Witten. Eine neue Beratungsstelle in Witten hilft Beschäftigten und Firmen bei der Weiterbildung im Beruf. Warum sie das tut und wer dahintersteckt.

Wer sich beruflich weiterbilden will, um den Anforderungen im Job standzuhalten oder überhaupt Arbeit zu finden, kann sich an die neue Beratungsstelle der VHS in Witten wenden. Sie ist nicht Teil des allgemeinen Kursprogramms, sondern eines von bundesweit 40 geförderten Modellprojekten.

Die Partner des neuen Weiterbildungsverbunds Ruhr: (v.li.) Simone Vogel (Bildungsinstitut Bochum), Bettina Sommerbauer (VHS Witten), Mario Nietz (VHS Bochum), Bundestagsabgeordneter Ralf Kapschack und Birgit Westphal (Gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft Herne).
Die Partner des neuen Weiterbildungsverbunds Ruhr: (v.li.) Simone Vogel (Bildungsinstitut Bochum), Bettina Sommerbauer (VHS Witten), Mario Nietz (VHS Bochum), Bundestagsabgeordneter Ralf Kapschack und Birgit Westphal (Gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft Herne). © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

„Wir sind stolz darauf, dass wir als VHS neben Universitäten und Kammern den Zuschlag bekommen haben“, freut sich Direktorin Bettina Sommerbauer. Sie ist damit nicht alleine. Mit im Boot sitzen die VHS Bochum, das Bochumer Bildungsinstitut Vogel und die Gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft Herne. Denn es geht darum, über den Tellerrand zu schauen und gemeinsam als Weiterbildungsverbund Ruhr in der Region etwas für die Menschen zu tun.

Wittener Lotsin führt durch den Dschungel an Möglichkeiten

Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie fühlen sich in Ihrem Unternehmen nicht fit genug, was die digitale Technik angeht, wollen aber gerne mithalten. Oder Sie suchen Arbeit und wollen dafür ihre Qualifikation verbessern. An wen wenden Sie sich? Wer bietet beispielsweise Excel-Kurse an? Oder auch nur einen Schein, der zum Fahren von Gabelstaplern berechtigt? Welche Rechte auf Bildungsurlaub gibt es?

Die neue Beratungsstelle macht das eigene, oftmals mühselige Herumsuchen im Netz überflüssig und bietet niederschwellige Hilfe. Denn hier sitzen Experten, die entsprechend vernetzt sind und den Überblick über Angebote in der Nähe haben. In Witten führt Beate Wallerich als Lotsin durch den Dschungel der Möglichkeiten.

Auch kleinere Wittener Firmen können profitieren

Oder anders herum: Nicht nur Beschäftigte, auch Firmen können von der Beratung profitieren. Man richte sich vor allem an kleinere und mittlere Unternehmen, sagt VHS-Chefin Bettina Sommerbauer. Denn diese beteiligten sich nachweislich weniger an Weiterbildung als große Betriebe. Viele würden etwa der Digitalisierung noch immer hinterherhinken. „Bis vor zehn Jahren hatten etliche keine Homepage. Doch eine Firma ohne Homepage existiert quasi nicht. Da gibt es weiterhin extremen Nachholbedarf.“ Auch da versucht die Beratungsstelle, mit passgenauen Angeboten zu unterstützen.

Wissen, sagt die VHS-Leiterin, „hat heute eine kurze Halbwertzeit“. Alle vier Jahre müsse man mit höheren Anforderungen rechnen, was das Know-how betrifft – im IT-Bereich sogar alle anderthalb Jahre. „Der massive Strukturwandel, nicht zuletzt durch Corona, erfordert lebenslanges Lernen“, sagt auch Ralf Kapschack. Der SPD-Bundestagsabgeordnete hat sich deshalb für den Aufbau von Weiterbildungsverbünden eingesetzt.

Netzwerk für das Mittlere Ruhrgebiet

Die Idee, sich an dem Programm zu beteiligen, hatte dann Simone Vogel vom Bochumer Bildungsinstitut. „Bei uns gab es bis dahin keinerlei Verbundstruktur, anders als etwa in Dortmund mit seinem Weiterbildungsforum.“ Weil aber nicht jeder alles wissen könne, fasste sie den Plan, ein Netzwerk für das Mittlere Ruhrgebiet zu etablieren. Vogel kontaktierte mögliche Partner, darunter die VHS Witten-Wetter-Herdecke. Der bestehende Verbund soll nun weiter wachsen. IG Metall, Wirtschaftsförderung oder Arbeitsagentur hätten bereits Interesse signalisiert.

Drei Jahre läuft die Förderung des Projekts. Die Gesamtkosten liegen bei einer Million Euro. 70 Prozent übernimmt der Bund. Damit danach nicht alles im Sande verläuft, will der Verbund eine Plattform im Netz errichten, auf der zum Beispiel Firmen ihren Weiterbildungsbedarf angeben können. „Wir wollen ja nachhaltig sein“, sagt VHS-Chefin Sommerbauer. Auch für die VHS selbst bedeute die Teilnahme am Verbund und die Einrichtung der Beratungsstelle einen Imagewechsel hin zum „Dienstleister für lebenslanges Lernen“.