Witten. Auch in Witten haben die ersten Senioren bereits ihre „Booster-Impfung“ erhalten – bislang ohne Nebenwirkungen. Einige Ärzte zögern aber noch.

Auch in den Wittener Seniorenheimen sind die Drittimpfungen gegen das Coronavirus angelaufen. Zu Zwischenfällen wie sie unlängst in Oberhausen für Aufsehen gesorgt haben, ist es hier aber nicht gekommen. Dort mussten zwei Senioren wenige Tage nach ihrer Drittimpfung reanimiert werden.

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Man dürfe diese Fälle nicht oberflächlich bewerten, findet Andreas Vincke, Leiter der Feierabendhäuser. Vielmehr müsse man „in die Tiefe gehen und sich ansehen, welche Vorerkrankungen schon da waren“. In seinem Altenzentrum haben bereits 30 Bewohner ihre dritte Corona-Spritze bekommen. „Und alle haben sie sehr gut vertragen.“

Bewohner der Feierabendhäuser sind froh über dritte Impfung

Nach und nach werden nun fast alle Bewohner drittgeimpft. Verunsicherung unter den Senioren und ihren Angehörigen angesichts der Ereignisse in Oberhausen gebe es nicht. „Wir haben gut aufgeklärt, es gab im Vorfeld viele Gespräche“, so Vincke. Rund 95 Prozent der Senioren aus den Feierabendhäusern möchten sich erneut impfen lassen. Viele wären sehr froh über die dritte Corona-Spritze. In dem Heim an der Pferdebachstraße gab es im vergangenen Winter einen schweren Coronausbruch mit zahlreichen Toten.

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In NRW haben derzeit alle Menschen über 80 Jahre die Möglichkeit, ihre Corona-Impfung auffrischen zu lassen, wenn seit ihrem zweiten Piks mehr als sechs Monate vergangen sind. Zuständig für diese „Booster-Impfung“ sind die Hausärzte. Das gilt auch für Heimbewohner. „Wir können dieses Mal nicht einfach Impfteams losschicken“, sagt der Geschäftsführer der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft (ÄQW) Dr. Arne Meinshausen. Jede Impfung müsse mit dem jeweiligen Hausarzt abgestimmt werden. Auch das Personal in den Heimen kann eine Auffrischungsimpfung erhalten. Eine generelle Empfehlung der ständigen Impfkommission (Stiko) für eine dritte Impfung gibt es aber noch nicht.

ÄQW-Geschäftsführer plädiert für Drittimpfung

Meinshausen plädiert aber für die Drittimpfung. „Ich persönlich glaube, dass wir sie brauchen.“ Und er hält sie auch für sicher: In Israel etwa seien schon sehr viele Menschen drittgeimpft. „Und es wäre längst gemeldet worden, wenn es dort regelmäßig Probleme nach der Impfung gegeben hätte.“ In seiner Praxis sehe er aber vermehrt voll geimpfte Menschen mit Coronasymptomen – wenn auch mit geringer Viruslast und meist mildem Verlauf.

Auch in anderen Heimen sind die Drittimpfungen bereits angelaufen. So auch in Haus Buschey in Bommern, in dem es aktuell auch wieder Coronafälle gibt. 14 Bewohner sind hier bereits drittgeimpft – ohne Nebenwirkungen. Einige der betreuenden Hausärzte seien aber noch abwartend, weil die Stiko-Empfehlung fehle, sagt Pflegedienstleiterin Kerstin Hemmerling.

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435 Menschen im Kreis mit Booster-Impfung

Im EN-Kreis haben nach dem aktuellen Impfbericht der Kassenärzte bereits 435 Personen eine Auffrischungsimpfung erhalten. Seit Ende August haben im gesamten Gebiet der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe bereits über 12.000 Männer und Frauen die Booster-Impfung erhalten. Impfdurchbrüche, also Corona-Infektionen trotz vollständigem Impfschutz, gab es im EN-Kreis bislang 194 Mal, davon 52 in Witten.

Im St. Josefshaus in Herbede sollten eigentlich in der kommenden Woche die Drittimpfungen starten. Geschäftsführer André Löckelt spürt derzeit aber eine „extreme Verunsicherung bei Angehörigen und Bewohnern“. Der Termin stehe, man müsse nun aber schauen, was und wie sich das RKI und die betreuenden Ärzte äußern. „Wir sind aber recht entspannt“, so Löckelt. Denn schließlich gebe es bei den Drittimpfungen keinen wirklichen Zeitdruck.