Witten. Das Impfzentrum für Witten schließt Ende September. Dann soll eine Covid-Impfeinheit im Kreis übernehmen. Was man von dieser erwarten kann.

Das Impfzentrum des EN-Kreises schließt Ende des Monats seine Türen. Mehr als 200.000 Menschen aus Witten und den umliegenden Städten haben sich in dem umgebauten Aldi-Markt in Ennepetal und im dazugehörigen Impf-Drive-in seit Februar ihre Spritzen gegen das Coronavirus abgeholt. Doch noch immer ist die Impfquote nicht so hoch, wie Experten es sich wünschen. Wie geht es nun weiter mit der Impfkampagne?

Bereits die aktuell laufenden Booster-Impfungen von Seniorenheimbewohnern werden nicht mehr zentral koordiniert, sondern liegen in den Händen der Hausärzte. „Das hätten wir gerne noch mit unseren mobilen Impf-Teams gemacht, so wie zu Beginn des Jahres“, kritisiert Astrid Hinterhür, Leiterin des EN-Krisenstabes.

Noch rund zwei Wochen ist das Impfzentrum in Ennepetal geöffnet. Krisenstabsleiterin Astrid Hinterthür zieht eine positive Bilanz und erklärt, was nach der Schließung kommt.
Noch rund zwei Wochen ist das Impfzentrum in Ennepetal geöffnet. Krisenstabsleiterin Astrid Hinterthür zieht eine positive Bilanz und erklärt, was nach der Schließung kommt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Schließung der Impfzentren ist „falsches Signal“

Denn so hätte man die Heime – wie auch in den ersten Monaten 2021 – gezielt ansteuern und alle Bewohner durchimpfen können. Für das Gesundheitsamt sei es so nun schwierig zu wissen, wen und wie viele Senioren die dritte Dosis schon erreicht habe.

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„Es ist das falsche Signal“, sagt Hinterthür zur Schließung der Impfzentren in NRW – besonders vor dem Hintergrund der bevorstehenden Zulassung eines Impfstoffes für unter 12-Jährige und der Diskussion um eine dritte Booster-Impfung für alle. „Das alles dann über Haus- und Kinderärzte aufzufangen, stelle ich mir sehr schwierig vor.“ Ist das Impfzentren erst einmal geschlossen, könne man es nicht so leicht und schnell wieder auf die Beine stellen.

Covid-Impfeinheit startet Anfang Oktober

Doch nach dem Willen der Landesregierung werden die 53 Impfzentren in NRW ab 1. Oktober jeweils von einer Covid-Impfeinheit abgelöst. Diese haben den Auftrag, unter anderem das lokale Impfgeschehen im Auge zu behalten, selbst Impf-Angebote zu koordinieren und größere Aktionen vorzubereiten. Im EN-Kreis soll diese neue Einheit mit neun Vollzeitstellen etwa künftig die Touren des Impfbusses planen.

Denn der, so Hinterthür, müsse weiter durch den Kreis rollen. „Die Zweitimpfung muss für diejenigen, die sich dort ihre erste Impfung geholt haben, genauso niederschwellig sein. Das müssen wir sicherstellen.“ Geht es nach Hinterthür, soll der Bus noch ein paar Monate unterwegs sein. Dann etwa auch auf den Weihnachtsmärkten der Region stehen oder in Stadtteilen mit niedrigerer Impfquote. „Mit dem Bus erreichen wir diejenigen, die nicht grundsätzlich gegen das Impfen sind, aber den Aufwand scheuen.“

Neues Team soll Möglichkeiten für „Pop-up-Impfzentren“ ausloten

Die neue Covid-Einheit soll auch Ausschau nach Turnhallen und ähnlichen Räumen halten, in denen künftig zeitlich begrenzte Impf-Aktionen stattfinden könnten. „Quasi Pop-up-Impfzentren“, sagt Hinterthür. Dort sollen dann zum Beispiel an einem Wochenende Drittimpfungen verabreicht werden, sobald dies für die breite Masse vorgesehen ist.

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Eine der ersten Aufgaben der „Spezialeinheit“ wird es aber sein, von allen Pflegeeinrichtungen in Witten und dem Kreis abzufragen, wie die Drittimpfungen dort laufen – und bei Bedarf einen eigenen Impfarzt dorthin zu schicken. Denn bis Ende Oktober sollen alle Altenheime, Tagespflegeeinrichtungen oder Senioren-WGs mit der Booster-Impfung durch sein. Dann folgen bis Ende Dezember die Einrichtungen der Eingliederungshilfe wie etwa Behindertenwerkstätten.

Impfquote für den Kreis ist ungewiss

Wie hoch die Impfquote im Kreis ist, lässt sich übrigens nicht genau sagen. „Denn in die Auswertung fließt nur der Ort der Impfung, nicht der Wohnort ein“, erläutert Hinterthür. Wer sich in Ennepetal hat impfen lassen, aber zum Beispiel in Dortmund wohnt, wird daher in der Statistik als EN-Impfling gezählt. Nach dem jüngsten Lagebericht des NRW-Gesundheitsministeriums sind 76,3 Prozent der über 18-Jährigen hierzulande geimpft. „Für eine Herdenimmunität bräuchte es wegen der Delta-Variante aber 80 Prozent der gesamten Bevölkerung“, sagt die 59-Jährige. Also alle unter 18 Jahre mit eingerechnet.

Dennoch blickt Hinterthür positiv in die Zukunft. „Ich habe die Hoffnung, dass wir gut durch diesen Herbst und Winter kommen.“ Vor allem mit Blick auf die Altenheime habe sich die Lage durch die Impfungen entspannt. „Letztes Jahr war dramatisch.“

Impfzentrum ist noch täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet

Das Impfzentrum in Ennepetal ist noch bis Ende des Monats täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Bürger ab 12 Jahren können sich dort ohne Termin impfen lassen. Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 15 Jahren benötigen dazu die Einwilligung eines Erziehungsberechtigten.

177.948 Anti-Corona-Spritzen wurden in dort seit der Eröffnung am 8.2. gesetzt, inklusive der Impfungen im Drive-in in Schwelm. Hinzu kommen 34.238 Impfungen durch mobile Teams des Kreises.

In den letzten beiden Wochen waren es noch rund 2400 Impfungen. Gleichzeitig brachte der Impfbus 1195 Dosen an den Mann und die Frau. „Der Bus war nie eine Konkurrenz zum Impfzentrum, sondern immer ein Versuch, eine andere Zielgruppe zu motivieren“, so Hinterthür.