Witten. Beim NRW-Städte-Ranking des Steuerzahlerbundes schneidet Witten bei den Abfallgebühren gut, bei den Abwassergebühren schlecht ab. Die Gründe.
Der Steuerzahlerbund veröffentlicht jährlich sein Städte-Ranking für die Abwasser- und Abfallgebühren in den NRW-Kommunen. In diesem Jahr schneidet Witten - wie schon in Vorjahren - beim Abfall gut, beim Abwasser allerdings schlecht ab.
Bei den Abfallgebühren für 2021 liegt Witten für einen Vier-Personen-Musterhaushalt mit 239,04 Euro unter dem, was in NRW-Kommunen im Landesdurchschnitt gezahlt wird - nämlich 273,93 Euro. Harald Schledorn, Gebührenreferent beim NRW-Steuerzahlerbund in Düsseldorf: „Da kann man Witten loben!“ Bei der Berechnung sei der Steuerzahlerbund von einer jeweils 120-Liter-Tonne für Restmüll und Bioabfall ausgegangen, die beide immer 14-tägig geleert werden. Wichtig: In Witten werden graue und braune Tonnen nicht getrennt, sondern mit einer sogenannten Einheitsgebühr abgerechnet.
In den Wittener Abfallgebühren ist auch eine Sperrmüll-Abfuhr enthalten
Die im Vergleich zu anderen Kommunen moderaten Abfallgebühren beziehen sich nicht nur auf Rest- und Biomüll, wie Wittens Stadtsprecher Jörg Schäfer betont. „Wir gehen davon aus, dass ein Vier-Personen-Haushalt in der Regel mit einer 80-Liter-Restmülltonne auskommt.“ Für deren Abfuhr würden 2021 nur 159,36 Euro fällig. „In den Gebühren enthalten sind außerdem die Abfuhr der Bio- und der Papiertonne. Dazu kann ein Haushalt noch einmal jährlich kostenfrei Sperrmüll entsorgen lassen.“
Durch das relativ einfache System sei der Verwaltungsaufwand geringer, so könnten auch Gebühren niedrig gehalten werden, so Schäfer. Außerdem sei die Stadt über den EN-Kreis am Abfallwirtschaftsverband „EKO-City“ beteiligt, auch dadurch blieben die Entsorgungskosten „vergleichsweise günstig“. Zur Entsorgungskooperation EKO-City haben sich acht Städte und Kreise aus NRW zusammengeschlossen, um bestehende Entsorgungsanlagen logistisch und wirtschaftlich optimal zu nutzen.
Bei den Abwassergebühren liegt Witten über den durchschnittlichen Gebühren im Kreis
Bei den Abwassergebühren muss ein Vier-Personen-Musterhaushalt in Witten - laut Steuerzahlerbund - in diesem Jahr 818,70 Euro entrichten- immerhin rund 92 Euro mehr als Haushalte in anderen NRW-Kommunen im statistischen Mittel. Auch Haushalte in anderen Ruhrgebietsstädten kommen deutlich günstiger davon. So kostet das Abwasser in Bochum nach Berechnungen des Steuerzahlerbundes in diesem Jahr 643 Euro, in Dortmund 646, 60 Euro und in Hattingen 639,40 Euro. Mit noch höheren Kosten als in Witten müssen Vier-Personen-Haushalte in Essen rechnen - nämlich mit 873,40 Euro.
Bei den Abwassergebühren liegt Witten auch leicht über den Gebühren im EN-Kreis. Jörg Schäfer. „Der Durchschnitt der Städte im Kreis liegt bei 800,16 Euro.“ Auf einen Teil der Abwassergebühren habe die Kommune keinen Einfluss, „weil wir Reinhaltungsgebühren an den Ruhrverband und die Emschergenossenschaft abgeben müssen“. Der Grund sei, dass in Witten keine eigene Kläranlage betrieben werde. Schäfer: „Ein Großteil des Abwassers wird auf der Kläranlage Bochum-Ölbachtal vom Ruhrverband gereinigt, ein weiterer Teil auf der Kläranlage Dortmund-Dorney durch die Emschergenossenschaft.“
Entwässerung Stadt Witten betreibt 20 Pumpwerke
Musterhaushalt zahlt fürs Abwasser 726 Euro
Der Bund der Steuerzahler NRW legt jährlich einen Bericht zur Abfall- und Abwassergebühren-Belastung in den jeweiligen Kommunen des Landes vor. Bei den Abwassergebühren 2021 fallen demnach im Landesdurchschnitt für einen Vier-Personen-Musterhaushalt etwa 726 Euro an Kosten an. Bei den Abfallgebühren geht der Steuerzahlerbund bei einem Vier-Personen-Haushalt von einer 120-Liter-Restmülltonne und einer 120-Liter-Biotonne aus, die alle 14 Tage geleert werden. Dafür zahlt ein Haushalt im statistischen Mittel in NRW in diesem Jahr etwa 270 Euro.
Hinzu komme, dass das Bauen und Unterhalten von Entwässerungseinrichtungen - wie etwa Kanäle oder Rückhaltebecken -in eng bebauten Gebieten mit wesentlich höheren Kosten verbunden sei, als in ländlicheren Kommunen. Auch das Alter und der Erhaltungszustand der Kanäle erhöhten die Kosten. Schäfer: „Noch nicht abgeschriebene Kanäle, die das Alter von 80 Jahren noch nicht erreicht haben oder aber älter sind, werden durch neue Kanäle ersetzt, da mehr Starkregenereignisse und eine schlechte Qualität der Rohre aus den 1960er und 1970er Jahren uns zum Austausch zwingen.“
Aufgrund der Lage Wittens betreibe die Entwässerung Stadt Witten (ESW) außerdem 20 Pumpwerke. Diese müssten das Abwasser aus Geländetiefpunkten über Höhenrücken pumpen. Das Vorhalten und Betreiben dieser Anlagen - unter anderem an der Kellerstraße - verursacht nach Angaben der Stadt hohe Strom- und Unterhaltungskosten.