Witten. Die Impf-Aktion gegen Corona ist nun auch in Witten gestartet. Freude herrschte bei den geimpften Senioren, Zurückhaltung bei den Mitarbeitern.
Nun sind auch die ersten Senioren in Witten geimpft. Am Montagmorgen um kurz nach 10 Uhr setzte Dr. Arne Meinshausen die erste Nadel an den Arm einer Bewohnerin des Seniorenzentrums Am Alten Rathaus in Herbede und injizierte den lange erwarteten Impfstoff des Herstellers Biontech Pfizer. Dieser war am Tag zuvor unter Polizeischutz zu dem Heim an der Wittener Straße geliefert worden. Am Sonntag vor einer Woche war die Impfaktion im EN-Kreis in Wetter gestartet.
Nach dem denkwürdigen Pieks ist Seniorin Ilse Barthel erleichtert. Sie hat als zweite Wittenerin die schützende Injektion erhalten. "Ich freue mich so, wir haben lange darauf gewartet", sagt die 67-Jährige, die gemeinsam mit ihrem 82-jährigen Mann im Betreuten Wohnen der Senioreneinrichtung lebt. "Jetzt hoffe ich, dass wir gut durch die restliche Pandemie kommen", sagt sie.
Sich impfen zu lassen ist für die Wittener Senioren eine Selbstverständlichkeit
Sich impfen zu lassen, war für die Seniorin selbstverständlich. "Schon als der Impfstoff in der Entwicklung war, habe ich gesagt, sobald er da ist, lassen wir uns impfen." Der Schutz durch das Vakzin gebe ihr "wieder Hoffnung". Seit nun fast einem Jahr hätten sie und ihr Mann fast gar niemanden gesehen, keinen Besuch empfangen. Denn beide sind vorerkrankt. "Jetzt freue ich mich, dass wir irgendwann wieder ein ganz normales Leben haben können - auch ohne Mundschutz", sagt Ilse Barthel.
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28 Senioren leben im Betreuten Wohnen an der Wittener Straße, 23 von ihnen haben sich impfen lassen. Sie waren am Montagmorgen als erstes an der Reihe. Am Nachmittag sind dann die Bewohner des Altenheims an der Reihe. 36 der 38 Bewohner wollen sich impfen lassen, sagt Pflegedienstleiterin Sabine Goedtke.
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Sie sei sehr froh und auch stolz, dass das Altenzentrum am Alten Rathaus das erste Haus in Witten ist, dass den Impfstoff erhalte. "Die Impfung war quasi ein Weihnachtsgeschenk", sagt Goedtke. Denn an Heiligabend habe man erfahren, dass es am Montag, 4. Januar, losgehen könne. "Es war ein unheimlich hartes Jahr", erzählt die Pflegedienstleiterin. Alle Mitarbeiter hätten sich extrem eingeschränkt, auch privat Kontakte aufs absolut nötigste reduziert. "Sonst hätten wir das nicht geschafft." Gemeint ist damit, dass es in der Einrichtung in Herbede nicht einen Coronafall gegeben hat. Dem Tag der Impfungen haben man dann "entgegengefiebert".
Rund 65 Prozents des Altenheim-Personals will sich impfen lassen
Auch die Mitarbeiter des Altenheims haben am Montag die erste Impfdosis erhalten. 26 von 40 Beschäftigten haben sich dafür gemeldet. Das sind immerhin 65 Prozent. Pflegedienstleiterin Goedtke hatte auf eine höhere Beteiligung erhofft. Sie selbst wird sich impfen lassen. Die Impfungen seien in den vergangenen Wochen das Gesprächsthema Nummer eins gewesen, sagt Goedtke.
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Diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, würden vor allem die schnelle Entwicklung des Impfstoffes kritisch sehen, so die stellvertretende Heimleiterin. Und dass es keine Studie über die Verträglichkeit gebe. Einige hätten auch Angst vor möglichen Schädigungen des Erbguts, vor Unfruchtbarkeit. "Die Mitarbeiter haben sich von Informationen aus dem Internet beeinflussen lassen", bedauert sie.
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"Viele lassen sich verunsichern", weiß auch Heimleier Steffen Ditthoff. Gerade von Theorien, die im Internet kursieren. "Aber wenn man sich fundiert informiert, kann man sich ruhigen Gewissens impfen lassen", findet der 38-Jährige. Er selbst hatte sogar mit einer noch niedrigeren Impfbereitschaft des Personals gerechnet.
Senioren stehen der Impfung aufgeschlossen gegenüber - und freuen sich auf sorgenfreiere Zukunft
Die Skepsis der jüngeren Bevölkerung sind den Senioren aus dem Herbeder Haus fremd. "Man kann doch nur froh sein, dass es so etwas jetzt gibt", sagt etwa Bewohnerin Hilde. "Ich lasse mich ja auch gegen Grippe impfen", so die 79-Jährige. "Ich finde, jeder sollte das machen." Nicht nur für den eigenen Schutz, sondern auch, um die Intensivstationen und die dortigen Ärzte und Pfleger zu entlasten.
Ähnlich sieht das auch Alfred Wellach. "Was besseres kann uns doch gar nicht passieren", sagt der 90-Jährige. "Ich freue mich, dass der ganze Mist jetzt bald zu Ende ist." Läuft alles nach Plan, werden Wellach und die anderen Bewohner des Seniorenzentrums in Herbede in drei Wochen die zweite Dosis des Impfstoffs erhalten. Das Kapitel Corona mit seinen Sorgen und Nöten sollte für sie dann zumindest weitgehend abgeschlossen sein.
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