Träger des Naturfreibads einbinden. „Wir müssen die Stelle suchen, die alle positiven Dinge vereint“, sagt Jan Herbrechter, Vorsitzender der Jungen Union. Neben den Strömungsverhältnissen sollen auch Dinge wie Erreichbarkeit, Parkplätze (die es an der Uferstraße nicht gibt) oder eine Bewirtschaftung der Flächen beachtet werden. Und: Die MS Schwalbe dürfe nicht durchs Naturbad hindurchfahren.
App informiert über die Wasserqualität
Ist ein Standort gefunden, soll dort eine hygienische Voruntersuchung sowie eine Risikobewertung der Badestelle gemäß der EU-Badegewässerrichtlinie stattfinden. Über eine Webseite bzw. App könnte dann über die Wasserqualität informiert werden - ein elektronisches Frühwarnsystem für Badegäste.
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Die GroKo hofft, dass das Naturbad in Zusammenhang mit der Internationalen Gartenbauausstellung 2027 umgesetzt werden kann – es passt nicht nur thematisch in die Bewerbung der Metropole Ruhr, man könnte so auch finanzielle Zuschüsse beantragen.
„Unsere Sommer werden trockener und wärmer. An heißen Tagen wird überall längs der Ruhr gebadet und das auch an Stellen, die gefährlich sind“, sagt Klaus Wiegand. „Und das wird in diesem Sommer noch zunehmen.“ Auch Lars König (CDU, stellv. Bürgermeister) zeigt sich vorsichtig optimistisch: „Es gibt kein K. O.-Kriterium, aber noch viele Fragezeichen“, sagt er. Vor allem müsse man das Baden in der Ruhr endlich „in geordnete Bahnen bringen“.