Witten. An 14 Schulen in Witten sind Kinder in Quarantäne. Eine Verkürzung ihrer Isolation ist trotz des aktuellen Beschlusses nicht in Sicht. Warum?
Nur noch fünf Tage Quarantäne für Schülerinnen und Schüler statt wie bisher 14. Worauf sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern gerade geeinigt haben, weckt auch in Witten bei vielen Hoffnung – vor allem bei den 384 Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern, die sich wegen eines Covid-19-Falls in der Klasse oder Schule derzeit zuhause isolieren müssen. Doch für sie wird die neue Regelung wohl noch nicht greifen.
„Aktuell gelten definitiv die zwei Wochen“, sagt eine Kreissprecherin auf Nachfrage. Denn die Bund-Länder-Konferenz könne keine festen Beschlüsse fassen. Jedes Bundesland habe nun die Freiheit, das Verabredete umzusetzen – und gegebenenfalls auch abzuwandeln. So hatte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer darauf gedrängt, künftig nur noch das infizierte Kind in Quarantäne zu schicken. Im Gesundheitsamt in Schwelm wartet man daher nun auf eine neue Verordnung aus Düsseldorf.
Gesamte erste Klasse der Hellwegschule in Witten wurde in Quarantäne geschickt
Geeinigt hatten sich die Gesundheitsminister auch auf ein einheitliches Vorgehen in Bezug darauf, wer in Quarantäne geschickt wird. Das sollen nun überall nur noch die direkten Sitznachbarn sein. In NRW ist das bereits die Vorgabe. Doch die Gesundheitsämter haben in dieser Frage Spielraum. Man schicke selten ganze Klassen in Quarantäne, heißt es aus Schwelm. Trotzdem kommt es immer wieder vor – so wie ganz aktuell an der Hellwegschule.
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Dort ist eine komplette erste Klasse – 26 Schülerinnen und Schüler der 1b – seit Anfang September in Quarantäne. In der Parallelklasse wurden zehn Kinder nach Hause geschickt. Doch warum gleich so viele? Zum einen gab es nicht einen, sondern gleich drei positive Corona-Tests in der Klasse. „Außerdem sind viele unserer Erstklässler in der OGS“, sagt Schulleiterin Marion Tigges-Haar. Dort haben sie dann auch Kontakt zu anderen Kindern, nicht nur zu ihren Sitznachbarn. Die Schule hält fest, wer mit wem spielt, wer befreundet ist. Zudem essen die i-Dötzchen gemeinsam – natürlich ohne Maske.
„Müssen die Kinder praktisch neu einschulen“
Bei Grundschulen komme es aus verschiedenen Gründen dazu, dass ganze Klassen in die häusliche Isolation geschickt werden, erklärt eine Kreissprecherin. Einer davon ist etwa das gemeinsame Frühstücken im Klassenraum. Auch würden gerade zum Schulstart die Kinder häufiger den Sitzplatz wechseln, damit sie sich gegenseitig kennenlernen. Ein weiterer Faktor kann auch der Sport- oder Schwimmunterrricht, aber auch eine Klassenfahrt sein.
685 Schüler sind kreisweit in Quarantäne
Im EN-Kreis sind aktuell 62 Schüler mit Corona infiziert, 685 Schüler befinden sich in Quarantäne. In Witten sind 29 Schüler positiv getestet, 384 Schüler in Quarantäne. Derzeit hat das Gesundheitsamt vier ganze Klassen in der Stadt in Quarantäne geschickt: am Berufskolleg, der Hellwegschule, am Albert-Martmöller-Gymnasium und der Otto-Schott-Realschule. In Witten gibt es derzeit Coronafälle und damit auch Quarantäneanordnungen an insgesamt 14 Schulen. Betroffen sind neben der Hellwegschule die Grundschulen Brenschen-, Gerichts-, Baedeker-, Bredde- und Bruchschule; die Rudolf-Steiner-Schule, die Gesamtschulen Hardenstein und Holzkamp, das Ruhr-, Schiller-, und Albert-Martmöller-Gymnasium, die Otto-Schott-Realschule sowie das Berufskolleg.
Die Erstklässler an der Hellwegschule waren knapp zwei Wochen ins Schulleben gestartet, als sie in Quarantäne geschickt wurden. „Das ist tatsächlich ein bisschen schrecklich“, sagt Joanna Schäfer, eine der beiden Klassenlehrerinnen der i-Dötzchen. Die Kinder hätten gerade damit angefangen, ritualisiert in ihren neuen Alltag zu kommen. „Das fällt jetzt weg. Wir müssen komplett neu starten, wenn die Kinder zurückkommen, sie quasi nochmal neu einschulen.“
Lehrstoff in Videos vermitteln
Doch sie und Kollegin Jasmin Pienkoß haben sich für ihre Schülerinnen und Schüler etwas einfallen lassen: Nach Schulschluss drehen sie Videos, in denen sie den Lehrstoff vermitteln, und erklären, wie die Aufgaben in den Schulheften zu lösen sind. Didaktisch sei das bei den frisch eingeschulten Kindern natürlich schwierig, so die 39-Jährige. Die Rückmeldungen seitens der Eltern seien aber sehr positiv.
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Der Beschluss der Gesundheitsminister von Montag mache Hoffnung, sagt Joanna Schäfer. Nach fünf Tagen könnten sich Jungen und Mädchen, die als Kontaktperson nach Hause geschickt wurden, dann mit einem negativen PCR-Test freitesten. „So bekommt man das alles ein bisschen besser gewuppt – und die Kinder sind nicht mehr so lange raus“, sagt die Pädagogin. Am kommenden Dienstag dürfen die Hevener i-Dötzchen wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren. „Wir freuen uns schon unglaublich“, so die Lehrerin. „Und hoffen, dass wir ein wenig normalen Schulalltag mit ihnen erleben können.“