Witten. Nie gab es in Witten so viele Briefwähler wie heute. Damit wird der Rekord bei der Bundestagswahl 2017 noch übertroffen. Was sind die Gründe?
In Witten dürfte es bei der Bundestagswahl einen neuen Briefwahlrekord geben. Während 2017 knapp 20.000 Menschen so ihr Kreuz machten, steuert Witten nun sogar auf ein neues Allzeithoch hin.
Wie Wahlamtsleiter Michael Muhr am Montag auf Anfrage mitteilte, wurden bereits über 30.000 Umschläge ausgegeben. Was sind die Gründe für die hohe Nachfrage? „Corona spielt auf jeden Fall noch eine Rolle“, sagt Muhr. Er schätzt, dass sich allein wegen der Pandemie rund 6000 bis 8000 Menschen für die Briefwahl entschieden haben. Genau zu beziffern sei das aber nicht.
Und dann wäre da noch der neue Standort des Briefwahlbüros in der Stadtgalerie, der am 30. August eröffnet wurde. „Es hat sich auf jeden Fall ausgezahlt, dass wir hierhin gegangen sind“, sagt Muhr. Habe es am Anfang noch etwas Kritik gegeben, dass das Büro gegenüber der Postfiliale schwer zu finden sei, sind die Rückmeldungen seinen Angaben zufolge von Mal zu Mal besser geworden. „Die Leute sagen uns, dass es schön ist, den Besuch in der Galerie mit der Wahl verbinden zu können.“ Auch das Center selbst könne davon profitieren. „Das sind ja auch alles potenzielle Kundinnen und Kunden.“
Der große Ansturm bleibt in Witten in der letzten Woche aus
An diesem Montag ist es aber verhältnismäßig ruhig. Der Großteil hat eben schon gewählt. Wir treffen Leif Berndt, der sich kurzfristig entschied, das Briefwahlbüro zu besuchen. „Ich bin am Sonntag nicht da und deswegen ist es gut, dass ich das jetzt hier machen kann.“
Nachdem der 50-Jährige mit einer Mitarbeiterin die Unterlagen durchgegangen ist, setzt er sich hinter den Sichtschutz und gibt seine beiden Stimmen ab. In knapp fünf Minuten ist alles erledigt. „Es ist wirklich ein super Standort“, sagt Berndt. So könne er einen Besuch im Einkaufszentrum praktisch und bequem mit dem Wählen verbinden.
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Ist die Stadtgalerie also auch in Zukunft Anlaufpunkt für Briefwähler? „Wenn es nach mir geht, können wir auch bei der Landtagswahl im Mai unser Büro hier öffnen“, sagt Wahlamtsleiter Muhr. Für ihn ist es aber wichtig, dass man im Erdgeschoss bleiben kann. „In das erste Obergeschoss würde ich nicht gehen.“ Dort sei es zum Beispiel für gehbehinderte Menschen schwierig, hinzukommen. Im Erdgeschoss ist alles barrierefrei. Allerdings müsse man schauen, welche Räume im Mai überhaupt frei sind.
Wahlamtsleiter in Witten erwartet eine lange Nacht
Knapp 2000 bis 2500 Briefwahlunterlagen werden im Laufe der Woche noch verschickt, dann ist Schluss. In Ausnahmefällen kommt das Wahlteam am Sonntag (26.9.), dem eigentlich Termin für die Bundestagswahl, aber sogar nach Hause. „Wenn jemand kurzfristig erkrankt ist, kann er bis Sonntag um 15 Uhr die Unterlagen noch beantragen“, sagt Michael Muhr. Dann werden Wahlschein und Stimmzettel in die eigenen vier Wände gebracht und anschließend wieder mitgenommen. Pro Wahl würde das aber nur ein- bis zweimal passieren.
Ansonsten gehe es jetzt darum, den Wahltag vorzubereiten. „Wir machen derzeit die Wahlurnen fertig und bringen sie dann in die Wahllokale.“ Muhr rechnet damit, dass rund 25.000 der 72.900 Wahlberechtigten am Sonntag noch direkt vor Ort ihre Kreuze setzen. Dass es eine frühe Entscheidung gibt, bezweifelt er. „Die Stimmen in den Wahllokalen sind schnell ausgezählt. Damit kann man bis zum Tatort rechnen.“ Die Auszählung der Briefwählerinnen und -wähler werde aber deutlich länger dauern. Muhr und sein Team erwartet am Sonntag also eine lange Nacht.