Witten. Überflutete Straßen und sprudelnde Gullys – wären diese Bilder in Witten vermeidbar gewesen? Nein, sagt der zuständige Leiter der Entwässerung.
Straßen, die aufgrund der Wassermassen unpassierbar waren, feststeckende Autos und Gullys, aus denen das Wasser nur so sprudelte: Szenen, wie man sie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag auch in Witten an vielen Stellen beobachten konnte. Wie konnte es dazu kommen?
Die Kanalisation der Stadt sei auf solche extremen Ereignisse einfach nicht ausgelegt, erklärt Rainer Gerlach von der Entwässerung der Stadt Witten (ESW). „Das war ein Starkregen, wie er vielleicht alle hundert Jahre vorkommt.“ Ausgerichtet seien die Kanäle zwar auf heftigen Regen, aber auf solchen, wie er alle fünf bis zehn Jahre einmal vorkommt. „Das jetzt waren einfach enorme Wassermassen“, so Gerlach.
Mehr Niederschlag in einer Nacht als sonst in einem Monat in Witten
Etwa 80 bis 100 Liter pro Quadratmeter prasselten am Mittwochabend auf die Stadt nieder. In wenigen Stunden fiel eine größere Niederschlagsmenge, als sonst in einem ganzen Monat. Auch Rohre mit größerem Umfang würde da nicht mehr helfen, so der Leiter der städtischen Entwässerung.
Auch interessant
Zu sehen war das auch ein weiteres Mal an der Ecke Annenstraße/Schleiermacherstraße unter der Brücke des Rheinischen Esels. Dort hatte die ESW vor einigen Jahren den dortigen Regenwasserkanal von 1,20 Meter auf 1,80 Meter Durchmesser erweitert. Dennoch stand die Ecke auch bei weniger heftigen Unwettern wie dem jetzigen unter Wasser. Und unendlich vergrößern könne man die Abwasserkanäle eben auch nicht. „Bei normalem Wetter oder Trockenheit würde sonst nichts mehr abfließen.“
Kanal an der Herbeder Straße soll erweitert werden
Vergrößern will die ESW aber den Kanal, der entlang der Herbeder Straße Richtung Bochum verläuft. „Was dieser Kanal nicht fassen kann, läuft in den Wannenbach“, so Gerlach. Bei dem Unwetter vom Mittwoch sei das einer der Schwachpunkte gewesen.
Der Kanal Richtung Bochum, der aktuell einen Durchmesser von 80 Zentimetern hat, habe die Wassermassen nicht aufnehmen können. Das Ergebnis waren überflutete Gärten und Keller der Anwohner an der Herbeder Straße. Doch, schränkt Gerlach ein, auch nach der geplanten Erweiterung 2023 auf bis zu 1,40 Meter Durchmesser werde der Kanal nicht auf solche Ereignisse wie am Mittwoch ausgelegt sein.
Schäden am Abwassersystem sind durch den sintflutartigen Niederschlag nicht entstanden. Es habe aber in der Nacht auf Donnerstag einige Ausfälle bei den Pumpanlagen gegeben. Sie waren heiß gelaufen. Auch die Regenrückhaltebecken der ESW waren teilweise übergelaufen und sind durch eingespültes Laub, Äste und Dreck verunreinigt. Sie sollen nun nach und nach gereinigt werden.