Witten. Das Impfzentrum in Ennepetal ist am Montag an den Start gegangen - trotz Eis und Schnee. Sind denn die Menschen aus Witten hingekommen?

So haben sich Impflinge und Verantwortliche vor Ort den Impfstart in Ennepetal wohl nicht vorgestellt. Nach wochenlanger Planung bricht kurz vorm ersten Piks der Schnee über Witten und den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis herein. Für den Kreis kein Grund, nicht am Impfplan festzuhalten.

„Der Startschuss für das Impfzentrum kann wie geplant um 14 Uhr erfolgen“, teilt der EN-Kreis am Montag, 8. Februar, gegen Mittag mit. Ingo Niemann, Sprecher des Kreises, ist zu diesem Zeitpunkt zuversichtlich. „Wir bemühen uns, diese Herausforderung zu bewältigen“, spricht er einen Satz aus, der während der Corona-Pandemie wohl schon häufiger gefallen ist. Der Impfstoff jedenfalls, der täglich frisch angeliefert werde, sei am Vormittag in Ennepetal eingetroffen.

Einige Leute mussten weggeschickt werden

Eine Stunde nach dem Impfstart zieht Niemann Bilanz: „Bis jetzt ist alles gut.“ Zwei Personen seien nicht gekommen. Dafür habe man andere wieder wegschicken müssen, so Dr. Christian Füllers, Ärztlicher Leiter des Impfzentrums. „Vier Leute haben als U-40-Jährige einen Termin ergattern können.“ Doch der Termin nutzt ihnen nichts. Heute werden nur Ü-80-Jährige geimpft. Darunter 57 Senioren aus Witten.

Einer von ihnen ist Manfred Schneider. Noch während bei dem 91-Jährigen die Temperatur gemessen wird, sagt er: „Ich bin völlig entspannt.“ Die Impfung ist ein kleiner Piks. Es blutet nicht mal. Wenig später sitzt der Wittener im Ruheraum, einem langen Flur mit Bildern an der Wand. Und einer Uhr. Etwas Ruhe ist nach der Injektion verordnet, 15 Minuten ticken herunter.

Viel los trotz winterlichem Verkehrschaos’

Bei Hedwig Brand wird Fieber gemessen. Schnee und Eis konnten die 99-Jährige nicht von ihrem Besuch abhalten.
Bei Hedwig Brand wird Fieber gemessen. Schnee und Eis konnten die 99-Jährige nicht von ihrem Besuch abhalten. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Vielleicht hatte seine Tochter Claudia Pössnicker sogar die größere Aufgabe zu bewältigen. Die 56-Jährige hat ihren Vater ins Ennepetaler Impfzentrum begleitet. Den ersten Impftermin hat sie online noch problemlos bekommen. Doch beim Nachfolgetermin gab’s Schwierigkeiten: „Weder per Telefon noch im Netz hatte ich Erfolg.“ Das Problem hat sich schließlich von selbst gelöst. „Wir bekommen hier vor Ort den zweiten Termin“, sagt sie.

Auch gegen das winterliche Verkehrschaos hat sie wohl die einzige Medizin, die hilft: „Wir sind früh losgefahren.“ Wie so viele findet aber auch Claudia Pössnicker, dass eine große Stadt wie Witten ein eigenes Impfzentrum haben sollte. Die meisten Impflinge konnten die Distanz vom Wohnort zur Kölner Straße in Ennepetal aber heute offenbar überbrücken. Es ist viel los, die Abfertigung klappt schnell.

Niemand ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist

Impfstart in Ennepetal

Manfred Schneider sitzt im Ruheraum des Impfzentrums in Ennepetal. Er wird von seiner Tochter Claudia Pössnicker begleitet.
Manfred Schneider sitzt im Ruheraum des Impfzentrums in Ennepetal. Er wird von seiner Tochter Claudia Pössnicker begleitet. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Johannes Harmes, Medizinstudent, hilft im Zentrum.
Johannes Harmes, Medizinstudent, hilft im Zentrum. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Manfred Schneider, link im Anschnitt, bekommt seine Impfung.
Manfred Schneider, link im Anschnitt, bekommt seine Impfung. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Spritzen mit dem Coronaimpfstoff liegen bereit.
Spritzen mit dem Coronaimpfstoff liegen bereit. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Manfred Schneider und seine Tochter Claudia Pössnicker werden von Dr. Vivian Lorenz beraten.
Manfred Schneider und seine Tochter Claudia Pössnicker werden von Dr. Vivian Lorenz beraten. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Johannes Harmes, Medizinstudent, hilft im Zentrum.
Johannes Harmes, Medizinstudent, hilft im Zentrum. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Hedwig Brand ist mit 99 Jahren eine der ältesten Besucher im Ennepetaler Impfzentrum.
Hedwig Brand ist mit 99 Jahren eine der ältesten Besucher im Ennepetaler Impfzentrum. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Eine Helferin hält ein Fieberthermometer in der Hand.
Eine Helferin hält ein Fieberthermometer in der Hand. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Marlis und Stefan Zeckenbrock aus Sprockhövek.
Marlis und Stefan Zeckenbrock aus Sprockhövek. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Helfer des Impfzentrums in Ennepetal nehmen die Besucher in Empfang.
Helfer des Impfzentrums in Ennepetal nehmen die Besucher in Empfang. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Außenansicht des Impfzentrums.
Außenansicht des Impfzentrums. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Besucher des Impfzentrums im Wartenbereich.
Besucher des Impfzentrums im Wartenbereich. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Janina Röttger, vorne rechts, hilft Besuchern des Impfzentrums.
Janina Röttger, vorne rechts, hilft Besuchern des Impfzentrums. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
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„Bis jetzt hat alles gut funktioniert“, resümiert auch Dr. Christian Füllers. „Allerdings ist niemand mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist.“ Die meisten Senioren seien in Begleitung zu ihrem Termin erschienen. Vom Wetter wollten sie sich nicht abhalten lassen, so Füllers Eindruck. „Die Generation hat schon ganz anderes erlebt. Die stellt sich wegen so ein bisschen Schnee nicht an.“

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Ein paar Ausnahmen gibt es aber doch, wie Jörg Schäfer weiß, Sprecher bei der Stadt Witten. Eine Wittenerin habe heute den Fahrdienst der Stadt angefragt. „Sie hat sich nicht getraut, ihre Mutter nach Ennepetal zu fahren.“ Helfen konnte die Stadt so kurzfristig zwar nicht. Doch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hatte bereits frühzeitig am Montag darüber informiert, dass Impftermine am Dienstag zur gleichen Uhrzeit nachgeholt werden können. Allerdings – mit Blick auf den Wetterbericht – „morgen wird es nicht bedeutend besser sein“, schätzt Schäfer die Situation ein.

Pro Stunde sollen im Impfzentrum 36 Menschen geimpft werden

Termine verfallen nicht

Diejenigen, die aufgrund der Witterung ihren Termin am Montag, 8. Februar, nicht wahrnehmen konnten, dürfen am Dienstag, 9. Februar, zur gleichen Zeit das Impfzentrum aufsuchen. „Hierfür sind weder Umbuchen und Neuanmelden erforderlich“, so Dr. Christian Füllers.

Mit Blick auf die anhaltende winterliche Wetterlage geht er zudem davon aus, dass dieses Angebot auch für den Rest der Woche gelten wird.

Alle Informationen, die für den Besuch an der Kölner Str. 205 in Ennepetal wichtig sind, sowie Hinweise zu Abläufen und notwendige Erklärungen und Formulare hat die Kreisverwaltung auf ihrer Internetseite zusammengestellt: www.en-kreis.de

Auch Jochen Winter, Geschäftsführer der Awo in Witten, rechnet in den kommenden Tagen mit ähnlichen Wetterverhältnissen. Er bleibt aber zuversichtlich, dass seine Mitarbeiter Senioren nach Ennepetal begleiten können. „Solange wir genug Fahrer haben, bieten wir unsere Unterstützung an“, betont er. Andrea Taubitz vom mobilen Pflegeteam in Witten sieht die Situation ebenfalls pragmatisch. „Man kommt durch, man muss nur vorsichtig sein“, sagt sie. „Und es dauert alles locker doppelt so lange.“

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Pro Stunde sollen im Impfzentrum 36 Menschen geimpft werden. Dafür stehen drei Impfstraßen zur Verfügung. Sollten doch einige Impfberechtigte die angebotene Terminverschiebung in Anspruch nehmen, könnte es in den kommenden Tagen voller werden im Impfzentrum. Doch darauf ist der Kreis vorbereitet. Der Impfstoff sei ein paar Tage haltbar, erklärt Dr. Füllers. Ingo Niemann vom EN-Kreis ergänzt: „Wir haben schon geschaut, wie wir den Wartebereich im Impfzentrum vergrößern können.“ Auch beheizbare Zelte können zeitnah aufgebaut werden.

Ab Montag, 15. Februar, erwartet das Impfzentrum dann ohnehin mehr Besucher. Dann wird der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astra Zeneca verimpft – etwa an mobile Pflegeteams oder Mitarbeiter des Rettungsdienstes. Dann will das Impfzentrum in Ennepetal auch schon vor 14 Uhr öffnen.

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