Witten. Das Multikulti-Narische Fest auf der Bahnhofstraße in Witten kam gut an. Mit Musik, Tanz und Essen zeigte sich die Straße von ihrer besten Seite.

Die untere Bahnhofstraße ist bunt und lebendig – das ist die Botschaft des Multikulti-Narischen Fests. Am Samstag feierten viele Wittener unterschiedlicher Kulturen gemeinsam bei Live-Musik, Tanz und leckerem Essen – und trotzten dem wechselhaften Aprilwetter. Dazu eingeladen hatten die KulturPlattform und der Unikat-Club. Ihr Ziel: Menschen zusammenbringen und Vorurteile aus der Welt schaffen.

Die untere Bahnhofstraße hat bei vielen Wittenern einen schlechten Ruf. Dabei hat sich dort in den letzten Jahren einiges getan: In ehemals leerstehende Geschäfte sind Restaurants und Supermärkte eingezogen, die Essen aus Syrien oder aus der Türkei verkaufen und einen Treffpunkt für Menschen mit unterschiedlicher Herkunft bieten. „Es ist toll, dass sich die Stadt dadurch wieder mit mehr Leben gefüllt hat“, sagt Martin Strautz von der KulturPlattform, der das Fest mitorganisiert hat.

Gutscheine für die Wittener Supermärkte sollen Vorurteile beseitigen

Ein Problem sei, dass viele Wittener gar nichts von dem vielfältigen Angebot der Läden wissen. Für die Supermärkte werden deshalb am Samstag Gutscheine verlost. Das Syrische Haus, der Kuzey Grill, das City Kebab Haus und Mr. Simit machen ebenfalls mit und verkaufen ihre Leckereien. An Ständen am Straßenrand bieten der Deutsch-Türkische Kulturverein-Witten und der „Ort der Begegnung“ Essen auf Papptellern an.

Eine bosnische Folklore-Gruppe brachte Balkan-Flair auf die Bahnhofstraße in Witten.
Eine bosnische Folklore-Gruppe brachte Balkan-Flair auf die Bahnhofstraße in Witten. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die Wittener Daniel (46) und Tülay (50) teilen sich gerade ein pakistanisches Reisgericht. Sie empfinden die Vielfalt in der unteren Bahnhofstraße als Bereicherung. „Diese Leute sorgen mit ihren Geschäften dafür, dass die Straße nicht stirbt und dass hier noch etwas los ist. Beim Witten Markt gibt es zum Beispiel eine große Auswahl an syrischem Essen in toller Qualität“, sagt der 46-Jährige.

Deutsch-türkisches Paar will Zeichen setzen

Das deutsch-türkische Paar will selbst ein Zeichen setzen und Interesse an anderen Kulturen zeigen. Der schlechte Ruf des Straßenabschnitts beruhe nur auf Vorurteilen – und das zu Unrecht: „Wenn man mal ein bisschen die Augen aufmacht und offen ist, kann man so viel von anderen Kulturen lernen und Neues entdecken“, sagt Daniel.

Ob jung oder alt – die musikalischen Beiträge kamen bei allen Besuchern des „Multikultinarischen Fests auf der Wittener Bahnhofstraße gut an.
Ob jung oder alt – die musikalischen Beiträge kamen bei allen Besuchern des „Multikultinarischen Fests auf der Wittener Bahnhofstraße gut an. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Kulturelle Vielfalt bringen am Samstag auch Musiker, Tänzer und Sänger in die Bahnhofstraße. Laute Trommeln, Akkordeon-Spiel und bosnischer Folklore-Tanz locken viele Wittener an. Selbst auf den Balkonen und an den Fenstern oberhalb der Straße tanzen Menschen mit. Auf der Straße entstehen bunte Bilder mit Kreide, für die Kinder gibt es Luftballon-Figuren. Das gemeinsame Essen und Feiern verbindet – Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, Studierende, Familien und Senioren.

Streetartist Pascal Schulte-Zweckel, genannt Fischer, bemalt beim Multikulti-Narischen Fest die Bahnhofstraße.
Streetartist Pascal Schulte-Zweckel, genannt Fischer, bemalt beim Multikulti-Narischen Fest die Bahnhofstraße. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Auf der Suche nach der nachhaltigen Ernährung der Zukunft

„Essen hat einen sozialen Effekt“, bestätigt Studentin Caroline Rein. Sie ist Teil der Initiative „One Health“ der Uni Witten, die mit einem Infostand vertreten ist. „One Health“ setzt sich für Aufklärung im Bereich Ernährung und Gesundheit ein und sucht nach Lösungen für nachhaltige Ernährung in der Zukunft. „Die Ernährung hat einen großen Einfluss, aber trotzdem lernen wir in der Schule und in der Universität kaum etwas darüber. Essen kann Menschen überall auf der Welt miteinander in Berührung bringen“, sagt Rein.

Interessengemeinschaft der Freien Kunstszene

Der Mit-Veranstalter des Fests, die KulturPlattform, ist eine offene Interessengemeinschaft der Freien Kunstszene Wittens. Sie will den Austausch zwischen Kulturschaffenden und kulturinteressierten Bürgern sowie der Verwaltung und politischen Entscheidungsträger fördern.

Das Multikulti-Narische Fest fand im Rahmen des Kultursommers 2021 statt und wurde durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien mit Mitteln aus „Neustart Kultur“ gefördert.

Miteinander in Kontakt kommen – das ist auch Nataliya Koshel vom Wittener Integrationsrat wichtig. Diese politische Vertretung von Migrantinnen und Migranten in Witten ist ebenfalls mit einem Infostand beim Multikulti-Narischen Fest dabei. „Es ist toll, dass wir diesen Sommer endlich wieder gemeinsam mit vielen Menschen so locker auf der Straße feiern können, nachdem das im letzten Jahr wegen Corona nicht ging“, so Koshel.