Witten. Eine Rad- und Fußgängerbrücke über die Bahngleise in Witten-Annen könnte dort den Verkehr entlasten. Die Politik hat dafür die Weichen gestellt.
Eine alte Idee nimmt Fahrt auf. Annen soll enger zusammenwachsen, dank einer Fuß- und Radfahrerbrücke über die Bahnlinie.
Geplant ist die Querverbindung zwischen dem neuen Bildungsquartier Annen (neben dem Hallenbad) und der Westfalenstraße (nahe HEM-Tankstelle), bis hin zum Rheinischen Esel. Von der Brücke aus würde ein Aufzug auf den Bahnsteig des Bahnhofs Annen-Nord führen. Mit großer Mehrheit hat der Ausschuss für Mobilität jetzt die Stadt mit der Grundlagenplanung beauftragt. Nächste Hürde ist der Ausschuss für Stadtentwicklung am Donnerstag (2.9.).
Anbindung an das neue Bildungsquartier in Witten-Annen
Auf der Fläche zwischen Westfeldstraße, Park der Generationen, KZ-Gedenkstätte und Märkische Straße soll das Bildungsquartier Annen entstehen. Dort werden Baedekerschule und die Märkische Sporthalle abgerissen. Es entstehen ein Schulkomplex, Kinderbetreuung, Dreifachsporthalle, Bürgerzentrum sowie angrenzende Wohnbebauung. In den Plänen für das Bildungsquartier ist ein Brückenkomplex schon eingezeichnet. Denn auch das Planungsamt geht davon aus, dass der Bedarf für eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke in Annen durch das Bildungsquartier noch deutlich wachsen wird.
Bürgerinitiative in Witten kippte ersten Brückenentwurf
In den Annener Köpfen ist die Idee schon lange präsent. Eine 80-Meter-Brücke hatten Stadtplaner Anfang der 1990er Jahre von der Halde Annen aus vorgesehen, als dort oben eine Realschule gebaut werden sollte. Als die Schulpläne scheiterten, sorgte eine Bürgerinitiative dafür, dass auch die Brückenpläne kippten. „Die große Bedeutung dieses Projektes für den Städtebau und Verkehr in Annen muss endlich erkannt werden“, schreiben nun SPD und Grüne in einem gemeinsamen Antrag. Die Brücke könne Probleme lösen, die Annen schon lange belasten, heißt es.
Die Bahngleise zerschneiden den Stadtteil. Wenn die Schranken für die S-Bahn schließen, bremst das den motorisierten Verkehr ebenso wie Fußgänger und Radfahrer aus. Und: Nach wie vor haben Fahrgäste mit Kinderwagen, Rollator oder im Rollstuhl im Bahnhof Annen-Nord große Probleme, weil es dort keinen Aufzug gibt, sondern nur eine vollgeschmierte Unterführung. „Die Ausstattung des Bahnhofs ist ein Armutszeugnis“, sagt Holger Jüngst, der sich für das Projekt engagiert.
SPD-Ratsherr aus Witten: Jetzt schon mit Planung beginnen
Er fordert: Die Brückentrasse soll eine barrierefreie Anbindung an den Bahnhof ermöglichen, aber auch an den Rheinischen Esel, der ein ganzes Stück entfernt liegt. Da gemeinsame Lösungen mit der Deutschen Bahn oft sehr schwierig zu erarbeiten seien, solle mit der Planung ein Büro beauftragt werden, das Erfahrung in der Zusammenarbeit mit dem Konzern hat.
Ausbau des Rheinischen Esels in Annen
Der Ausbau des Rheinisches Esels in Annen steht im bereits vom Rat beschlossenen Radverkehrskonzept, dessen schnellere Umsetzung immer wieder angemahnt wird. In Annen kommt es oft zu Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern, weil die Fahrbahn des Esels zu schmal ist. Für ein auskömmliches Miteinander braucht es auf jeder Seite einen halben Meter zusätzliche Breite. Dies könne gleichzeitig mit der geplanten Asphaltierung des Esels durchgeführt werden, schlagen SPD und Grüne vor. Auch soll es auf dem Annener Stück Beleuchtung geben. Dazu haben die beiden Parteien einen Dringlichkeitsantrag gestellt.
Der SPD-Ratsherr fordert bewusst erst eine Grundlagenplanung, die ermitteln soll, ob ein solches Bauwerk technisch an dieser Stelle überhaupt machbar ist. „Die Schnittstelle mit der Bahn ist dabei die größte Herausforderung“, sagt Jüngst. Mit einer schnellen Umsetzung rechnet er nicht. Aber: „Es macht trotzdem Sinn, jetzt mit der Planung zu beginnen, damit der Bau der Brücke die ihm zustehende Priorität in der Haushalts- und Projektplanung der Stadt Witten erhält und das Ziel nicht aus dem Blick gerät.“ Die Brücke leiste auch einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende und somit zur verkehrlichen Entlastung - vor allem am Bahnübergang in Annen.