Witten. Mit viel Liebe und Leidenschaft hat der Wittener Uwe Nows eine alte Wurstküche zum edlen Weinlager umgebaut. Nun darf hier auch gekostet werden.
Rot-Weiß-Lecker: Der Wein, den der Wittener Genuss-Fan Uwe Nows mit seinem Freund und Nachbarn Frank Drees auf den Markt gebracht hat, hat ein neues, schickes Zuhause bekommen. Er kann ab sofort in Herbede verkostet und gekauft werden. Denn der Umbau der Wurstküche der ehemaligen Metzgerei in der Meesmannstraße 64 zu einer edlen Probier-Stube ist abgeschlossen – und sehr gelungen.
Eigentlich wollte Uwe Nows seinen Verkostungsraum schon im letzten Sommer eröffnen. Dass das nicht geklappt hat, lag ausnahmsweise nicht nur an Corona, sondern an der vielen Arbeit. Denn der Gebäudeteil auf der Rückseite des Hauses, in dem bis vor gut 25 Jahren Schinken gekocht wurden, war nach der Schließung der Metzgerei zur Abstellkammer verkommen.
Wittener hat die Ziegelwände mit Leinölfirnis gestrichen
„Es gab kein Wasser, keine gescheite Elektrik hier, wir mussten die Fenster austauschen, den Boden neu machen“, zählt der 55-Jährige auf. Und dann waren da ja noch die Wände, die weiß gekachelt waren. Die Fliesen wurden von den Wänden gehauen, das schöne, alte Ziegelwerk freigelegt. „Dann haben wir alles abgeschliffen und mit Leinölfirnis gestrichen.“
Ein dreiviertel Jahr haben Uwe Nows und sein Schwager jeden Samstag in dem etwa 50 Quadratmeter großen Raum geackert, dabei fast alles alleine gemacht. Eine Heidenarbeit. „Am schlimmsten war das Schleifen mit dem vielen Staub“, erzählt der Versicherungskaufmann, für den der Wein nur Hobby, aber auch Leidenschaft ist. Aufgeben sei für ihn selbst im schlimmsten Baustellen-Durcheinander jedoch nie eine Option gewesen. Der Traum von der eigenen „Winery“: „Ich hatte eine Vision umzusetzen – und habe meinen Schwager mit der Begeisterung angesteckt.“
Im Räucherofen lagern die Lieblingsflaschen des Witteners
Und tatsächlich haben die beiden alles hingekriegt, was sie sich vorgenommen hatten: In der Kühlkammer ist ein schickes Bad entstanden, der Räucherofen hat ein Fenster bekommen und dient nun als edler Weinschrank. Hier liegen die Lieblingsflaschen von Uwe Nows, das moderne, blaue Licht strahlt dezent durch die neuen Wandöffnung.
Überhaupt: Modern und alt – diese Verbindung ist an jeder Stelle in der Weinstube zu sehen. „Wir wollten den Charakter des Raums erhalten.“ Der Küchentisch stammt aus einer anderen alten Wurstküche, der Holzofen, der den Raum beheizt, ist Hightech: „Er arbeitet pyrolytisch, hat sehr niedrige Emissionswerte“, erklärt Nows. Dafür aber einen hohen Preis: mit 7000 Euro machte er einen großen Batzen des insgesamt 25.000 Euro teuren Umbaus aus.
Weinkumpel: Neuer Rotwein im Sortiment
Interessiert haben Nachbarn und Passanten die monatelangen Arbeiten verfolgt. „Immer wieder haben Leute gefragt, wann wir aufmachen.“ Jetzt können sie sich das Ergebnis ansehen. Fertig ist zwar schon alles seit Anfang des Jahres, aber wegen der Corona-Maßnahmen lässt Uwe Nows erst jetzt Interessierte hinein. Der Versicherungskaufmann hat im Vorderhaus sein Büro, ist daher in der Woche bis mittags eigentlich immer vor Ort. „Oder nach Absprache“, versichert er.
Keine öffentliche Kneipe
Uwe Nows will die alte Wurstküche nicht nur als Weinlager und Verkaufs-Stube nutzen, hier will er auch Weinproben anbieten. Gruppen bis zehn Personen können mit dem „Leckercoach“ einen Termin vereinbaren. Einen öffentlichen Kneipenbetrieb wird es aber nicht geben, betont der 55-Jährige.
Getrunken werden können die Weine auch in der Ruhrgebiets-Pension „Am Stöter“ in Bommerholz oder an der Stehbierhalle „Bude 116 einhalb“ an der Saarlandstraße 116 ½ in Dortmund.
Kontakt: rot-weiß-lecker.de oder 0170/7614069.
Wer möchte, kann die Weine aus der Wittener Rot-Weiß-Lecker-Linie in der alten Metzgerei testen und kaufen. Das Sortiment ist inzwischen auf sechs Sorten angewachsen. Ganz neu: Der „Weinkumpel“, ein vollmundiges Rotwein-Cuvée vom Gault-Millau-prämierten Weingut Dr. Heigel, das extra für Nows abgefüllt wurde – und natürlich wieder ein Revier-Etikett bekommen hat. „Das Foto zeigt meinen Uropa Anton Kolenz, der auch Weinberge hatte und um 1920 aus Slowenien hergekommen ist“, so Nows.
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Auch den Weißwein, mit dem 2018 alles angefangen hat, gibt es noch. Ende des Jahres soll dann der neue Jahrgang kommen. „Er wird etwas trockener sein“, verrät Nows schon. Ob er trotzdem so gut sein wird wie der erste „Lecker Weiß“ bleibt abzuwarten. Die feinherbe Riesling-Spätlese aus dem Rheingau hatte schließlich aus dem Stand beim großen Rewirpower-Test den dritten Platz geholt.